Tutzing:Die Zukunft mitgestalten

Evangelische Akademie öffnet ihre Pforten; Evangelische Akademie

Verregneter Tag der offenen Tür der Evangelischen Akademie in Tutzing. Viele kamen dennoch, um sich das Gelände anzusehen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Tag der offenen Tür bei der Evangelischen Akademie Tutzing

Von Marcella Rau, Tutzing

Geschichtsträchtig - dieses Wort fällt am Sonntag beim Tag der offenen Tür der Evangelischen Akademie immer wieder. Es ist keine Übertreibung, denn die Akademie blickt zurück auf 70 durchaus ereignisreiche Jahre. Egon Bahr, Willy Brandt, Konrad Adenauer und Franz Josef Strauß haben hier 1963 wichtige Grundsätze der Ostpolitik verhandelt. Das Elterngeld ist Ergebnis einer Tagung, die in den Gemäuern des Schlosses stattfand. Pro Asyl wurde hier gegründet.

Doch die Evangelische Akademie ist eben nicht nur geschichtsträchtig, sondern leistet immer noch einen großen gesellschaftlichen Beitrag. Immer wieder trifft man hier auf Menschen, die man sonst vielleicht nur aus dem Fernsehen kennt, berichtet Akademiedirektor Udo Hahn nicht ohne Stolz. Erst im vergangenen September wurde dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hier der Toleranzpreis verliehen. Steinmeier - damals noch Außenminister - war am selben Morgen noch in der Ostukraine und kam mit dem Hubschrauber, um seinen Preis entgegen zu nehmen, erinnert sich der Direktor. Die Rede Steinmeiers sei eines seiner persönlichen Höhepunkte gewesen, seitdem er das Amt des Direktors 2011 übernommen hatte. Dabei ist es ihm wichtig, dass die Akademie eben kein akademischer Elfenbeinturm ist. Sie stünde vielmehr allen offen, die sich über alle erdenklichen gesellschaftlichen Themen informieren wollten.

Die außergewöhnliche Geschichte der Akademie war es auch, die Claus und Johanna Röske dazu motiviert hatte, sich an diesem Tag das Schloss und die Arbeit der Akademie einmal genauer anzusehen. Die Atmosphäre sei schon etwas ganz besonderes, schwärmt auch der Weilheimer. Wenn man sich vorstelle, dass Willy Brandt und Konrad Adenauer hier schon abends gemeinsam einen Wein getrunken hätten. Seine Frau pflichtet ihm bei, man spüre richtig, dass dies kein Ort wie jeder andere sei. Doch auch die Arbeit der Akademie interessiert die beiden. "Hier heißt es eben nicht, das ist alternativlos. Hier werden echte Alternativen aufgezeigt" so Johanna Röske.

Auffällig ist an diesem Tag, dass vor allem ältere Menschen gekommen waren. Das sei schon richtig, stimmt Direktor Hahn zu. Der Altersdurchschnitt liege auch bei den Seminaren und Tagesveranstaltungen bei gut 56 Jahren, doch das sei nicht nur negativ zu beurteilen. Schließlich seien es gerade die Älteren, die Zeit und Geld hätten, sich zivilgesellschaftlich zu engagieren. Doch auch speziell für ein jüngeres Publikum hat die Akademie immer wieder Angebote, die auch gut angenommen würden. Die steigenden Besucherzahlen der letzten Jahre sprechen in jedem Fall dafür, dass die Akademie nur ein geschichtsträchtig Ort ist, sondern das hier auch weiterhin die Zukunft mitgestaltet werden kann.

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