Tutzing:Rückkehr ins Kuchenparadies

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Das Haus wurde 1913 erbaut. Gegründet und über zwei Generationen geführt hat es die Familie Hofmair. Hans Hofmair, der später Vizebürgermeister war, kaufte es 1928. Auf ihn folgte sein Sohn Hans Hofmair, der es bis 1985 zusammen mit seiner Frau Margarete führte. (Foto: privat/oh)

Im Tutzinger "Hofmair-Haus" soll ein Café-Bistro entstehen. Die Betreiber sind Nachfahren des Konditormeisters, der dem Gebäude den Namen gab

Das "Hofmair-Haus" an Tutzings Hauptstraße steuerten ganze Generationen an, wenn sie sich was richtig Gutes gönnen wollten. Der Ruf des Cafés ging weit über Tutzing hinaus. Jetzt wollen Nachfahren von Konditormeister Hans Hofmair das renovierungsbedürftige Jugendstilhaus aus dem Jahr 1913 sacht sanieren, erweitern, und ab Frühjahr 2022 Gäste in einem stilvollen Café-Bistro bewirten.

Die Ursprünge der Gastronomie an der Ecke Hauptstraße/Hallberger Allee liegen schon vor 1913. Da fabrizierte ein "Tandler" Limonaden. Seine "Kracherl" verkauften sich erfolgreich. Konditormeister Georg Dreher ließ dann anstelle der "Limonadenfabrik" das stattliche Haus errichten und begründete die Café-Tradition. Auf ihn folgte als Besitzer 1928 Hans Hofmair. Er gab dem Haus den bis heute bekannten Namen, der auch auf der Fassade prangt. Nach dem Krieg, 1945, war das Café von amerikanischen Besatzungstruppen beschlagnahmt. Sie kochten dort, wobei Familie Hofmair in der Backstube weiter arbeiten konnte. Hofmair senior amtierte lange als Tutzings Vizebürgermeister, war sogar einige Monate Bürgermeister, bevor 1970 Alfred Leclaire gewählt wurde.

Das "Café Hofmair" galt in der Nachkriegszeit einer "der" Treffpunkte von Tutzing. "Viele bekannte Bürger waren dort regelmäßig zu Gast, es gab Stammtische, Skat-, Schach- und Kartenrunden", weiß Lorenz Goslich, der in die Hofmair-Familie eingeheiratet hat. Viele Stammkunden seien oft eigens aus München nach Tutzing gekommen. Die Konditorei lieferte ihre Kuchen und Torten über Tutzing hinaus bis Ammerland und Ambach. In Tutzing zählte das Hotel "Seehof" zu den langjährigen Kunden. Hans Hofmair junior führte das Café schließlich bis 1985 mit seiner Frau Margarete. Dann wurde es verpachtet, zunächst an Franz Clement und seine Familie, heute "Chococult" in Bernried, dann an die Bäckerei Höflinger, seit 2006 an Ümüt Erin. Dessen Pachtvertrag läuft Ende Juli in allseitigem Einverständnis aus.

Die Familientradition des Hauses wollen nun Hofmair-Enkel Sebastian Goslich und seine Frau Verena übernehmen. Sie möchten mit ihren beiden Kindern die oberen Stockwerke beziehen, Richtung Westen einen Anbau vergrößern und die Gastronomie auf je 20 Plätze innen und außen ausrichten. Der Garten soll privat genutzt werden, stattdessen sind mehrere Terrassen geplant, auch am künftig breiteren Gehweg der Hauptstraße. Das Angebot soll vom Frühstück über ein "Bistro To Go" am Mittag, Café-Gourmand (Espresso mit Mini-Desserts) am Nachmittag bis zu "Wine &Dine" am Abend reichen. Das Gastro-Konzept ist Sache von Verena Goslich. Die 32-Jährige hat während ihres Studiums "Internationale Wirtschaftskommunikation" Erfahrung in der Gastronomie gesammelt. Damit es professionell läuft, will sie einen Koch einstellen. Sie hofft, dass sich die Corona-Lage bis zum Start entspannt.

Ingenieur Sebastian Goslich, 33, ist mehr für die bauliche Seite zuständig - später soll ein Einfamilienhaus hinter dem historischen Anwesen entstehen. Bei den Gemeinderäten im Bauausschuss kam das neue Konzept für das Hofmair-Haus am Dienstag prinzipiell gut an. Der Vorbescheid erhielt Zustimmung. Als "zu eng" wurde aber die erwünschte Zufahrt über die Schmiedgasse abgelehnt. Und offen ist, ob für Gäste und Bewohner eine Tiefgarage vorzusehen ist.

© SZ vom 14.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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