Tutzing:Mandokis Welt

Schüler besuchen das Tonstudio des bekannten Musikers und Produzenten und staunen über die Technik.

Nicole Steib

Beim Betreten des Grundstücks von Leslie Mandokis Tonstudio lassen bereits ein Dutzend Parkplätze - reserviert für Phil Collins, Peter Maffay oder andere Musikkünstler - erahnen, dass schon so einige musikalische Berühmtheiten in Mandokis Räumlichkeiten gearbeitet haben. Im Inneren der "Red Rock Studios" bestätigt sich der Eindruck: goldene Schallplatten, Poster und Fotos mit internationalen Musikern wohin das Auge reicht. Auch den Anblick eines Regieraums kennt man sonst nur aus dem Fernsehen: Knöpfe, Hebel, überdimensional große Boxen - ein Raum voller Technik. Hier erklärt der leitende Toningenieur, Spike Streefkerk, den Schülern der achten und neunten Klasse des Gymnasiums Tutzing gerade, wie man Musik nach dem Einsingen verarbeitet. Der Nachmittag im Tonstudio von Leslie Mandoki zum Thema "Wie werde ich zum Musikstar" ist ein Programmpunkt des Studiums Generale.

Nachdem schon die Geräte im Regieraum die Schüler in Staunen versetzen, ruft eine kleine Schlagzeug-Vorführung Mandokis im Tonstudio das erste "Wow" bei einem Achtklässer hervor. Einen Nachmittag lang dürfen die Gymnasiasten nun in die Welt eines internationalen Komponisten und Musikproduzenten eintauchen. Ganz unverblümt und ehrlich erzählt Mandoki von seiner Karriere. Und dabei blieben die Schattenseiten seines Berufs nicht verborgen: Heute New York, morgen Shanghai und übermorgen Tutzing - das mag zunächst für alle der Dreizehn- und Vierzehnjährigen "cool" klingen, aber dass Mandokis Beruf auch bedeutet, eine 100-Stunden-Arbeitswoche zu haben, holt die Jugendlichen schnell in die Realität zurück. Denn in der ganzen Welt zu arbeiten, heißt auch: Man ist seltener in seiner Heimat, bei der Familie.

Warum er Musiker geworden sei, wird Leslie Mandoki gefragt? Eigentlich wollte er Dichter werden, sagt er. Aber seine Musikkarriere war wie vorbestimmt: Sein Vater, sein Großvater, sein Sohn - alle Generationen mischten in der Branche mit. "Es liegt uns einfach im Blut", resümiert Mandoki. Und auch Lampenfieber habe er noch nie gehabt. Diese Aussage verwundert die Schüler enorm. Für Mandoki aber ist das ganz leicht zu erklären: "Wenn man ein Konzert vor 8000 Menschen gibt, dann sind sie alle deinetwegen da. Sie wollen dich lieben. Ich stehe also oben im Scheinwerferlicht und das Publikum unten im Dunkeln. Ich kann auf der Bühne machen was ich will, ohne dass mir jemand dazwischenfunkt oder jemand aus dem Publikum etwas sagen kann. Bei einem Konzert bin ich mit dem Publikum nicht auf gleicher Augenhöhe. Wenn ich es da nicht bringe, wann dann?" Seine Zeit bei Dschinghis Khan halte er lieber im Hintergrund, denn damals fühlte er sich nur auf diese Band reduziert. Er sei gewiss kein Held, aber aus einem Menschen mit Migrationshintergrund kann eben doch was werden, scherzt der gebürtige Ungar.

Auch ernste Themen, wie der illegale Download von Liedern, brachte er zur Sprache. "Hinter den Songs steckt das geistige Eigentum der Künstler. Auch dafür soll jeder bezahlen wie für ein Brötchen beim Bäcker", fordert er.

Auf jeden Fall brauche man die richtige Leidenschaft und Emotionalität, um in der Musikbranche erfolgreich zu arbeiten, sagt der Musiker, Produzent, ehemalige "Boy of the year" bei Bravo, Literaturpreis-Gewinner und Grand Prix-Teilnehmer Mandoki den Schülern.

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