Testfahrt mit Sportwagen:Ungebremst in diese Mauer, Insassen nicht angeschnallt

Petersbrunn: Unfallhelfer Christian Voigt

Grundstücksbesitzer Christian Voigt war am Freitagabend als Ersthelfer zur Stelle.

(Foto: Nila Thiel)

Bei dem Unfall zwischen Starnberg und Gauting werden zwei Autohaus-Mitarbeiter auf Testfahrt schwer verletzt. Anwohner Christian Voigt hört den Einschlag und hilft.

Von Christian Deussing

Die beiden Münchner sind routiniert. Sie haben schon oft Autos im Mühltal zwischen Starnberg und Gauting getestet. Doch am Freitagabend krachten sie mit einem nachgebauten Cobra-Sportwagen mit hoher Geschwindigkeit in eine Gartenmauer in Petersbrunn - ungebremst, wie es von der Polizei jetzt heißt. Das Auto müsse mit mehr als den erlaubten 100 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein. Die beiden Mitarbeiter eines Starnberger Sportwagen-Autohauses waren zudem nicht angegurtet, so die Ermittler weiter. Sie wurden bei dem Unfall aus dem Wagen geschleudert. Eines der Opfer ist 39 Jahre alt und vierfacher Vater. Die Ärzte kämpfen um sein Leben; der 62-jährige Kollege soll wieder ansprechbar sein.

Noch ist aber die genaue Unfallursache unklar - und auch die Frage, wer am Steuer des 500-PS-Wagens gesessen ist. Fassungslos ist der Geschäftsführer des Starnberger Autohauses, Benjamin Wolf. Er ist mit dem 39-jährigen Mitarbeiter auch befreundet. Wolf könnte sich vorstellen, dass es ein technisches Problem bei der Probefahrt gegeben habe. Das müssten die Gutachter herausfinden. Das 34 Jahre alte Auto war dem Händler erst am Freitag von einem Esslinger Halter übergeben worden und sollte für bis zu 130 000 Euro verkauft werden. Bei solchen Modellen müsse man "extrem aufpassen und mit ihnen respektvoll umgehen", erläutert Wolf. Da lasse er nur erfahrene Leute ans Steuer - wie bei dieser Testfahrt auch.

"Die müssen mit hoher Geschwindigkeit gegen unserer Mauer gerast sein", vermutet Christian Voigt. Er saß mit seiner Frau im Wohnzimmer, als er kurz vor 18 Uhr das Krachen hörte. Das Ehepaar und der Sohn liefen sofort nach draußen und halfen den Männern. Der jüngere lag blutend an der zerstörten Gartenmauer, der ältere etwa 50 Meter neben dem Wrack auf der Staatsstraße. "Wir hatten Angst, dass der Mann überfahren wird und zogen ihn weg", erzählen die Eheleute. Durch den Aufprall waren Steinbrocken sogar durch die dichte Eibenhecke geflogen und im Vorgarten gelandet. In die Mauer war schon einmal ein Autofahrer geprallt - allerdings aus der abschüssigen Gegenrichtung. Voigt berichtet auch von einem Sportwagen, der vor einigen Jahren eine weitere Hecke durchbrochen hatte und bei ihm "im Garten stand". Die Voigts und die Nachbarn fordern, dass in Petersbrunn wegen der "gefährlichen Strecke und der vielen Raser" wieder Tempo 70 eingeführt wird. Dieses Limit war vor dreieinhalb Jahren im Mühltal - bis auf in einigen Kurven - aufgehoben worden. Die Petersbrunner hatten bereits um eine Geschwindigkeitsgrenze von 50 Stundenkilometern gekämpft. Daraus sei dann aber Tempo 100 geworden, ärgert sich ein Anlieger aus dem Weiler im Mühltal.

Testfahrt mit Sportwagen: Die beiden Insassen waren beim Unfall am Freitagabend aus dem Cobra-Nachbau geschleudert worden.

Die beiden Insassen waren beim Unfall am Freitagabend aus dem Cobra-Nachbau geschleudert worden.

(Foto: Nila Thiel)

Die Polizei geht davon aus, dass der britische Sportwagen, der in drei Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen kann, mit Sommerreifen eindeutig zu schnell auf der geraden Strecke unterwegs war. Die Sicherheitstechnik dieses Fahrzeugtyps sei zum Beispiel mit modernen Geländewagen nicht vergleichbar, so die Polizei. Man werde nun das Gutachten erst abwarten, sagt Stefan Diebl, Sprecher des Landratsamtes Starnberg. Von durchweg positiven Erfahrungen seit der Tempo-100-Regelung spricht Jacob Eberle vom Staatlichen Bauamt Weilheim. Ein Unfallschwerpunkt ergebe sich erst, wenn sich innerhalb von 300 Metern in drei Jahren sieben Unfälle mit Verletzten ereigneten. Dies sei aber in Petersbrunn noch nicht der Fall, so Eberle.

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