Akademie für Politische Bildung:Dritte Runde in der Tutzinger Akademie

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Politikwissenschaftlerin Ursula Münch, seit 2011 Direktorin der Akademie für Politische Bildung, verlängert bis 2029. (Foto: Akademie für Politische Bildung)

Ursula Münch ist für eine weitere Amtszeit als Direktorin der Akademie für Politische Bildung vorgeschlagen. Damit dürfte sie bis 2029 an der Spitze der Bildungseinrichtung am Starnberger See bleiben.

Von Viktoria Spinrad, Tutzing

Sie kritisiert die FDP als "verkopft", verteidigt Kanzler Scholz als "umsichtig" und moniert eine "Undankbarkeitserzählung" der CSU. Egal, ob in der Münchner Runde, bei Anne Will oder Markus Lanz, ob es um das deutsche Mediensystem, Wählen mit 16 oder künstliche Intelligenz geht: Ursula Münch ist eine der großen Polit-Kommentatorinnen des Landes. Gerade in Bayern ist die 62-jährige Politikwissenschaftlerin eine beliebte Ansprechpartnerin für Journalisten, die in ihr eine wortgewandte Analystin der Landespolitik und ihrer vielen Akteure finden.

Seit zwölf Jahren leitet die gebürtige Schwäbin die renommierte Akademie für Politische Bildung in Tutzing. 1957 wurde die Akademie auf Beschluss des Bayerischen Landtags gegründet, heute wird hier über Themen diskutiert wie Städte und Gemeinden im Klimawandel, Frauen in der Politik oder das Verhältnis von Staat und Kirche. An der Spitze der vom Freistaat getragenen Akademie sitzt sie fest im Sessel - und das wohl auch noch bis 2029: Wie die Akademie jüngst mitteilte, hat das Kuratorium Ursula Münch für eine dritte Amtszeit vorgeschlagen.

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Das Kuratorium sei ja alles andere als ein "Unisono-Chor", sagt ihr Vorsitzender Friedrich Wilhelm Rothenpieler, eine solche Einmütigkeit wie bei Ursula Münch erlebe er nicht alle Tage. Sie sei eben nicht nur eine ausgewiesene Politikwissenschaftlerin, sondern verbinde ihr Wissen auch mit innovativen didaktischen Methoden in der Bildungsarbeit. Ihr parteiübergreifender Ansatz passe zudem gut in das Konzept der Akademie, wo Nachdenklichkeit und Diskussionsbereitschaft über alle Parteilinien stehen. "Beispielhaft" sei auch ihre Medienpräsenz, die ja schon ihr Vorgänger, Professor Heinrich Oberreuter, emsig betrieben hatte. "Sie hat das nochmal gesteigert", sagt der frühere Amtschef des bayerischen Wissenschaftsministeriums.

Kultusminister Ludwig Spaenle (li.) überreicht Professorin Ursula Münch im Novembetr 2011 die Ernennungsurkunde zur Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. (Foto: oh/Akademie für Politische Bildung)

Vor zwölf Jahren war Münch 2011 als insgesamt vierte Spitze und erste weibliche Direktorin der renommierten Akademie ernannt worden. An den meisten Tagen fährt sie seither mit dem Zug von München-Schwabing in den Tutzinger Norden. Aus einem Team von zwei Frauen und zehn Männern hat sie dort eines mit sieben Frauen geformt, Politiksimulationen sowie in der Corona-Zeit den Podcast "Akademie fürs Ohr" eingeführt und das Haus somit noch mehr für die Kultur geöffnet. In der Akademie gilt sie als bodenständige Anpackerin und Leuchtturm zugleich. "Ursula Münch" - der Name ist in der Szene nicht zuletzt dank ihres Status als Dauergast beim Sonntags-Stammtisch im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks längst eine Marke, die auch auf die idyllisch am Starnberger See gelegene Akademie ausstrahlt.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass nun ausgerechnet die CSU-geführte Staatskanzlei Ursula Münch noch formell benennen muss für den Wiederantritt ab November. Jenes Haus also, dessen Führung sie gerne gekonnt defiliert. "Wenn wirklich alles so toll wäre in Bayern, müsste man es ja nicht ständig betonen", kommentierte Münch zuletzt die Selbstinszenierung der CSU. Ein formelles Vetorecht für die Ernennung hat die Staatskanzlei zwar nicht, die Urkunde aus der bayerischen Machtzentrale gilt dennoch als Formalie. Zumindest in der Vergangenheit ist die Staatskanzlei stets der Empfehlung des Kuratoriums gefolgt.

Den Amtszeitrekord des zweiten Akademiedirektors, des Politikwissenschaftlers Manfred Hättich, wird Münch allerdings in jedem Fall nicht mehr knacken können. 23 Jahre lang leitete der gebürtige Überlinger die Akademie. In sechs Jahren ist Münch 68 Jahre alt - und damit definitiv im Rentenalter.

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