Tradition in Gefahr:Ungeklärter Standort für das Waldfest

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Mitten im Grünen findet bisher das beliebte Gautinger Waldfest statt, das vom Eltern-Kind-Programm veranstaltet wird. (Foto: privat)

Möglicherweise muss das beliebte Gautinger Familienevent nach Stockdorf umziehen.

Mehr als 1000 Besucher sind Anfang des Monats zum Waldfest des Eltern-Kind-Programms (EKP) auf die Waldlichtung am Münchner Berg in Gauting gekommen. Alle Generationen haben dort gefeiert, allerdings mit Wehmut. Denn es sollte heuer das letzte Mal an diesem Standort sein. Die Fläche solle aufgeforstet werden, das Fest deshalb an die Fleckhamer Straße nach Stockdorf verlegt werden, sagte der Gemeinderat Tobias McFadden im Hauptausschuss. Und er protestierte vehement, "dass das schönste und älteste Familienfest Gautings kaputt gemacht wird". Bürgermeisterin Brigitte Kössinger versprach, sich kundig zu machen, doch leicht ist offenbar nicht aufzuklären, was mit der Lichtung im Buchenwald wirklich passieren soll.

Die Pressestelle will jedenfalls "zum geplanten Standortwechsel des Gautinger Waldfestes vom Münchner Berg in die Fleckhamer Straße in Stockdorf keine Hintergrundinformationen geben", hieß es auf Nachfrage. Für die EKP-Geschäftsführerin Monika Bezdek war es jedenfalls ein harter Schlag, als sie von der Gemeinde die Mitteilung bekam, dass die Waldrechtler aufforsten wollten. Die wiederum bestritten, dass die Initiative von ihnen ausging. "Uns wurde gesagt, das EKP habe den Wunsch umzuziehen", sagt Rechtlervorstand Max Rößler. "Damit sind wir laut Gemeindeordnung verpflichtet, wieder Bäume zu pflanzen. Eigentümerin des Waldes ist die Gemeinde, doch die Nutzung liegt bei uns", erklärte er und beklagte, dass "die Gemeinde nicht mit uns geredet hat". Laut Rößler soll das Aufforsten in einem neuen Vertrag mit der Gemeinde geregelt werden. Einen Entwurf habe er bereits vorgelegt. Er müsse nur irgendwann Gewissheit haben, weil er ja die jungen Bäume - Fichten, Tannen, Lärchen und Kirschen - bestellen müsse.

Somit gibt es zwei völlig konträre Darstellungen für das drohende Aus für das Waldfest: Aus Sicht des EKP müssen sie gehen, weil die Waldrechtler aufforsten wollen. Aus Sicht der Waldrechtler müssen sie aufforsten, weil das EKP geht.

Nach Angaben von Rößler geht es um ein Gelände von 2000 bis 3000 Quadratmetern, das sonst auch als Parkplatz genutzt wird; am Rand stehen Glascontainer, zeitweise sind dort Verkaufsstände für Obst und Gemüse. Ein Teil des Grundstücks gehöre zur Pizzeria "La Forestella". Eine genaue Vermessung habe er nicht. "Wir haben 160 Quadratmeter Wald für die Straße abtreten müssen, dafür stehen uns Ausgleichsflächen zu. Möglicherweise ist das der Ursprung der Idee mit der Aufforstung", vermutet Rößler.

Das Waldfest hat seit bald 60 Jahren Tradition und ist bei Familien sehr beliebt. "Wir hatten das Fest schon im Programmheft und auf Flyern angekündigt und haben darum gebeten, wenigstens noch in diesem Jahr am Münchner Berg bleiben zu können", sagte Bezdek. Im vergangenen Jahr musste das Fest wegen Bauarbeiten am Münchner Berg auf eine Wiese am Ortsrand von Stockdorf verlegt werden.

"Für uns war das ein einmaliges Ausweichen, jedoch keinesfalls eine Alternative. Wir haben schon überlegt, ob wir das Fest ganz absagen sollen", er- klärte sie. Rößler wiederum beteuert: "Uns Rechtlern liegt gar nichts daran, das Waldfest zu vertreiben. Von uns aus kann das EKP wie bisher dort feiern."

© SZ vom 09.07.2018 / bla/rzl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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