Finanzierung des Tierschutzes:Tierheim fordert mehr Geld von Kommunen

Finanzierung des Tierschutzes: Tierheimleiterin Tanja Wieber mit einer der rund 200 Katzen, um die sich das Starnberger Tierheim jedes Jahr kümmert.

Tierheimleiterin Tanja Wieber mit einer der rund 200 Katzen, um die sich das Starnberger Tierheim jedes Jahr kümmert.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Um die gestiegenen Kosten decken zu können, will der Betreiberverein eine massive Erhöhung der Fundtierpauschale erwirken. Die Gemeinden jedoch stimmen lediglich einer moderaten Beitragssteigerung zu.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Das Starnberger Tierheim hat erhebliche finanzielle Probleme, die durch die Energiekrise und die neue Gebührenordnung für Tierärzte noch verstärkt werden. Der Vorstand des Tierschutzvereins fordert daher den Landkreis und die Kommunen auf, sich finanziell stärker zu engagieren. Zwar wurden höhere Zuschüsse angeboten, doch das ist nach Angaben von Vereinschef Rainer Henkelmann nicht genug. Denn es geht um Grundsätzliches. Während die Kommunen lediglich eine Pauschale für die Fundtiere bezahlen, fordert der Tierschutzverein Unterstützung für alle Tiere, also auch für abgegebene Tiere oder Wildtiere. Der Fundtiervertrag soll erweitert werden auf einen so genannten Tierschutzvertrag, fordert Henkelmann.

Finanzierung des Tierschutzes: Rainer Henkelmann, Vorsitzender des Tierschutzvereins Starnberg, bei der Inbetriebnahme des Blockheizkraftwerks vor knapp zwei Jahren.

Rainer Henkelmann, Vorsitzender des Tierschutzvereins Starnberg, bei der Inbetriebnahme des Blockheizkraftwerks vor knapp zwei Jahren.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Damit sind die Gemeinden nicht einverstanden. "Der Tierschutz ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Das kann nicht auf die Kommunen abgewälzt werden", sagt Bürgermeistersprecher Rainer Schnitzler. Die Gemeinden sind nach seinen Angaben alleine für Fundtiere zuständig - und das nähmen sie auch ernst. Und obwohl die Kommunen ohnehin schon finanziell klamm seien und überall gekürzt werde, sei die Fundtierpauschale um das 2,75-fache erhöht worden. Wie der Pöckinger Rathauschef vorrechnet, lag der Betrag bislang bei 60 Cent pro Einwohner und Jahr. Nun habe man dem Verein angeboten, die Pauschale auf 1,60 Euro zu erhöhen. Das Landratsamt sagte eine Anhebung von zehn auf 30 Cent zu.

Im vergangenen Jahr hat das Tierheim ein Minus von 300 000 Euro gemacht

Doch damit können laut Henkelmann die Kosten nicht gedeckt werden. Nach seinen Angaben hat das Tierheim im vergangenen Jahr einen Verlust von etwa 300 000 Euro eingefahren, daher müsse die Pauschale auf 3,50 Euro aufgestockt werden.

Insgesamt 210 Katzen, 60 Hunde und 180 Kleintiere waren im Jahr 2021 (für 2022 gibt es noch keine Bilanz) im Tierheim untergebracht. Davon wurden durchschnittlich 50 Prozent weitervermittelt. Von den 347 Wildtieren konnten 297 wieder ausgewildert werden. Doch das kostet. Durchschnittlich sind bislang laut Henkelmann jährliche Tierheimkosten inklusive der Löhne von 18 Voll- und Teilzeitmitarbeitern sowie eines Auszubildenden in Höhe von mehr als einer Million Euro angefallen. Zwar gibt es immer wieder Tierfutter-Sachspenden, doch insgesamt seien die Futterkosten um das 1,5-fache gestiegen. Zusätzlich müsse das Tierheim die Ausgaben für die Unterkunft, für Energie und für den Tierarzt stemmen, so der Vorsitzende. Das Tierheim verfügt über eine Photovoltaik-Anlage (eine zweite soll noch gebaut werden) und ein Blockheizkraftwerk. Die Gaskosten indes hätten sich 2022 verdreifacht, so Henkelmann. Ein großer Brocken von jährlich etwa 150 000 Euro musste bislang für den Tierarzt ausgegeben werden. Mit der neuen Gebührenverordnung für Tierärzte, die im Januar in Kraft getreten ist, rechnet Henkelmann auch hier mit einem starken Anstieg. Dringend muss zudem in ein neues Katzenhaus investiert werden. Die vor zwei Jahren veranschlagten Baukosten in Höhe von 750 000 Euro, werden sich nach Meinung des Vorsitzenden ebenfalls noch verteuern.

Finanzierung des Tierschutzes: Das hölzerne Katzenhaus ist marode und muss dringend ersetzt werden. Die vor zwei Jahren veranschlagten Baukosten von 750 000 Euro werden sich nach Meinung des Vorsitzenden noch verteuern.

Das hölzerne Katzenhaus ist marode und muss dringend ersetzt werden. Die vor zwei Jahren veranschlagten Baukosten von 750 000 Euro werden sich nach Meinung des Vorsitzenden noch verteuern.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bislang hatte der Verein Verluste und notwendige Investitionen aus Spenden und Erbschaften abgedeckt. Doch diese seien rückläufig, Erbschaften gingen sogar gegen Null. "Wenn das zu Ende ist, ist es mit dem Tierheim zu Ende", warnt Henkelmann.

Es könne nicht sein, dass immer die Kommunen einspringen müssten, betont Schnitzler. Anstatt die Städte und Gemeinden anzugreifen, könnte sich der Tierschutzverein überlegen, wie er selbst zu Geld komme, beispielsweise durch Fundraising. Doch auch, wenn es bislang noch keine Einigung gibt, geht Schnitzler davon aus, dass dieses Jahr die von den Kommunen und dem Landkreis angebotene Pauschale bezahlt wird. "Wir stehen zu unserem Angebot" - mehr aber könnten die Kommunen nicht leisten. Den üblichen Fundtiervertrag für zwei Jahre allerdings will der Tierschutzverein nicht unterschreiben. Dieses Jahr komme man mit der neuen Pauschale gerade noch über die Runden, aber ein weiteres Jahr nicht mehr, erklärt Henkelmann.

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