Trend:Das Haus im Garten

Der Schondorfer Clemens Buck ist Schreiner und Möbelbauer. Er hat Kuben entwickelt, in denen man wohnen oder arbeiten kann

Von Astrid Becker, Schondorf

Genau genommen war Clemens Buck damals, 2009, der Zeit voraus. Oder eben hinterher. Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Denn als der Architekt Van Bo Le-Mentzel im März 2017 mit seiner Tinyhouse University am Berliner Bauhaus-Archiv bundesweite Medienaufmerksamkeit erregte, vertrieb der 46-jährige Schreiner aus Schondorf bereits seit acht Jahren einen Gartenkubus, der locker als Variante des Tinyhouse-Prinzips durchgehen kann - auch wenn es Buck bislang nicht geschafft hat, damit so viel Aufsehen zu erregen wie der sechs Jahre jüngere Uniprofessor aus der Hauptstadt.

Eines allerdings eint den Schondorfer mit dem Berliner: Die grundsätzliche Lust darauf, allzu starre Denkmuster und Konventionen aufzubrechen, vor allem, wenn es um das Thema Wohnen geht. Die Suche nach alternativen Bauformen und die damit verbundene Frage, wie Menschen ihren Lebensstil an die wachsenden Herausforderungen durch ihre Umwelt anpassen können, beschäftigt ihn quasi bereits von Kindesbeinen an. Bereits sein Vater hatte sich als Architekt in den 1970ern mit alternativen Bauformen befasst - und war damit schon einer Familientradition gefolgt. So ganz genau kann das Clemens Buck heute nicht mehr sagen, aber "mein Urgroßvater war in den 20er-Jahren Bauhausarchitekt und mein Ururgroßvater mütterlicherseits hatte 1870 ein voll verglastes Rundhaus gebaut und musste sich deswegen herbe Kritik gefallen lassen."

Clemens Buck und seine Mini-Häuser

Clemens Buck hat seine bunten Würfel zunächst als stylishe Gartenhäuser entwickelt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ganz ohne Einfluss auf ihn können diese Erzählungen innerhalb seiner Familie nicht gewesen sein. Denn Buck, der sich mit 21 Jahren als Schreiner und Möbelbauer in München selbständig machte, entwarf bereits mit Mitte 20 zusammen mit einem Freund ein "Smart Home", das aus verschiebbaren Elementen bestand und quasi immer wieder einer veränderten Lebenssituation oder auch der Laune seines Bewohners angepasst werden konnte. Der Entwurf reichte nie zur Serienreife, wurde auch nicht umgesetzt, aber so ganz ließ Buck die Idee nicht los.

Als er mit seiner Frau Nicole und den vier Kindern vor neun Jahren nach Schondorf zog, nahm die Idee dann plötzlich wieder Gestalt an. "Ich brauche Ruhe zum Arbeiten", erzählt er, und das Haus, das die Familie dort gemietet hatte, war zu klein, um sich zurückziehen zu können. Es blieb also nur die Möglichkeit, sich außerhalb des Hauses, also im Garten, aber in der Nähe zu seinen Kindern, eine Art Ausweichquartier zu schaffen. Ein Gartenhäuschen von der Stange kam für Buck nicht in Frage. Also beschloss er, auf der Basis seines alten Entwurfes etwas Neues zu kreieren: Leicht zerlegbar sollte es sein, baubiologisch einwandfrei, rückbaubar, flexibel, erweiterbar und am besten für den Notfall auf dem Kompost zu entsorgen.

Clemens Buck und seine Mini-Häuser

Minihäuschen liegen im Trend. Clemens Buck aus Schondorf hofft nun, dass sie sich nicht nur als Büros, sondern auch als alternative Wohnkonzepte durchsetzen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Herauskam ein Kubus mit großen runden Fenstern, was ihm ein ziemlich klares, aber ästhetisches Äußeres verleiht. Clemens Buck nutzt ihn noch heute als Büro. Und aus diesem Prototyp entwickelte sich ein neuer Geschäftszweig für den Schreiner und seine Firma "Formschön GmbH": Neben Terrassen und Möbeln fertigt er heute gleich drei verschiedene Kuben im Baukastensystem: Eine Version wird als Gartengeräteraum oder Spielhaus für Kinder unisoliert angeboten, eine dafür komplett isoliert und mit einer Heizung ausgestattet, so dass der Käufer ihn auch als Sommer-Wohnhäuschen oder Gästezimmer nutzen kann. Und eine dritte Variante gibt es noch, die beliebig erweiterbar ist und individuell gestaltet werden kann.

Was Buck nun schon seit einigen Jahren als "Kubus II" und "Kubus III" anbietet, ist im Grunde nichts anderes als so ein "Tinyhouse". Und wenn es nach dem Schreiner ginge, würden seine bunten Würfel in Zukunft als Dauerwohnsitze genutzt. "Zum Beispiel als Altersruhesitz oder für diejenigen, die sich ein einfacheres Wohnkonzept wünschen." Dafür müsste der Gesetzgeber aber noch ein bisschen nachhelfen: Bislang dürfen die Häuschen nicht ohne Baugenehmigung errichtet werden.

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