Theater in Wörthsee:Hurra, der Maibaum ist da!

Wörthsee Augustiner, Bauernbühne

Unter der Fuchtel: Uli Wischnewski als armer Ehemann, Barbara Gäch in der Rolle der Bürgermeistersfrau und Erika Schreyegg als keifende Ehefrau (v.li.).

(Foto: Georgine Treybal)

Endlich wieder live: Die Bauernbühne gibt ihr Lustspiel, das 2020 wegen des Lockdowns ausgefallen ist. Und das ganze Ensemble zieht mit

Von Patrizia Steipe, Wörthsee

Draußen werden schon die Christbäume aufgestellt, auf der Bauernbühne Wörthsee ist noch Frühjahr, und alles dreht sich um einen gestohlenen Maibaum. "Ja verreck, der Maibaum is' weg" heißt das Stück, mit dem sich die Laienschauspielgruppe nach der Corona-Pause erstmals wieder im Gasthof Augustiner am Wörthsee dem Publikum präsentiert.

Maibaum im November, passt das überhaupt? Ausführlich hätten sie sich im Juni bei ihrer ersten Mitgliederversammlung seit dem Lockdown 2020 darüber unterhalten. Es passe sogar sehr gut, lautete das Fazit. "Heuer ist eben alles anders. Alle Maibaumfeiern sind ausgefallen, und in Erling wurde der Baum im August aufgestellt", sagt Sabine Bayer, die in der kurzweiligen Posse über einen traditionellen Maibaumdiebstahl eine streitsüchtige Nachbarin spielt. Auch bei einer Abfrage im Ort habe es keinerlei Bedenken gegeben, "Hauptsache lustig", war der Wunsch, "damit man mal wieder lachen kann".

Ursprünglich sollte das Maibaumstück im März und April vergangenen Jahres aufgeführt werden. Die Proben waren schon im vollen Gange, das Bühnenbild aufgebaut. "Wenige Tage vor der Premiere kam der Lockdown", erinnert sich Barbara Gäch, Vorsitzende der Bauernbühne.

Nicht einmal die Bühne durften wir abbauen", sagt sie. Da sich damals nur gemeinsame Haushalte treffen durften, wurden die Requisiten dann familienweise und in Etappen geholt. Wenigstens war der Ausfall finanziell kein Desaster. Schließlich seien Ausgaben wie gespendete Brotzeiten für die Helfer weggefallen.

Im September haben die neuen Proben für das alte Stück begonnen. "Alle waren ganz euphorisch, dass endlich wieder gespielt wird", so Gäch. Es musste keine Rolle neu besetzt werden, auch die beiden Souffleusen, Maskenbildner und alle anderen Helfer standen bereit. Nach 16 Proben fieberte die Truppe der Premiere entgegen. Bei der Generalprobe lief alles wie am Schnürchen. Im ersten Akt musste die Souffleuse noch ein paar Mal nachhelfen, "dann hab ich nichts mehr sagen müssen", staunt sie.

Die Leidenschaft für die Schauspielerei ist vom ersten Moment an, nachdem der Vorhang aufgegangen war, zu spüren. Gäch geht ganz in ihrer Rolle als resolute Bürgermeisterfrau auf und freut sich "endlich ordentlich bayerisch" reden zu dürfen. Klaus Freymann als Bürgermeister von Strunzenbach und die beiden erwachsenen Kinder Franziska Gäch als Julia und Ludwig Bayer als Andi bringen die Empörung über die "große Schande", sprich den Maibaumdiebstahl, aber auch ihre Liebeleien mit dem Feuerwehrmann Korbi (Korbinian Polz) und der Kellnerin Birgit (Melanie Belle) überzeugend rüber.

Abgerundet wird das Lustspiel mit dem alten Ehepaar Simmerl (Uli Wischnewski) und Zenzi (Erika Schreyegg). Herrlich, wie sie ihren trunksüchtigen Ehemann unter der Fuchtel hat und in einer Tour keift, während der Schelm ihr doch immer wieder entwischt.

Einen Schlussgag kann sich das Ensemble dann doch nicht verkneifen. Beim Finale stoßen alle auf das gute Ende des Maibaumdiebstahls an, ausnahmsweise nicht mit bayerischem Bier, sondern mit "Corona Extra".

Einen kleinen Dämpfer hat das Ensemble kurz vor der Premiere bekommen. Kurzfristig hatte die Bayerische Staatsregierung die "2G"-Regel für solche Aufführungen verkündet. Einige Besucher planten, mit einem PCR-Test zu kommen. Diese müssen nun weggeschickt werden. "Wir haben die neuen Bestimmungen nicht mehr ankündigen können", bedauert Gäch. Sie gehört gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Freymann und Wischnewski zu den Mitgliedern der ersten Stunde und ist seit 1978 dabei. "Damals mussten wir uns für solche Rollen die Haare grau sprühen und Falten schminken lassen, heute ist das nicht mehr nötig", sagt Gäch und lacht. Jetzt hofft das Ensemble, dass die Aufführungen nicht wieder abgesagt werden müssen. Aufzeichnen und über das Internet streamen ist für die Bauernbühne Wörthsee nämlich keine Alternative.

Dafür müssten teure Lizenzgebühren für die Urheber der Texte gezahlt werden. "Wir könnten höchstens eigene Stücke aufführen", überlegt Gäch. Ausgeschlossen ist das nicht. Ihr Vater, Fritz Schöpf, der Begründer der Bauernbühne, hatte einmal ein Stück geschrieben, und auch Gäch ist Autorin von Einaktern.

Weitere Aufführungen sind am Samstag, 13. und 20. November, 20 Uhr, sowie am Sonntag, 14. und 21. November, 19 Uhr. Karten gibt es unter Telefon 0176/66534656. Eingelassen werden nur Genesene oder Geimpfte (2G).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: