Tutzing:"Ich will ein Hotel"

Der Tutzinger Gemeinderat Wolfgang Marchner besteht auf den Plänen für das Seehof-Areal. Sein erbostes Verlassen der Sitzung könnte Folgen haben

Interview von Manuela Warkocz, Tutzing

Wolfgang Marchner sitzt im Biergarten in Deutenhausen vor einer Halben. Er hat Zeit für ein Interview. Das jahrzehntelange Tutzinger Reizthema "Seehof" treibt den 80-Jährigen um. Das ehemalige Hotel in Seenähe mit seinen Folgeplänen brachte Marchner vor mehr als 20 Jahren dazu, sich in Tutzings Kommunalpolitik einzumischen. Mit seiner Initiative "Bürger für Tutzing" kam er 2002 in den Gemeinderat. Dort stand Ende Juli der Seehof mal wieder auf der Tagesordnung - und mitten in der Debatte stand Marchner auf, stürmte aus dem Saal. Seinen unentschuldigten Abgang kann der Gemeinderat laut Gemeindeordnung mit einem Ordnungsgeld bis zu 250 Euro bestrafen.

SZ: Herr Marchner, Sie haben gerufen "Mir reicht's" und das Rathaus unter Protest verlassen. Warum eigentlich?

Wolfgang Marchner: Auslöser war, dass die CSU, die immer für ein Hotel war, sich jetzt davon abwendet und mit Eigentumswohnungen liebäugeln. Dabei gibt's überhaupt keine nachvollziehbaren Gründe, die Hotelpläne aufzugeben. Die jetzigen Eigentümer haben das Grundstück vor Jahren als reines Hotelgrundstück erworben. Das ist es nach wie vor. Warum soll sich der Gemeinderat plötzlich zum Steigbügelhalter für Spekulanten machen?

Tutzing: Das Hotel Seehof dominierte bis zum Abriss im Jahr 2003 die Seeufer-Ansicht Tutzings. Bürgermeisterin Marlene Greinwald soll mit dem jetzigen Eigentümer, der Schlosshotel Tutzing GmbH, einen Kompromiss aushandeln.

Das Hotel Seehof dominierte bis zum Abriss im Jahr 2003 die Seeufer-Ansicht Tutzings. Bürgermeisterin Marlene Greinwald soll mit dem jetzigen Eigentümer, der Schlosshotel Tutzing GmbH, einen Kompromiss aushandeln.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Naja, "plötzlich" klingt seltsam. Schließlich geht das Gezerre um den Seehof schon 27 Jahre. Wird's da nicht mal Zeit für eine Lösung? Einen Kompromiss, wie er jetzt im Gemeinderat anklang, mit Wohnungen auf halber Hotelgröße, dazu öffentliche Flaniermeile und Grünanlage?

Nein, man muss das Thema nicht mit Hauruck zu Ende bringen. Das wäre eine schlimme Fehlentscheidung für den Ort. Der Anwalt der Gemeinde, Volker Gronefeld, versichert uns, dass wir nach wie vor berechtigt sind, Hotelnutzung zu fordern. Wir haben erst Anfang Juli einen Antrag auf Wohnbebauung abgelehnt und signalisiert, dass wir weiter ein Hotel wollen. Jetzt geht der Blödsinn wieder von vorn los.

Was meinen Sie mit "Blödsinn"?

Neue Beauftragungen an Architekten, Pläne, Kosten. Ich schätze, dass im Lauf der Jahre dafür schon weit über 100 000 Euro an Steuergelder verbraten wurden.

Was wollen Sie denn nun?

Ich will ein größenmäßig angemessenes Hotel, wie es der Bebauungsplan vorsieht. Und Hotel heißt: keine Privathäuser und auch keine drei oder vier Häuser mit Eigentumswohnungen.

Es hieß, ein Hotel rentiere sich nicht.

Gemeinderat Wolfgang Marchner; Gemeinderat in Tutzing

Wolfgang Marchner ist Gemeinderat der Gruppierung "Bürger für Tutzing" und Baureferent. 1997 stieß er den ersten Bürgerentscheid zum Seehof an. Was aus dem Areal werden soll, treibt viele um.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das entbehrt jeden Nachweises. Warum soll direkt am See ein Hotel mit vielleicht 4000 Quadratmeter, zirka 40 Zimmern nicht funktionieren? Das muss ja kein Fünf-Sterne-Haus sein. Wer Besuch von auswärts bekommt, kann ihn oft nicht in Tutzing unterbringen, weil alle Betten ausgebucht sind. Dazu kommt, dass wir jetzt "Erholungsort" werden wollen. Auf der einen Seite den Tourismus ankurbeln, auf der anderen kein Hotel wollen - das passt für mich nicht zusammen.

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