Tutzing:Einigung in der Container-Frage

Tutzing: Mit der Klosterwiese ist dank der Missions-Benediktinerinnen ein neuer Standort gefunden.

Mit der Klosterwiese ist dank der Missions-Benediktinerinnen ein neuer Standort gefunden.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Missions-Benediktinerinnen helfen der Gemeinde aus der Klemme und stellen ihre Klosterwiese zur Verfügung. Dort können nun Unterkünfte für Geflüchtete aufgestellt werden.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Nach wochenlangen Debatten um einen geeigneten Standort für eine Flüchtlingsunterkunft haben die Missions-Benediktinerinnen der Gemeinde Tutzing aus der Klemme geholfen. Die Ordensschwestern haben sich bereit erklärt, die Klosterwiese für den Bau von Containerwohnungen zur Verfügung zu stellen.

Dem Gremium fiel sichtlich ein Stein vom Herzen, als Landrat Stefan Frey (CSU) und Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) auf der Sondersitzung am Dienstag den neuen Standort bekannt gaben. Unisono gab es viel Lob für die Missions-Benediktinerinnen, bevor der einstimmige Beschluss gefasst wurde.

"Wir können stolz auf unsere Schwestern sein", erklärte Thomas von Mitschke-Collande (CSU) unter dem Applaus der Besucher im vollen Zuhörerraum. Sie würden nicht nur von christlicher Nächstenliebe reden, sondern sie auch praktizieren. Georg Schuster (FDP) sprach von einem "Super-Konsens" und Caroline Krug (ÖDP) von einem "starken Zeichen".

Der Platz reicht aus, um 100 bis 150 Menschen unterzubringen

Bislang standen mit einem Areal am Minigolfplatz sowie an der Traubinger Straße zwei Standorte zur Auswahl. Gegen beide gab es Einwände. An der Taubinger Straße gibt es keinen Gehweg und der Minigolfplatz liegt in der Nähe der Schutzunterkunft für Mädchen - für die Kritiker beides Punkte, die gegen die Standortwahl sprechen. Wie Frey betonte, ist der Standort am Minigolfplatz nun "erledigt". Die Klosterwiese erfüllt seiner Meinung nach alle erforderlichen Bedingungen, wie Erreichbarkeit, Lage und Erschließungsmöglichkeit.

Auch die Größe des Areals reicht aus, um Wohn-Container für 100 bis 150 Geflüchtete aufzustellen. "Es ist ein sehr vernünftiger Standort", erklärte der Landrat. "Ein sehr, sehr guter Platz", pflichtete ihm Greinwald bei und wies darauf hin, dass diesem "guten Ergebnis" sehr intensive Gespräche mit den Missions-Benediktinerinnen vorausgegangen seien.

Sie selbst habe sich zwei Mal den Fragen der Schwestern gestellt. Denn auch unter diesen habe es Fragen und Ängste gegeben, wie unter den Bürgern auch. Die Klosterschwestern seien jedoch sehr offen gewesen. Nach einer kurzen Bedenkzeit habe der Konvent dann zugestimmt.

Im Gremium wurden lediglich Detailfragen gestellt, beispielsweise nach einem Sicherheitsdienst. "Das ist nicht üblich", erklärte Frey dazu. Die damit verbundenen hohen Kosten würden von der Regierung von Oberbayern nur übernommen, wenn Gefahr drohe. Bewohner, die nicht verträglich seien, werden Frey zufolge aber in andere Standorte verlegt. Nach seinen Angaben werden die Geflüchteten im Landkreis von der jeweiligen Leitung in einer Anlage betreut. Zudem werde bis zu drei Mal wöchentlich eine Asyl- sowie eine Integrationsberatung im Landratsamt angeboten.

Der Pachtvertrag mit den Missions-Benediktinerinnen gilt zunächst für fünf Jahre

Greinwald sah ebenfalls keine Gefahr für Konflikte. Im Gegensatz zu den früheren Gemeinschaftsanlagen, in denen es häufiger zu Konflikten gekommen sei, könne man in den künftigen Wohnungen die Türe hinter sich schließen. Derzeit leben in Tutzing laut Greinwald 180 Geflüchtete aus der Ukraine und 133 aus anderen Ländern.

Der Pachtvertrag mit den Missions-Benediktinerinnen gilt für fünf Jahre mit der Option auf Verlängerung für weitere fünf Jahre. Jetzt, so Frey, müsse man sich so schnell wie möglich Container sichern, um genügend davon für das kommende Jahr vorrätig zu haben. Noch liegt der Landkreis zehn Prozent über der vorgeschriebenen Aufnahmezahl für geflüchtete Menschen. Man wolle aber nicht das Problem bekommen, dass sie in Turnhallen unterkommen müssten.

Täglich kommen Frey zufolge 60 bis 100 Geflüchtete nach Bayern, die auf die einzelnen Landkreise verteilt werden. Er räumte allerdings ein, dass er nicht abschätzen könne, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt und ob der Landkreis womöglich weitere von dort geflüchtete Menschen unterbringen muss.

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