Tutzing:Berufung in die Berge

Tutzing Ulrike Wilhelm

Auf den Gipfeln hoher Berge fühlt sich Pfarrerin Ulrike Wilhelm wohl. Ihre Leidenschaft kann sie nun mit ihrem Beruf verbinden.

(Foto: privat)

Pfarrerin Ulrike Wilhelm verlässt nach zwölf Jahren die Christuskirche in Tutzing und übernimmt neue Aufgaben in Garmisch. Das passt zu ihrer Leidenschaft für hohe Gipfel

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ihre große Liebe zu den Bergen ist es, die Ulrike Wilhelm aus Tutzing fortzieht. Die Pfarrerin der evangelischen Christuskirche verlässt die Gemeinde im Januar und tritt am 1. März ihre neue Stelle in Garmisch an; Schwerpunkt "Bergspiritualität". Neben ihrer normalen Arbeit wird sie zuständig sein für Gäste, Berggottesdienste und Pilgerwege. "Eine Kirche, die sich auch außerhalb ihrer Mauern auf Menschen zubewegt", wie Wilhelm sagt. "Als leidenschaftliche Bergsteigerin kommt mir das sehr entgegen." Sie freut sich, dass sie dann kein Pfarramt mehr führen muss, weniger Verwaltungsaufgaben hat und wieder mehr Zeit für das, weswegen sie eigentlich einst Theologie studiert hat: nahe bei den Menschen sein.

Wilhelm war Pfarrerin in St. Lukas in München und in Icking, bevor sie im März 2006 nach Tutzing kam, noch unter dem Namen Ulrike Aldebert. Nachdem sie sich vor sieben Jahren von ihrem ersten Mann hatte scheiden lassen, heiratete sie den pensionierten Geretsrieder Gymnasiallehrer Karl Wilhelm. Die Berufung auf die zweite Pfarrstelle nach Garmisch anzunehmen, war keine leichte Entscheidung. Sie sei sehr gern in Tutzing gewesen. Viele vertraute Menschen, ihre schöne Tutzinger Christuskirche und den See werde sie bestimmt vermissen.

Mit ihrer Arbeit hat die beliebte Pfarrerin bei den Tutzinger und Bernrieder Pfarrangehörigen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ihr gelangen lebendige, ansprechende Gottesdienste und Predigten zu aktuellen Themen. Wichtig ist ihr dabei immer Musik. "Die Uli", wie sie viele nennen, spielt Gitarre und singt gern auf Bairisch in ihrer eigenen kleinen Band "Marakuli", schreibt viele Lieder selbst. Kreativ zeigte sie sich mit dem Kirchenvorstand, wenn es darum ging, Geld zu beschaffen. So wurde ein Gemeindeverein gegründet, um eine Stelle für Jugendarbeit zu finanzieren. Für den Umbau der heute modern und hell anmutenden Christuskirche wurden Erlebnisse versteigert. Die Aktion brachte an einem einzigen Tag 10 000 Euro ein.

Seit 2015 engagierte sich Wilhelm im ökumenischen Unterstützerkreis für Flüchtlinge und im Kirchenasyl. Daneben hat sie "manches kleine und größere Wunder erlebt" und viele Menschen an Schwellen begleitet, bei Taufen, Trauungen, Beerdigungen. Ein besonderes Erlebnis ist für sie heuer das 500. Reformationsjubiläum. Sie war dabei beim Gottesdienst auf der MS Starnberg und wirkt mit im Chor beim Pop-Oratorium "Luther". Mit dem Pfarrer der katholischen Gemeinde, Peter Brummer, trat sie gemeinsam bei vielen Anlässen auf und man spürte das besondere Band zwischen den beiden tatkräftigen, offenen Geistlichen. Kein Wunder, dass die scheidende Pfarrerin "die fantastische Ökumene in Tutzing" hervorhebt.

Auch überörtlich hat Wilhelm Aufgaben übernommen. Sie hält Fernsehgottesdienste, ist seit 2007 Mitglied der Landessynode und Vertrauenspfarrerin im Pfarrkapitel des Dekanats Weilheim sowie Mitglied im Leitungsteam des Dekanats.

Was zieht sie nach Garmisch? "Ich bin 57 Jahre alt und habe noch zehn Berufsjahre bis zu meiner Pensionierung", rechnet sie vor. Zeit, um noch etwas anderes zu beginnen. Wilhelm ist leidenschaftliche Bergsteigerin, erklomm schon im Himalaja hohe Gipfel und ist auch sonst sehr sportlich. Sie lief in München Marathon und schwamm durch den Starnberger See. Auch familiär liegen Wurzeln in Garmisch. Ihr Großvater hatte in den Zwanzigerjahren an der Zugspitzbahn mitgebaut und in Garmisch die Großmutter kennengelernt. Wilhelms Zwillinge sind bereits aus dem Haus. Ihr Mann Karl wird sie begleiten. Er bedauert zwar, dass er seine beiden Bands und die Arbeit bei den Tutzinger Nachrichten aufgeben muss, freut sich als Pfarrmann aber auf neue Betätigungen. Die Pfarrerin selbst betont: "Neue Herausforderungen tun mir gut, aber sicher auch der Kirchengemeinde ein frischer Wind." Viele Kontakte nach Tutzing will sie halten. Und sie freut sich über Besucher aus der Seegemeinde beim einen oder anderen Berggottesdienst.

Der Abschiedsgottesdienst wird am Sonntag, 21. Januar, um 17 Uhr mit Dekan Axel Piper in der Christuskirche sein. An den beiden Sonntagen vorher, 7. und 14. Januar, lädt sie nach den Gottesdiensten zum Pfarrhaus-Flohmarkt, um sich vor dem Umzug gegen eine Spende von Büchern und Haushaltsgegenständen zu trennen. Das Geld ist für das Projekt "Suna"; damit wird eine Kurdin unterstützt, die medizinische Behandlung braucht.

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