Süddeutsche Zeitung

Bürgermeisterwahl in Tutzing:Konkurrenzlose Kandidatin

Die 9900 Einwohner zählende Gemeinde wählt am 26. November den neuen Kopf der Gemeindeverwaltung. Bisher ist Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) einzige Bewerberin, doch zumindest ein Gegenkandidat könnte sich noch in Stellung bringen.

Von Viktoria Spinrad

Ein Raunen ging durch den Saal, als das Datum der nächsten Bürgermeisterwahl am Dienstagabend im Tutzinger Gemeinderat verkündet wurde: Bereits am Sonntag, 26. November, hätten die Tutzinger die Wahl, teilte Geschäftsführer Marcus Grätz mit. Noch 290 Tage sind es also - früher als erwartet, die meisten hatten mit dem Januar 2024 gerechnet. Schließlich hat Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) ihr Amt im Januar 2018 angetreten. Im Jahr zuvor war Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) nach schwerer Krankheit mit nur 60 Jahren verstorben, mitten in seiner Amtszeit. Seitdem ist die Bürgermeisterwahl in Tutzing vom Turnus der übrigen Kommunalwahlen im Freistaat entkoppelt.

Ein bisschen baden-württembergisches Wahlmodell in Tutzing also, was ja auch Vorteile habe, wie die amtierende Bürgermeisterin betont. "So ist es keine Parteienwahl", sagt Greinwald. Bisher steht sie unangefochten an der Rathausspitze, von den anderen Fraktionen hat bislang noch niemand den Hut in den Ring geworfen. Zwar ist vielen bewusst, dass die Bürger eine Wahl verdienen, doch die aktuelle Mangelverwaltung macht die Rolle nicht zwingend attraktiver. Wobei die Rathauschefin das gar nicht sehen so sehen mag: "Probleme sind dazu da, gelöst zu werden", sagt sie. Und immerhin stehe man als Kommune in diesen schwierigen Zeiten ja nicht alleine da.

Die CSU will einen Kandidaten ins Rennen schicken - nur wen?

Ganz alleine dürfte sie im kommenden Herbst dann aber doch nicht auf dem Wahlzettel stehen: "Es wird sicher einen Kandidaten geben", sagt CSU-Ortsvorsitzender Thomas Parstorfer. Doch wer sich für die Union bewirbt, darüber wird noch gefeilscht. Die Blessuren von der vergangenen Bürgermeisterwahl im Februar 2018 sind noch nicht vergessen, als die Christsozialen mit einem frischen Gesicht, dem Polizeibeamten Florian Schotter, mit 41,55 Prozent in der Stichwahl an Greinwald (58,45 Prozent) scheiterten. Eher eine Negativvorlage für den jungen und aufstrebenden Ludwig Horn, 26, der als möglicher Anwärter für den Chefsessel im Rathaus: Die Sorge ist groß, den beliebten Vereinsreferenten, der noch im Studium steckt, zu früh zu verheizen.

Auch bei den Grünen ist noch alles offen. "Schauen wir mal, ob ich oder jemand anderes von den Grünen noch den Hut in den Ring wirft", sagte Bernd Pfitzner am Mittwoch. Seine Enttäuschung war groß, als er bei der letzten Wahl nur 18 Prozent der Stimmen bekam und es damit nicht in die Stichwahl schaffte. Der Gemeinde- und Kreisrat gilt als Zahlenmensch und vehementer Antreiber der Tutzinger Klimaneutralitäts-Bewegung; ein Kurs, an dessen Spitze sich allerdings auch die amtierende Bürgermeisterin gesetzt hat.

Von den kleineren Parteien ist wohl keine Konkurrenz zu erwarten. Der Ortsvorstand der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) hat bereits beschlossen, keinen Kandidaten aufzustellen. "Wir sehen da keine Mehrheiten", sagt Vorsitzender Willi Neuner. Tutzings einzige ÖDP-Gemeinderätin Caroline Krug dürfte als österreichische Staatsbürgerin ohnehin nicht kandidieren. Auch bei der UWG Traubing tut sich niemand hervor: "Ich bin mehr als ausgelastet", sagt Tierarzt und Dritter Bürgermeister Franz Matheis. Auch die Tutzinger Liste hat erklärt, dass sie bürgerschaftliches Engagement nicht mit "politischem Machtwillen" vereinbar sehe. Ihr Gemeinderat, der Unternehmer Wolfgang Behrens-Ramberg, dürfte mit seinen dann 67 Jahren ohnehin nicht mehr kandidieren. Und auch die FDP sagt, sie werde keinen eigenen Kandidaten aufstellen.

Und so beginnt die Taktiererei. Ob die Tutzinger bei der Wahl überhaupt eine Wahl haben werden, wird sich noch zeigen: Bis 5. Oktober um 18 Uhr haben Bewerber Zeit, ihre Unterlagen bei der Wahlleitung einzureichen. Eine eventuelle Stichwahl ist für den 10. Dezember angesetzt.

Dass die Kommunal- und Bürgermeisterwahlen in Tutzing mittelfristig wieder zusammengeführt werden, scheint unwahrscheinlich. Die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister müsste das Amt dann nach drei Jahren wieder ablegen. "Das habe ich nicht vor", sagt Greinwald. Ein Wahlkampf sei schließlich sehr einschneidend für eine Gemeinde und eine Verwaltung. "Es gibt schon gute Gründe, warum die Amtszeit auf sechs Jahre angelegt ist", so die Rathauschefin.

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