Tödliche Epidemie breitet sich aus:Der kranke Fuchs

Im Münchner Umland gibt es immer mehr räudige Füchse. Die Räude, eine meist tödliche Epidemie, breitet sich aus - erstmals seit 30 Jahren. Sie könnte sich auch im Stadtgebiet rasch verbreiten.

Armin Greune

Die Epidemie begann im Allgäu, vor fünf Jahren wurden dort die ersten Fälle gemeldet. Seither breitet sich die Seuche gen Norden und Osten aus und hat mittlerweile den Großraum München erreicht: Die Fuchsräude rafft immer mehr Füchse dahin. Zuletzt trat die Krankheit im Südwesten von München vor 30 Jahren auf.

Vor allem in den Landkreisen im Süden und Westen der Metropole wurden in den vergangenen Wochen immer mehr Fälle registriert. So haben die Jäger im Landkreis Starnberg in diesem Jahr schon 16 befallene Tiere gemeldet - das ist ein neuer Rekord. In Teilen des Landkreises München, so im Isartal zwischen Grünwald und Schäftlarn, sind sogar 40 Prozent befallen. Auch im Würmtal und im Raum Wolfratshausen wurden räudige Rotfüchse beobachtet.

Experten glauben, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Seuche auch die schätzungsweise etwa 2000 Tiere erreicht, die im Münchner Stadtgebiet leben. Denn gerade im Winter, wenn die Füchse sich paaren, kann sich die Seuche rasch verbreiten. In der sogenannten Ranzzeit, die von Dezember bis Februar dauert, wandern die Füchse auf der Partnersuche oft ziemlich weit. In der kalten Jahreszeit ist der Anteil der Tiere, die an der Krankheit eingehen, besonders hoch.

Den kranken Füchsen fällt zunächst das Fell aus, sie kratzen sich die Haut blutig und magern allmählich ab: "Innerhalb von drei bis vier Monaten verhungern und erfrieren die meisten von ihnen", berichtet Christof Janko, Wildbiologe der TU München. Er hat in diesem Jahr ein Meldekataster angelegt, um mit Hilfe der Jäger mehr über die Ausbreitung der Seuche und die Sterblichkeitsrate der Füchse in Bayern zu erfahren. Eine erste Abfrage brachte 300 Fälle, die sich in Oberbayern vor allem südwestlich von München konzentrieren.

Janko sagt, dass von den Räudemilben kaum Gefahr für Menschen und Haustiere ausgeht. Um sich anzustecken, muss man schon in intensiven Kontakt mit einem erkrankten Fuchs geraten. Außerdem sind wirksame Sprühmittel gegen die Parasiten im Handel. Die Seuche tritt vor allem auf, wenn alle Reviere überbevölkert sind.

Biologen sehen in der Räude daher auch ein "Dichteregulativ", wie es früher die Tollwut für Füchse war. Vor allem im Sommer gebe es aber auch viele Tiere, die sich nach einer Räudeattacke erholen, nur leichte Symptome zeigen oder ganz immun sind. Binnen eines Jahres könnten dann wieder alle potenziellen Lebensräume bis zum Maximum angefüllt sein, sagt Janko.

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