Tutzing:Herkules lässt grüßen

BR-Intendant Ulrich Wilhelm baut seinen Sender um und erhält dafür den "Tutzinger Löwen", der für Weltoffenheit steht.

Wolfgang Prochaska

Tutzinger Löwe für BR-Intendant Wilhelm

BR-Intendant Ulrich Wilhelm (rechts) wird von Akademiedirektor Udo Hahn mit dem Tutzinger Löwen der Evangelischen Akademie Tutzing ausgezeichnet. Foto: Fuchs

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Udo Hahn bevorzugt durchaus auffällige Kleidung. Eine weinrote Hose, dazu vielleicht ein gelbes Hemd und ein dunkelbraunes Sakko - ja, warum denn nicht? Am Sonntagabend fiel der Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing kaum unter den etwa 70 geladenen Gästen auf. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und nur die giftgrüne Krawatte und das gleichfarbige Einstecktuch ließen ahnen, dass er farblich auch mehr kann.

An diesem Abend war Hahn Gastgeber und Laudator in einer Person. Es ging schließlich um die Verleihung des "Tutzinger Löwen", einer Auszeichnung, die auch schon der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl und der Ostpolitiker Egon Bahr erhalten haben, und die für Weltoffenheit und Toleranz steht. Diesmal heißt der Preisträger Ulrich Wilhelm, ist seit gut zwei Jahren Intendant des Bayerischen Rundfunks und muss irgendwie schon etwas Großes geleistet haben, was bislang der allgemeinen Öffentlichkeit verborgen geblieben ist. Zuvor war Wilhelm noch Sprecher der Bundesregierung, er ist also ein Mann der Medien und inzwischen weiß man ja in Tutzing, dass für den Akademiechef Hahn die Veränderungen innerhalb der Medienlandschaft ein ganz großes Thema sind.

Für die Preisverleihung hat sich Hahn etwas Neues ausgedacht: Er hat den Musiksaal zu einem Speisesaal umfunktioniert, an festlich gedeckten Tischen sitzen die Gäste, darunter auch Wirtschaftsminister Martin Zeil und der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein. Es geht festlich, aber locker zu und das Ambiente - im vergangenen Jahr saß man noch im kleinen Speisesaal - passt herrlich. Man lernt auch etwas: das schnellste Tischgebet. "Segne flott, lieber Gott!" lautet es. Danach kommt die Suppe und vor dem nächsten Menü-Gang mit Kalbsfilet und Spargel hält Hahn seine Laudatio auf Wilhelm. Darin erfährt man auch den Grund für die Auszeichnung. Der BR-Intendant habe sich "zum Motor einer Entwicklung gemacht, die eine Herkulesaufgabe lösen muss: die Trimedialität". Damit ist die Integration von Hörfunk und Fernsehen mit den Online-Möglichkeiten gemeint. Zehn Jahre soll dieser Integrationsprozess dauern, was wieder einmal zeigt, welch andere Welt doch die öffentlich-rechtlichen Anstalten sind. Aber immerhin ist der BR der erste Sender, der dies angeht.

Dass die digitale Technik, das Internet und seine Möglichkeiten alle Medienhäuser verändert und verändern wird, weiß auch Ulrich Wilhelm, der in seiner Dankesrede von einer "außerordentlichen Ermutigung"spricht und sich darüber freut, wie viele Gedanken man sich in Tutzing doch über die Funktionsweise von Medienunternehmen in digitalen Zeiten macht. Der BR-Intendant macht aber auch deutlich, dass er bei seinen Mitarbeitern noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss. Es ist also wirklich eine Herkulesaufgabe und damit eine große Leistung.

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