Der bange Blick gen Himmel einte diesmal die Gäste am Sommerfest der Politischen Akademie Tutzing. Schwarze Wolken, die während der Begrüßungsrede von Akademiedirektorin Ursula Münch im Rosengarten heranstürmten und den nahen See grünlich aufpeitschten, verhießen nichts Gutes. Die Gastgeberin nahm sich dennoch Zeit, die 400 Gäste aus Politik und Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Medien zu begrüßen. "Das Wetter hält, verspricht der Tutzinger Pfarrer", verließ sich Münch auf den guten Kontakt von Peter Brummer nach ganz oben. Die aktuelle Politik hatte Münchs Gästeliste am Freitag etwas durcheinander gewirbelt: Wegen der Sondersitzung des Bundestags zu Griechenland mussten einige den beliebten zwanglosen Sommertreff in Tutzing sausen lassen. Wer da war, machte aber deutlich, wie gut die Akademie quer durch alle Parteien und gesellschaftlichen Bereiche vernetzt ist und auch die Verankerung am Starnberger See seit Jahrzehnten gelingt.
Zu den prominenten Gästen zählten neben Reinhold Bocklet, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, auch die Landtagsabgeordneten Ute Eiling-Hütig (CSU), Michael Piazolo (Freie Wähler) und Claudia Stamm (Grüne) sowie Ursula Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidl-Stiftung, die auch im Kuratorium der Akademie sitzen.
Den Abend genossen auch Natascha Kohnen (SPD) und Eike Hallitzky, Landesvorsitzender der Grünen. Polit-Rentner Martin Zeil (FDP) sah man mit Heinrich Oberreuther plaudern. Der ist zwar seit 2011 nicht mehr Akademiedirektor, aber alles andere als Ruheständler. Seine Nachfolgerin Münch erlaubt sich alljährlich als "running gag", Oberreuther in anderer Funktion anzusprechen - diesmal als Leiter der Neuherausgabe des Staatslexikons der Görres-Gesellschaft.
Nachbar Udo Hahn von der Evangelischen Akademie Tutzing nutzte die lockere Atmosphäre für Hintergrundgespräche ebenso wie Landrat Karl Roth, BR-Hörfunkdirektor Martin Wagner, die Präsidentin der Bundeswehr-Uni Merith Niehuss, der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier und der amerikanische Generalkonsul William E. Moeller. Er wählte den Besuch in Tutzing als letzte Amtshandlung vor seiner Versetzung ins Weiße Haus.
Bevor Münch das Buffet mit Blätterteigblüten, Käseknacker und Erdbeermousse freigab, fand sie kritische Worte zu aktuellen politischen Entwicklungen. Was heute - sei es zu Windrädern in der Nachbarschaft oder Griechenland - an "Alltagshochmut und Rechthaberei" gerade aus gut situierten Kreisen komme, sei vor zehn Jahren nicht vorstellbar gewesen. "Die derzeitige Phase der Krise - nicht nur des Euroraums, sondern des gesamten Projekts der Europäischen Integration - bietet anscheinend einen idealen Nähr- und Resonanzboden für dieses Phänomen." Hier will die Akademie zu einem besseren Verständnis politischer Prozesse beitragen.
Das Donnerwetter am Himmel verschonte das Gartenfest. Die Gäste feierten bei feiner Jazzmusik der "Band ohne Namen" mit Jonas Dierkopf , Bastien Rieser, Ruben Lipka und Ferdinand Silberg bis spät in die Nacht.