Süddeutsche Zeitung

Theaterforum:Riskanter Kurs

Die Gautinger  Rechnungsprüfer drohen dem Gautinger Bosco-Team mit Vertragskündigung. Eine abenteurliche Idee

Kommentar von Michael Berzl

Die Zuschüsse sind gekürzt, die Mieten erhöht. Und jetzt taucht in einem Bericht der Gautinger Wirtschaftsprüfer sogar noch die Drohung mit einer Kündigung auf. Der Gemeinderat hat diese Formulierung zwar nicht übernommen, Bürgermeisterin Brigitte Kössinger würde davon am liebsten gar nichts mehr hören. Aber für das Theaterforum, das immer wieder viel Lobeshymnen einheimst für sein hochkarätiges Programm und über viele Jahre hinweg stets neue Zuschauerrekorde melden konnte, wird es gerade ungemütlich in Gauting.

Dabei geht es wieder einmal ums Geld. Der Passus im Abschlussbericht, wonach die Wirtschaftlichkeit des Betriebs im Bosco verbessert werden müsse, lässt sich schließlich nicht anders übersetzen, als dass das Haus der Gemeinde zu teuer ist. Die Bosco-Besucher, die sich ein schönes Kammerkonzert oder ein launiges Kabarett zu Gemüte führen, dürften sich ruhig etwas mehr bewusst werden, dass sie sich diesen Genuss zu einem großen Teil von den Steuerzahlern subventionieren lassen. Sonst wäre der Eintritt viel höher. Schließlich fließen aus der kommunalen Kasse jedes Jahr Hunderttausende Euro in das Haus. Klar ist aber auch: Kultur ist finanziell nie rentabel.

Der Kurs, der gerade in Gauting eingeschlagen wird, ist riskant. Eine Institution wie das Theaterforum ist nicht so leicht zu ersetzen. Allein die Idee, diesem Verein zu kündigen, ist daher abenteuerlich. Es stellt sich die Frage, was danach kommen sollte. Seit den Anfängen in einem Kellerraum der Hauptschule stecken dahinter Menschen, die viel ehrenamtliches Engagement und eine große Portion Idealismus investieren. Das ist unbezahlbar. Und unersetzbar.

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Quelle:
SZ vom 21.11.2019
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