Tutzing:Boten der Sprachkultur

Die `Stefan Dettl Band` bringt das Tutzinger Bierzelt zum Kochen - und macht nebenher auch die bayrische Mundart wieder bei der Jugend salonfähig.

Judith Kunde

Wenn junge Leid zsammkemman und was für d'Kultur dean, dann muss si was rühren!", schreit Sänger Stefan Dettl in die Menge vor der Bühne. Damit ist die Marschrichtung des Abends klar: Eine mitreißende und laute Party auf Bairisch soll es werden, wenn sich die "Stefan Dettl Band" im Festzelt die Ehre gibt. Der sonstige La Brass Banda Frontman auf Solopfaden eröffnete mit seinen Musikern am Freitag die Festwoche in Tutzing.

Tutzing Festzelt, Stefan Dettl

Heizte den Jugendlichen am Freitagabend im Tutzinger Festzelt richtig ein: Stefan Dettl mit seiner Band. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Wer Dettl und Co. gegen 21 Uhr die Bühne stürmen sah, hätte es wohl kaum für möglich gehalten, dass sie dieses Tempo durchhalten. Rund fünfundsiebzig Minuten später sind die Musiker auf der Bühne mindestens genauso nassgeschwitzt wie ihr Publikum. Geschont haben sie sich nicht. Für den gebürtigen Chiemgauer Dettl ist das Ehrensache, denn schließlich hat er in seinem musikalischen Schaffen eine Mission: Mundart wieder salonfähig zu machen, die bairische Sprachkultur am Leben erhalten.

Hochdeutsch liegt dem selbst ernannten Kulturbotschafter sowieso nicht. Wie viele der zahlreich erschienen Jugendlichen aus dem eher dialektarmen Landkreis Starnberg die Texte verstehen, ist nicht klar. Doch sei es drum, schließlich fordern allein die durchschlagenden Gitarren- und Trompetenklänge der Liveband zum Mittanzen auf, egal ob man tanzen kann oder nicht. "Heid is ois erlaubt, es muss ned guad ausschauen", stellt Dettl klar. Mit Liedern wie "Mexican Gringo" kann die Band aber auch anders, ruhiger, eine Spur leiser, aber nicht weniger eingängig. Hier wird auch klar, was die studierten Musiker an ihren Instrumenten können. Aber wer im Bierzelt bestehen will, für den reicht musikalisches Können allein nicht aus. Die Masse mit den Maßen in der Hand will auch unterhalten werden. Für Selbstdarsteller Dettl ein Leichtes, er übt sich in amerikanischen Rockstarposen und plaudert zwischen den Liedern aus dem Nähkästchen seines Musikerlebens.

Es war das erste Mal, dass der JM Freizeitclub Tutzing ein Musikprogramm auf die Beine stellte, um Jugendliche ins Festzelt zu holen. Drei Bands konnten sie dafür gewinnen. Die Weilheimer Schülerband "The Outset" legte einen tadellosen Start hin, ihr Rock-Pop-Mix war absolut stimmig. Sänger Roman Jauk beeindruckte mit glasklarer Stimme und radiotauglichem Gesang. Danach watete die Band Room 77 mit familienverträglichem Rock auf, neben eigenen Songs spielten sie auch Coverversionen unter anderem von Matchbox Twenty. Sänger Markus konnte sich freuen: Nicht Dettl, sondern er wurde mit dem obligatorischen BH-Wurf aus dem Publikum bedacht. Beide Bands schufen eine tolle Stimmung und ebneten so den Weg für ihren Nachfolger. Eben diese bahnten sich nach getaner Arbeit barfuß und mit Bierkrügen in der Hand den Weg zu seinen Fans. Autogrammwünsche wurden fleißig erfüllt, für ein Schwätzchen waren die bayrischen Rockstars auch zu haben. Die "Stefan Dettl Band" wirkt nicht nur gemütlich, sie ist es auch. Bayerisch eben.

Und wie kaputt ist man denn nach so einem Konzert? "Gar ned mal so", grinst Dettl. "Schließlich mach' ich das, was mir Spaß macht."

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