Sozialwohnungen:Mangelware Wohnraum

Der Verband Wohnen will am Tutzinger Kallerbach bauen. Die Grünen glauben, die kommen nur wenigen zugute

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Günstige Wohnungen werden in Tutzing benötigt, darüber ist man sich im Gemeinderat einig. Der Verband Wohnen im Kreis Starnberg kündigte an, am Kallerbach etwa 60 Wohneinheiten zu schaffen. Überwiegend ist an Zwei-Zimmer-Wohnungen gedacht. Auf dem lang gestreckten Hanggrundstück am südlichen Ortseingang Tutzings sollen dazu mehrere drei-, maximal viergeschossige Gebäude entstehen. Sie sollen so angeordnet werden, dass sie wie ein Lärmschutzriegel wirken. Der Zweckverband plant auf dem Areal, das ihm gehört, hauptsächlich Sozialwohnungen, einige werden frei finanzierbar sein. Der Baubeginn ist für 2017 anvisiert. Als Verbandsvertreter das Vorhaben den Gemeinderäten vorstellten, ernteten sie überwiegend Zustimmung.

Bei der Grünen-Fraktion stößt das Konzept, an dieser Stelle überwiegend Sozialwohnungen zu bauen, allerdings auf Unverständnis: Christine Nimbach und Bernd Pfitzner sind der Ansicht, dass davon nur ein kleiner Teil der Bevölkerung Tutzings profitieren werde. Sie kreiden Bürgermeister Rudolf Krug an, er habe das Einheimischen-Modell gekippt, das im Juli 2014 für das Neubauprojekt am Kallerbach auf den Weg gebracht worden sei. Es sei auch in einem alten Bebauungsplan als Einheimischen-Modell gekennzeichnet gewesen. Die Grünen- fühlten sich in der Sitzung "überrumpelt". Pfitzner teilt in einer Presseerklärung mit: "Auf vorherige schriftliche Anfrage hin bekamen wir nicht viele weitere Informationen vom Bürgermeister. In der Sitzung selber gab er uns dann allerdings nicht Zeit, die Vorgaben des "Verbandes Wohnen" durchzulesen, geschweige denn zu diskutieren."

Bürgermeister Krug verwahrte sich gegen die Vorwürfe. Er betonte, dass das Einheimischenmodell schon seit geraumer Zeit nicht mehr am Kallerbach vorgesehen gewesen sei, aber an anderer Stelle verwirklicht werden solle. Was genau gewünscht werde, ermittle man in einer Bedarfserhebung. Die Grünen beantragen dazu jetzt, neben Einzel-und Doppelhäusern auch Eigentumswohnungen anzubieten und ein entsprechendes Grundstück vorzusehen. Denn für "eine breite Mittelschicht" würden weder die Sozialmietwohnungen in Frage kommen noch ein Einheimischen-Modell ausschließlich mit Einzel- und Doppelhäusern. Denn die seien nur für Familien mit einem guten bis sehr guten Haushaltseinkommen und einem Mindestmaß an Eigenkapitalausstattung finanzierbar.

Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) zeigte sich brüskiert, dass der Verband Wohnen mit seinem Geschäftsführer Michael Vossen nicht nur das Vorhaben skizzierte, sondern gleich den Rahmen für einen Architektenwettbewerb nach der Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) festzurrte. Der Ortsplanungsreferent sah dadurch die Planungshoheit der Gemeinde außer Kraft gesetzt. In der Jury, die die Entwürfe begutachtet, werden jedoch neben Kreisbaumeister Christian Kühnel auch aus Tutzing Bürgermeister Krug, Bauamtsleiter Klaus Menzinger, Gemeindearchitekt Florian Burgstaller und Wolfgang Marchner mit am Tisch sitzen.

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