Süddeutsche Zeitung

Tutzing:Die Gemeinde bekommt ein neues Hotel

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Auf dem alten Werksgelände von Roche in Bahnhofsnähe entsteht bald der erste von fünf Neubauten. In das dreieckige Haus mit Rotunde sollen Cateringküche, Tanzschule und ein Aparthotel einziehen

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Kurz vor Jahresende rührt sich was in Tutzings Ortsmitte: Der Schutt des abgerissenen Hotel Simson, über den sich Bürger seit Monaten im Rathaus beschwert haben, wird weggeschafft. Damit entsteht an der Bräuhausstraße Raum für eine großzügige Neugestaltung. Fünf moderne Gebäude mit einem zentralen öffentlichen Platz sollen dort künftig das Ortsbild prägen, wo früher Boehringer-Mannheim und Roche ihren Standort hatten. Der erste Neubau - ein Dreieckskörper mit einem charakteristischen Rotunden-Aufbau - wurde nun mehrheitlich vom Gemeinderat beschlossen. Das Gebäude soll ein Aparthotel beherbergen sowie eine Tanzschule und Cateringküche. Einhellig war die Begeisterung allerdings nicht.

Als "neue attraktive Verbindung zum Bahnhof" mit Fuß- und Radweg, Allee und Gassen zu beiden Seiten des Platzes stellte Gemeindeplaner Florian Burgstaller das Projekt der Simson Errichtungs- und Betreibergesellschaft mbH auf dem Hanggelände vor. Untendrunter soll eine große Tiefgarage entstehen. In das Rotundengebäude soll ins transparente Erdgeschoss Gastronomie einziehen sowie die Tanzschule, darüber auf zwei Geschossen das Aparthotel. Die Rotunde soll eine öffentlich nutzbare Dachterrasse erhalten. Dass es nun insgesamt drei Geschosse werden sollen, erboste Stefan Feldhütter und Heinrich Reiter (Freie Wähler Tutzing). Reiter sprach von einer "findigen" Auslegung des Bebauungsplans, wonach man "aus optisch drei Geschossen juristisch einfach zwei macht". Zudem befürchtet er, dass aus den Hotelzimmern Wohnungen entstehen könnten, "wenn sich's nicht rechnet". Burgstaller betonte zwar, dass der Bebauungsplan eingehalten werde, weil das Bauvolumen ausschlaggebend sei. Doch zeigte sich auch Heinrich Marchner (Bürger für Tutzing) "etwas fassungslos über diesen Bauvorschlag mit der Brechstange". Ganz anders beurteilt Toni Aigner (Freie Wähler) die Pläne. Man diskutiere nun schon seit 25 Jahren ein Hotel und er sei "froh", die Realisierung "noch erleben zu dürfen". Aigner rühmte den "schönen neuen städtebaulichen Akzent" und zeigte sich sicher, dass damit Leben in diese Tutzinger Ecke kommen werde. Die 28 geplanten Zimmer seien zudem eine "typische Hotelplanung". Aus ihnen könne man keine Wohnungen machen. Darauf wollte sich Thomas von Mitschke-Collande nicht verlassen. "Wir wissen, wie spitzfindig Planer sind", gab er zu bedenken. Es müsse klar sein, dass ein Hotel Räumlichkeiten an mehrere wechselnde Leute im Jahr vermiete und nicht an eine Person für ein bis drei Jahre. Den Beschluss, der gegen drei Stimmen fiel, verknüpften die Kommunalpolitiker daher ausdrücklich mit einem Passus, dass in dem ausgewiesenen Gewerbegebiet keine wohnähnliche Nutzung zulässig ist.

Bürgermeister Rudolf Krug hatte für Zustimmung geworben, indem er auf die Planungshoheit der Gemeinde verwies, etwa wenn das Baugesuch für das nächste, nördliche Gebäude mit sechs statt der avisierten vier Stockwerke eingereicht werde.

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Quelle:
SZ vom 16.12.2015
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