Seit mehr als 30 Jahren hängen Bilder von Künstlerinnen, die in der GEDOK organisiert sind, in Gängen und Speiseräumen der Tutzinger Akademie für Politische Bildung. Jedes Jahr im Juni wird umgehängt, und es findet eine Vernissage zu einer neuen Ausstellung mit neuen Künstlerinnen statt, die zu den Öffnungszeiten der Akademie zugänglich ist. Die GEDOK, gegründet 1926 als "Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine", ist das europaweit älteste und größte Netzwerk für Künstlerinnen.
Seit 2016 wählen Inge Kurtz und Penelope Richardson als Kuratorinnen und Mitausstellerinnen die "20 Positionen" aus, mit denen die Bereiche Fotografie, Zeichnung, Malerei, Collage, Mixed Media und Textilkunst abgedeckt werden. Die Künstlerinnen beziehen mit ihren Arbeiten Position zu gesellschaftspolitischen Themen. Als politische Botschaften sollen sie aber dennoch nicht explizit verstanden werden; der Bezug zu Politik oder Geschichte erschließe sich oft nur über den Titel oder auf den zweiten Blick. Diesmal sind es vor allem die leisen, oft zurückhaltenden Bilder und Objekte, die aber wegen ihrer herausragenden Qualität einen zweiten oder sogar dritten Blick verdienen.
Da sind etwa die lapidar als "Serie von Tuschzeichnungen" betitelten Arbeiten von Susanne Wagner: Höchst subtile, zugleich aber schonungslose Selbstbefragungen, die gewissermaßen jeden betreffen, der sich ihnen aussetzt. Jeder könnte diese Figur sein, die kaum einen Fuß in ein verlockend leuchtendes "Neuland" zu setzen wagt. Jeder könnte für sich dieses "Schicksalsrad" adaptieren, in dem Lebensdaten wie Geburt, Abitur, Diplom eingetragen sind, aber auch "Trennung" oder einfach "Panik" - und in dem nur noch erschreckend wenige Kästchen für die Zukunft frei geblieben sind. Tänzerisch und leicht hingegen sind die Frauenfiguren, die Renate Gehrcke mit wenigen Strichen aufs Papier bannt. Als Zeichnungen könnte man auch die Arbeiten von Patricia Lincke interpretieren, die mit Silikonschnüren "Ballungsräume" von eigenwilliger Ästhetik darstellt. Tonbänder schließlich fügen sich in den Arbeiten von Dorothea Frigo zu rhythmischen schwarzen Linienanordnungen auf weißem Bildgrund.
Die interessantesten Arbeiten dieser Ausstellung könnte man leicht übersehen: Angelika Hoegerl lässt sich für ihre Objekte von architektonischen Fragmenten inspirieren. So hat sie den Querschnitt eines gotischen Bündelpfeilers im Kölner Dom als "Scheibe" plastisch nachgeformt und dann mit textilen Materialien verkleidet. Es liegt wohl an der "alltäglichen" Anmutung der verwendeten Decken und Steppfutter, dass diese Kunstwerke gleichsam mit ihrer Umgebung verschmelzen. Waltraud Waldherr setzt ihre Assemblagen aus Computer-Bauteilen zusammen, die textilen Bilder von Christine Altona entstehen auf einem Hochwebstuhl. Ursula Steglich-Schaupp bestempelt Plakate des Fotokünstlers Ed Chagas aus Angola mit Sprüchen und Zitaten, Anne Pincus entfaltet im Grenzland zwischen Zeichnung und Malerei einen imaginären Stadtplan. Im Bereich der Malerei reicht die Bandbreite von Heidrun Eskens, die sich auf Struktur und Farbe fokussiert; üppig-gestische Landschaften kreiert Nina Seidel-Hermann.
Die beiden Kuratorinnen haben sich mit Katzenwesen auseinandergesetzt: Penelope Richardson verweist mit Löwenköpfen in Pink und Orange auf ihre "innere große Katze", Inge Kurtz lässt Chimären, halb Frau und halb Tier, über einen "Catwalk" spazieren. Außerdem sind Arbeiten von Yulia Koval, Maria Hobbing, Ulrike Prusseit, Anneliese Neumann, Amrei Sell, Margret Kube und Stephanie Maier zu sehen.