Lächeln im Gesicht, Schläger in der Hand, auf Rädern unterwegs: Vom 15. bis 18. August findet das erste Starnberger Rollstuhltennis-Camp statt. Die „Wheelchair Summer School“ wird vom Verein Paratennis Deutschland veranstaltet, der große Namen für das Trainingslager gewinnen konnte. Bundestrainer Niklas Höfken, Sportpsychologie-Experte Jona Schwarz und Profisportlerin Britta Wend bilden den Trainerstab.
Niklas Höfken ist deutscher Rollstuhltennis-Nationaltrainer und setzt sich als Leiter des Projekts „Tennis für Alle“ der Frechener Gold-Kraemer-Stiftung für behinderte Tennisspielerinnen und -spieler in Deutschland ein. Er hat die sportliche Leitung im Camp inne. Jona Schwarz ist Sportpsychologe der Rollstuhltennis-Nationalmannschaft und auch Teil des „Tennis für Alle“-Teams. Die Leistungssportlerin Britta Wend spielt für das deutsche Rollstuhltennis-Nationalteam und tritt bei den Paralympics 2024 in Paris in ihrer Disziplin an.
Der Inhalt des Trainings beinhaltet neben dem Technik- und Taktikunterricht auf dem Platz auch wichtiges Athletik- und Mentaltraining. Die 14 ambitionierten Amateursportler sollen einen Einblick in den Profi-Alltag und das Training bekommen. Aber auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen.
Die Örtlichkeiten im Tennis und Padel Center Starnberg wurden extra umgebaut, damit sie barrierefrei sind. Sanitäranlagen und die Wege von und zu den Plätzen wurden erneuert. Und das mit Zukunftsorientierung: „Hier sollen inklusive Begegnungen möglich werden“, erklärt Richard von Rheinbaben, der Verantwortliche für das Center. „Wir möchten in Starnberg perspektivisch gerne einen festen Platz auf der deutschen Rollstuhltennis-Landkarte einnehmen!“
Das Rollstuhltennis hat an sich die gleichen Regeln wie das Tennis der „Fußgänger“. Aber: Der Ball darf zweimal aufkommen, einmal davon muss in der Feldbegrenzung sein. Und, klar: Es wird im Rollstuhl gespielt. Der Sportrollstuhl hat dafür extra schräg gestellte Räder. Diese Bauart macht den Rollstuhl wendig, drehbar und schützt gleichzeitig vor einem seitlichen Umkippen. Ein Kipprad schützt die Spieler vor dem Umfallen nach hinten. Der Rollstuhl wird während des Spiels als Teil des Körpers betrachtet. Die Spieler dürfen nicht aufstehen und die Füße nicht den Boden berühren. Die Beine werden mit Gurten an den Rollstuhl geschnallt.

Als Begründer der Sportart gilt der Amerikaner Brad Parks, der 1976 nach einer Querschnittslähmung das Tennisspielen im Rollstuhl begann. Die Sportart ist seit 1992 bei den Paralympics und seit 1998 offizieller Teil der International Tennis Federation. Mittlerweile ist Rollstuhltennis eine der populärsten Rollstuhlsportarten der Welt. Es braucht ja auch nicht viel Umstellung: Schläger und Bälle benötigen keine Modifikationen, gespielt wird auf den herkömmlichen Tennisplätzen. Eine Behinderung ist keine Voraussetzung, der Rollstuhl schon.
Für vier Tage werden die Sportler professionell betreut und womöglich rollen in Zukunft noch viele weitere über den Starnberger Tennisplatz. Denn: „Mit den Bewerbungen um die 14 Plätze aus dem In- und Ausland könnten wir locker fünf Camps füllen“, freut sich Höfken. Die Begeisterung für den Sport ist also groß – und damit die Chance, dass in Starnberg bald das nächste Camp stattfindet.