Energiewende:Rückendeckung für "Tutzing klimaneutral 2035"

Energiewende: Balkonkraftwerke können ein wichtiger Baustein für die Energiewende sein.

Balkonkraftwerke können ein wichtiger Baustein für die Energiewende sein.

(Foto: Robert Poorten/IMAGO)

Der Gemeinderat fasst einen entsprechenden Beschluss - nur bei einer Person kommt deswegen Befremden auf.

Von Viktoria Spinrad, Tutzing

18 Jahre ist es mittlerweile her, dass der Landkreis Starnberg sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2035 klimaneutral zu werden. Bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg - allein beim Anteil erneuerbarer Energien liegt der Landkreis mit 15,6 Prozent weit hinter dem bundesweiten Schnitt von 42 Prozent - geschweige denn dem Ziel von 100 Prozent. Nicht zuletzt wegen der hohen Grundpreise, die es nicht einfacher machen, ein Areal mit einem Solarfeld zuzupflastern.

Leicht über dem Landkreisschnitt liegt indes Tutzing mit 17,7 Prozent. Seit Marco Lorenz und Uta Waldau vor Ort eine Bürgerinitiative gegründet haben, gibt es immer wieder Vorstöße für Balkonkraftwerke und gemeinschaftlichen Solarstrom vom Dach. Dafür gibt es nun offiziellen Rückenwind von der Gemeindepolitik. Der Gemeinderat hat einen Grundsatzbeschluss verabschiedet, sich hinter die Ziele der Bewegung zu stellen - wie die Erneuerung eines Eheversprechens, nur eben mit Blick auf den Klimawandel. Damit ist Tutzing die erste Kommune im Landkreis, die einen solchen Beschluss für sich gefasst hat.

"Wir müssen schauen dass wir unser Leben enkeltauglich machen. Es ist unser völkerrechtliche Verpflichtung", mahnte Bernd Pfitzner (Grüne), der selber eine der treibenden Kräfte im Ort hinter der Bewegung ist. Und Treibkraft, die braucht es: Denn die Gemeindekasse ist leer, größere Nachhaltigkeitsprojekte sind derzeit kaum drin. Umso größer sitzt hier teilweise der Frust, dass die Bürger von sich aus nicht noch aktiver werden. "Es ist absolut 5 nach 12", mahnte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW). Die Gemeinde mit ihren Liegenschaften könne da nicht viel ausrichten, "es muss von allen Bürgern unterstützt werden."

Befremden kam allein bei Stefanie Knittl (SPD) auf. Sie verstehe nicht, warum es diesen Beschluss 18 Jahre nach dem Kreistagsbeschluss brauche, erklärte sie. "Hier fehlen konkrete Maßnahmen." Damit traf sie durchaus den Kern der Sache. Zwar gibt es ein Effizienznetzwerk, Elektrofahrzeuge und LED-Leuchten, doch der große Wurf ist der Gemeinde bisher nicht gelungen. Und ohne die oft als "Ablasshandel" kritisierten CO2-Ausgleichsmaßnahmen kann auch eine Kommune wie Tutzing nicht klimaneutral werden.

Doch auch in Tutzing wissen sie, dass es eben ehrgeizige Ziele braucht, um die Menschen überhaupt zu aktivieren. Konkret sollen nun alle Entscheidungen der Gemeinde auf ihre Klimafreundlichkeit überprüft werden. Natürlich, betonte Initiator Lorenz, solle der Beschluss auch in effektiv umgesetzten Maßnahmen münden. Wie das gehen kann, veranschaulichte Gemeinderat Georg Schuster. Er habe bereits seit 2006 eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, sagte er. "Wir müssen mehr Engagement zeigen." Das bekräftigte auch der Lorenz: "Wir müssen schneller arbeiten als in den letzten 10 bis 15 Jahren", so der Initiator.

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