Thomas Raff hat wie kein Zweiter das Kulturleben am Ammersee-Westufer auf allen Ebenen bereichert. 1991 übernahm er den Vorsitz des Dießener Heimatvereins, den er erst 30 Jahre später niederlegte, als er bereits schwer erkrankt war. Unter seiner Ägide wandelte sich die 1925 gegründete Institution vom Wahrer des Brauchtums zum Förderer zeitgenössischer Kunst. Am 30. Oktober 2022 ist der promovierte Kunsthistoriker, Buchautor und leidenschaftliche Heimatforscher im Alter von 75 Jahren gestorben. Mit einer Ausstellung und einer musikalisch begleiteten Lesung will der Dießener Heimatverein jetzt die Erinnerung an Raff noch einmal wachrufen.
An den kommenden Wochenenden ist im Taubenturm beim Marienmünster zu sehen, wie Künstler und Künstlerinnen die Bereicherung, die Thomas Raff für jeden Einzelnen bedeutete, in 25 Unikaten darstellen. Dem Genre sind dabei keine Grenzen gesetzt: Lyrik, Musik, Fotografie, Malerei oder Objektkunst sind vertreten. Die Ausstellung trägt den Titel „Im Sinne des Denkmalschutzes vorbildlich renoviert – Über die Bilder reden wir jetzt nicht“: Die beiden Zitate verweisen auf Raffs typische, subtil ironische Haltung, die auch diese unkonventionelle Hommage prägt.
So präsentiert Matthias Rodach seine Skulptur „Puppe“ – ein Werk, das Florian Raff in Erinnerung an seinen Bruder auswählte, denn der habe sich im Leben öfter gehäutet, etwa als er ein Jurastudium abbrach, um stattdessen Kunsthistoriker zu werden. Die Malerin Annunciata Foresti steuert ihr Erstwerk bei, um vom Beginn ihrer jahrzehntelangen Freundschaft mit Thomas Raff zu erzählen. Wolfram Ruoff wiederum nimmt mit seinem Kunstbild „substanziell“ Bezug auf Raffs Habilitationsschrift, die den Titel „Die Sprache der Materialien“ trägt.
Zur Vernissage an diesem Freitag, 11. Oktober, um 19.30 Uhr spricht Raffs Schülerin Michaela Haibl. Die Schauspielerin Elisabeth Günther, laut Raff „die Stimme Dießens“, rezitiert einen Text von Karin Derkow. Die Akkordeonistin Annette Rießner wird eine Komposition vorstellen, die sie zu einem Gedicht von Raffs Lieblingsdichterin Mascha Kaléko geschrieben hat. Auch die Pfarrerin Johanna Haberer, die den Lebensweg von Raff in den letzten Monaten begleitet hat, wird das Wort an das Publikum richten und eines seiner lyrischen Werke vortragen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Oktober jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Am Freitag, 18. Oktober, wird unter dem Motto „Raffs Kosmos“ ein kleines Mosaik aus dessen Gedankenwelt performativ vorgestellt. Von 20 Uhr an liest Katalin Fischer aus dessen Texten, musikalisch begleitet von Anton Gruber.