Tutzing:Der Tod von Bürgermeister Krug hinterlässt viele offene Fragen

Zehn Jahre Öko & Fair in Gauting; Zehn Jahre "Öko & Fair"

Christiane Lüst hat zwar auf der ÖDP-Liste kandidiert, ist aber aus der Partei ausgetreten. Laut Liste wäre die Gautingerin die Nachrückerin für den verstorbenen Kreisrat Krug.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wer als Nachfolger in Frage kommt, ist unklar. Stefanie von Winning will nicht kandidieren. Christiane Lüst wäre Nachrückerin im Starnberger Kreistag

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Nach dem Tod von Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) gibt es neben Trauer und Bestürzung im Tutzinger Rathaus erste Überlegungen, wie es an der Spitze der Gemeinde weitergehen könnte. Krug war am Donnerstag im Alter von 60 Jahren gestorben, am Freitagvormittag fand ein Gedenkgottesdienst in der Tutzinger Kirche St. Josef statt, an der viele Kommunalpolitiker mit Landrat Karl Roth an der Spitze teilnahmen. Trauergottesdienst und Beerdigung sind für kommenden Donnerstag angesetzt.

Krug war wegen seiner schweren Erkrankung über mehrere Monate hinweg immer wieder krank geschrieben. In dieser Zeit hatten die Vize-Bürgermeisterinnen Elisabeth Dörrenberg (CSU) und Marlene Greinwald (Freie Wähler) die Aufgaben des hauptamtlichen Rathauschefs übernommen. Die beiden Stellvertreterinnen werden auch in den kommenden Wochen weiter ehrenamtlich die Amtsgeschäfte in der Gemeinde mit knapp 10 000 Einwohnern führen.

Da Krug mitten in der laufenden Wahlperiode verstorben ist - die nächsten Kommunalwahlen sind erst 2020 - muss zeitnah ein Nachfolger gewählt werden. "Innerhalb von drei Monaten sollen Neuwahlen stattfinden", sagt Dörrenberg mit Hinweis auf die Gemeindeordnung. Sie möchte jedoch um eine Fristverlängerung beim Landratsamt nachsuchen, denn in der gegenwärtigen Sommerpause des Gemeinderats sind zahlreiche Mitglieder verreist. Das Einberufen von Zusammenkünften der Parteien bis Mitte September und die Einhaltung von Fristen seien kaum möglich.

Offen ist noch, wie lange der nächste Bürgermeister offiziell amtieren soll: Nur bis zur nächsten regulären Kommunalwahl im Jahr 2020 oder eine ganze Wahlperiode von sechs Jahren, also bis 2023? Diese Frage dürfte für etwaige Kandidaten wichtig sein. Mit einer Entscheidung kann sich der Gemeinderat Zeit lassen, nämlich bis zum 30. September 2019.

Mit dem Ableben des allseits beliebten Bürgermeisters, der umsichtig, fleißig und ausgleichend die Geschicke steuerte und die Gemeinde wieder aus den Schlagzeilen brachte, hat Tutzing eine prägende Persönlichkeit verloren. Die Freien Wähler Tutzing verabschiedeten am Freitag in einer Pressemitteilung "nicht nur einen überaus geschätzten Bürgermeister", sondern auch "einen lieben Freund und Weggefährten. Tutzing ist ohne ihn ärmer". Politisch ist kein Nachfolger in Sicht, niemand, der entsprechend aufgebaut wurde oder sich ehrgeizig in die erste Reihe drängen würde. "Wir müssen uns erst mal zusammensetzen und beratschlagen", sagt Stefanie von Winning (CSU). Sie führt die größte Fraktion im Tutzinger Gemeinderat mit sieben Sitzen an. Die Gemeinderätin war 2014 gegen Krug in der Stichwahl angetreten. Krug bekam die Unterstützung von Freien Wählern und Grünen und hatte mit großem Vorsprung gegen Winning gewonnen. Eine kleine Sensation. Der Newcomer war als einer von drei hauptamtlichen ÖDP-Bürgermeistern in Bayern ins Rathaus gezogen. In Oberbayern war er sogar der Einzige ÖDP-Bürgermeister.

Zu einer erneuten Kandidatur für die Rathausspitze äußert sich die CSU-Fraktionschefin klar. "Eine Kandidatur kommt für mich nicht in Frage", erklärt von Winning. Die SPD-Gemeinderätin Renate Geiger findet es zu früh, um über einen möglichen Kandidaten nachzudenken. Nur so viel ist ihr wichtig: "Krug war ein Mann der leisten Töne. Wir wünschen uns vor allem jemanden, der weiterhin ausgleichend wirkt." Bernd Pfitzner, der für die Grünen im Tutzinger Gemeinderat und Kreistag sitzt, verfolgte mit Krug "viele ökologische Anstöße, auch Richtung Energiewende, von denen ich hoffe, dass sie entsprechend fortgesetzt werden". Als Kandidat sieht Pfitzner sich selbst aber nicht.

Was mit Krugs Platz im Kreistag passiert, ist ebenfalls noch nicht klar. Dort soll der nächste in der Liste der ÖDP-Politiker nachziehen. Das wäre nach der Wahlliste von 2014 Christiane Lüst aus Gauting. Der Knackpunkt dabei: Lüst ist 2015 aus der Partei ausgetreten. Laut dem Landratsamt Starnberg sei dies aber kein Problem. "Sie ist ja als Person gewählt, und nicht als Partei", sagt Pressesprecher Stefan Diebl. Tatsächlich ist die Wahl in den Kreistag eine Persönlichkeitswahl, sie ist also unabhängig von Parteizugehörigkeiten. Lüst war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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