SZ-Kolumne: Nepomuk:Fluch der Technik

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Eine ganze Batterie von Kommunikationsmitteln liegt auf dem Schreibtisch des Tutzinger Bürgermeisters Ludwig Horn bereit. Der kennt sich auch bestens aus mit Social Media. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Wassergeist verzweifelt beim Umgang mit den neuen Medien und bewundert den Tutzinger Bürgermeister, der sich in dem Gebiet als wahrer Experte erweist.

Von eurem Nepomuk, Tutzing

Ich weiß schon, Fluchen ist eigentlich nicht in Ordnung. Das gehört sich nicht und wird in manchen Runden sogar mit einem Obulus ins Sparschweinderl bestraft. Aber wir Wassergeister haben kein Schweinderl, deshalb muss ich auf diesem Weg Abbitte leisten: Abbitte für ein wahres Fluchgewitter – ausgelöst durch ein neues technisches Endgerät.

Solche Dinger sind mir ja ohnehin unheimlich, aber jetzt mal offen und ehrlich: Die Bedienung von diesem technischen Zeugs ist mitunter für einen in die Jahre gekommenen Seegeist eine echte Herausforderung. Ist zwar eine feine Sache, das neue Smartphone. Cooles Design, megagroßer Speicher und vor allem eine tolle Kamera für Unterwasserbilder: Wasserpflanzen und Fischlein in höchster Auflösung und Farbqualität. Da komm’ ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus.

Sicher kann das kluge Gerät noch viel mehr, was mich zum Schwärmen bringen könnte. Künstliche Schwarmintelligenz sozusagen. Wenn man es nur erstmal schaffen würde, diesen Kasten dazu zu bringen, was er tun soll. Daten, Pins, Tans, Passwörter, Bluetooth, WLAN, digitales Wohlbefinden und all so Kram. Klicken, drücken, wischen, lächeln, Gesichtserkennung, Face-ID, Fingerabdruck. Am liebsten würde ich mal die Seiten tauschen und beim Grimassieren und der Gesichtserkennung zusehen.

Bei meinem neuen Handy und mir ist es jedenfalls ziemlich drunter und drüber gegangen: mal zu dunkel, denn zu hell. „Ich habe Sie leider nicht erkannt, versuchen Sie es mit einem Flossenabdruck.“ Wieder drücken, wischen, quetschen. „Flosse nicht erkannt“. Auch Wassergeister haben so etwas wie Blutdruck – aktuell einen sehr hohen. Ich sag’ nur: Warteschleife. Schleife mit Säuselstimme, Schleife mit Dauergeträller. Liebe Leut’, da wird’s einem doch irgendwann echt zu viel.

Der Wassergeist geht auf Entdeckungstour in die Welt der neuen Medien. (Foto: Bernd Schifferdecker)

Am Ende sind mir die Nerven durchgegangen und ein paar kräftige bairische Flüche eingefallen. „Zackelzement, jetzt glangts, depperts Zeigl, bläds“. Und gleich weiter im Stil von Ludwig Thoma seinem Engel Aloisius mit dem Hosianna-Harfengesang: „Zefix Halleluja. Luja sog I!“ Und, was soll ich sagen? Nach ein paar Wiederholungen hat mich das System tatsächlich reingelassen, kaum zu glauben.

Mein Tipp, falls es euch mal ähnlich geht: Sollte jemand Hilfe benötigen mit der depperten Technik, könnte auch der Tutzinger Bürgermeister einspringen. Der Ludwig Horn ist megafit in Sachen Social Media, kann ich euch verraten. Der posted und liked, dass es nur so eine wahre Freude ist: von sämtlichen Baustellen – und davon hat Tutzing viele –, dem Neujahrsumtrunk, dem Friseurbesuch oder der Tutzinger Fischerhochzeit, die 2026 wieder steigt. Man sieht: Mit Posts und Selfies kennt sich der Ludwig eben aus.

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