Tutzing/Hechendorf:Protest vor der Kirche

Gläubige demonstrieren gegen Bistumsreform

Gerhard Summer

Tutzing/HechendorfFür viele ältere Leute war es die erste Demonstration in ihrem Leben. Hunderte von Gläubigen haben am Sonntag in Tutzing, Frieding, Seefeld und Hechendorf mit der Aktion "Kirche umarmen" gegen die Pläne der Augsburger Bistumsleitung protestiert, die Pfarrgemeinderäte abzuschaffen und Wortgottesfeiern mit Diakonen und Laien zu verbieten. Allein in Tutzing setzte sich die Menschenkette um St. Josef aus 500 Teilnehmern zusammen. Insgesamt beteiligten sich gestern 150 Gemeinden in der Diözese Augsburg an ähnlichen Kundgebungen, sagte der Tutzinger Pfarrgemeinderat Helmut Lechner. Das Amtsgebiet von Bischof Konrad Zdarsa umfasst den Landkreis Starnberg mit Ausnahme der Ostuferorte, Weilheim-Schongau, Landsberg, das Ostallgäu sowie Augsburg und Umgebung und hat 1000 Pfarreien. Laut Lechner ist der "Mobilisierungsgrad" gegen die umstrittenen Reformpläne mit dem amtlichen Titel "Pastorale Raumplanung 2025" sehr hoch. Für den 24. März ist eine weitere große Demo in Augsburg geplant, die Tutzinger wollen dazu mit 50 bis 100 Teilnehmern anreisen. Lechner stört, dass die Neustrukturierung von oben herab verordnet werde und Dialog nicht stattfinde. "Es geht nur ums Verwalten und eine numerische Lösung", sagte er. Eine Ende 2011 angeforderte Stellungnahme von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung Tutzing beispielsweise sei mit einem standardisierten Brief beantwortet worden. Dazu passe auch, dass Bischof Zdarsa in einem Interview mit dem Donaukurier erklärte: "Kirche ist keine Demokratie. Das ist leider ein Missverständnis. Sondern wir sind ausgerichtet auf Christus." Dass größere Pfarrverbände gebildet werden müssen, sogenannte "Seelsorgeeinheiten", ist Lechner zufolge nicht umstritten. Denn der Mangel an Priestern sei groß, seiner Schätzung müsste sich ihre Zahl verdoppeln, um an das Niveau der 50er und 60er Jahre anknüpfen zu können. Für Tutzing sind zwei Modelle im Gespräch: entweder ein Verbund mit Feldafing, Pöcking und Traubing oder eine Fusion mit Bernried, Seeshaupt und Iffeldorf. Doch die mit der "Raumplanung" verbundenen Änderungen seien kontraproduktiv und fatal. Gläubige, die sich engagieren und mit der Kirche verbunden fühlen, "sehen darin eine Entwicklung, wo man sich nur abkehren kann, das macht hilflos und wütend", so Lechner. (Bayernteil)

Kirchenumarmung in Hechendorf

Kirchenumarmung in Hechendorf Hechendorf Nach dem Gottesdienst in Hechendorf umarmten die Besucher nach altem Brauch ihre Kirche St.Michael. Mit Hut Pfarrer Roland Böckler.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: