Rührkuchen, Obstkuchen und Torte: Das sind die drei Preisklassen, in denen Hobbybäckerinnen und - konditoren am Samstag, 26. April, in Tutzing antreten können. Es ist ein Wettbewerb für einen guten Zweck: Der Reinerlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen geht an Tutzinger Tafel „Tischlein Deck dich“, der Erlös aus Häkelprodukten jeweils zur Hälfte an die Münchner Bahnhofsmission und das Förderprojekt „Atelier La Silhouette“. Gabriele von Brühl-Störlein hat den Wettbewerb ausgerufen. Ein Gespräch über Qualitätskontrolle und Quotenmänner.
SZ: Kuchenbackwettbewerb, das klingt erst mal ziemlich nach Biedermeier.
Gabriele Gräfin von Brühl-Störlein: Ach, im Ausland ist das viel typischer. Uns geht es einfach darum, die Tutzinger zusammenzubringen, unabhängig von Kirche oder Parteipolitik. Ehre und Spaß, das ist unser Motto.
Tutzing gilt als latent gespalten zwischen Einheimischen und Zugezogenen, auch die neue Flüchtlingsunterkunft hat zunächst für Unmut gesorgt, dazu kommt die Weltlage. Sie wollen den Tutzingern die schwierigen Zeiten versüßen?
So kann man es sehen. Es ist doch immer spannend, wenn Menschen zusammenkommen, die sich sonst nicht begegnen. Da kann jeder mal links und rechts schauen.
Die Jury ist mit Ortsprominenz besetzt, unter anderem kommen Akademiedirektor Udo Hahn und Bürgermeister Ludwig Horn. Wahrscheinlich war es nicht schwer, sie zu überzeugen?
Insgesamt waren das schon viele Telefonate. Aber Udo Hahn etwa ist ja ohnehin als Süßzahn bekannt (lacht). Allerdings bekommt jedes Jurymitglied nur eine Kuchengabel von jedem Backwerk; der Großteil soll schließlich in den Verkauf gehen.
Nach welchen Kriterien werden die Kuchen bewertet? Fluffigkeit, Geschmack, Optik?
Da zählt schlicht der Gesamteindruck. Wir operieren ja nicht nach Lebensmittelrichtlinien. Jedes Jurymitglied kann fünf Punkte nach Belieben auf die Kuchen verteilen; der mit den meisten Punkten gewinnt. Sollten wir mit 100 Kuchen überrannt werden, kann man die Jury auch aufteilen.
Organisiert wird der Wettbewerb von der Strick- und Häkelgruppe „Flotte Masche“. Wie ist die zustande gekommen?
Vor etwas mehr als einem Jahr saß ich zu Hause und wusste nicht mehr, was ich mit der ganzen Wolle anfangen soll, die sich bei mir angesammelt hatte. Dann dachte ich: Helfe ich eben obdachlosen Menschen. Also habe ich Mützen drauflos gestrickt und bei der Münchner Bahnhofsmission abgegeben, inklusive einem Packen Socken von Oma Helga. Am Ende waren es immerhin nur noch drei Kisten Wolle.

Geradezu überschaubar.
Ich dachte: Wenn es mir schon so geht mit der ganzen Wolle, geht's anderen ja vielleicht ähnlich. Also habe ich einen Aufruf gestartet und die Gruppe gegründet. Seitdem treffen wir uns jeden Freitagnachmittag zwischen 14.30 Uhr und 16 Uhr und stricken für den guten Zweck. Ganz ohne Erfolgsdruck, jede wie sie kann. Am Anfang waren wir fünf, mittlerweile sind wir 37 Frauen. Alle per du, da haben sich ganz neue Freundschaften gebildet.
Männer haben Sie noch keine in Ihr Projekt verstrickt?
Wir warten auf den ersten Quotenmann. Einer hat sich mal angemeldet, sich dann aber doch nicht getraut. Dabei würde er mehr über Frauen erfahren, als er je wissen will.
Noch mal zum Kuchenwettbewerb. Ist die Jury gewappnet vor Täuschungsversuchen à la Coppenrath & Wiese?
Die Frauen, die die Kuchen annehmen, sind gebrieft.
Wie läuft es bisher mit den Anmeldungen?
Noch überschaubar. Eine 14-Jährige hat gleich eine ganze Bewerbung geschickt, total süß. Eine andere aus Traubing möchte gleich in allen Kategorien antreten. Wir sind wirklich für alles offen. Die Kuchen müssen auch überhaupt nicht perfekt aussehen. Einfach vorbeikommen, notfalls mit einer Fertigbackmischung, oder einfach zum Schlemmen. Dann kann die große Kuchenschlacht beginnen.
Der Wettbewerb findet im Gemeindehaus der evangelischen Christuskirche an der Hörmannstraße 8 in Tutzing statt. Kuchen können zwischen 11 und 12 Uhr abgegeben werden. Um 14 Uhr gibt Bürgermeister Ludwig Horn die Gewinner bekannt, dann beginnt der offene Verkauf. Anmeldung bis 23. April unter flottemasche.tutzing@web.de. Besucher sollen eigenes Geschirr mitbringen.

