Tassilo-Kulturpreis der SZ:Wen die Moni so alles auf ihr Brettl holt

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Helmut Schleich, Luise Kinseher, Christian Springer: Monika Rother lockt bekannte Kabarettisten nach Gilching - und solche, die danach groß rauskommen.

Von Astrid Becker, Herrsching/Gilching

Wer Moni Rother nach ihrem Lebensmotto fragt, bekommt ein Zitat von Augustinus von Hippo als Antwort: "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Im Fall von Moni Rother ist das Feuer, das sie entfachen will, die Liebe und Begeisterung für Kleinkunst. Für Kabarett. Für die Menschen, die sich trauen, sich auf die Bühne zu stellen und quasi als Alleinunterhalter ihre Zuschauer zu erfreuen. Keine einfache Aufgabe. Das erlebt Moni Rother auch immer selbst. Denn in ihrem "Brettl", das sie seit gut 20 Jahren betreibt, belässt sie es nicht dabei, ein Programm zusammenzustellen, dafür zu werben und Eintrittskarten zu verkaufen. Nein. Die "Kultur-Moni", wie man sie im Landkreis nennt, stellt sich vor jeder Vorstellung selbst auf die Bühne, kündigt ihre Künstler an - mal frech, mal weniger frech. Aber immer mit viel Herz und kabarettistischen Zügen.

Apropos Künstler. Eine ganze Reihe mittlerweile berühmter Kabarettisten, Comedians, Schauspieler und Musiker haben schon bei ihr gespielt. Viele davon, etwa Helmut Schleich oder auch Christian Springer, sind schon bei ihr aufgetreten, als sie noch nicht so bekannt waren. Für manche war sie dabei eine echte Hilfe. Der Kabarettistin Luise Kinseher zum Beispiel. Sie sagt: "Ich werde nie vergessen, als ich mit meinem ersten Bühnenprogramm bei ihr gastierte, hat sie jeden, den sie in ihrer Stammpublikum-Datei hatte, einzeln angerufen und Überzeugungsarbeit geleistet! So war mein Gastspiel ausverkauft - das war der Hammer." Kinseher tritt noch immer regelmäßig bei Moni Rother auf. Mittlerweile auch in Gilching im Gasthof Widmann, in den die Kultur-Moni untergeschlüpft ist. Es ist schon das fünfte Bühnendomizil der gebürtigen Rosenheimerin, die über ihr Alter nicht sprechen mag: "Weil sich die Leut' dann anders mir gegenüber benehmen, das will ich nicht." Angefangen hatte sie 1997 in Mittelstetten, einem Ort im benachbarten Landkreis Fürstenfeldbruck. Und schuld daran waren zwei Künstler: der Tiger Willi und Michi Well von der Biermösl Blosn. Sie erinnert sich noch gut an den 29. Oktober 1995, als sie den Tiger Willi zum ersten Mal auf der Bühne gesehen hat. Mit einem befreunden Paar waren ihr Mann und sie mal wieder ausgegangen: "Unsere Söhne waren da schon groß genug", sagt sie. Denn Moni Rother hat auch das Thema Familie so angepackt, wie sie alles anpackt: "Wenn ich was mach', dann mach' ich es g'scheit", sagt sie. Halbherzigkeit ist ihre Sache auch tatsächlich nicht. Das zeigt sich auch schnell beim Tiger Willi, von dem sie sofort fasziniert war und der sie schon alsbald immer persönlich zu seinen Vorstellungen eingeladen hat: "Das hat er immer per Post gemacht bei seinen Fans." Und ein Fan war sie damals noch. Für ihn klebte sie Plakate und wurde irgendwann dann auch seine Managerin. Ihr erster Ausflug in die Welt der Kultur. Denn eigentlich hatte sie zunächst für eine Versicherung gearbeitet - bis die Kinder kamen. Zu der Zeit lebte sie längst in Herrsching. Weit genug weg von Ottobrunn, wo sie aufgewachsen und das Gymnasium besucht hatte. Leicht kann diese Kindheit nicht gewesen sein. Die Eltern trauten ihn offenbar nicht sehr viel zu. Als sie Klassenbeste wurde und ihr Zeugnis ihrem Vater ganz stolz präsentierte, meinte der nur: "Na ja, das muss ja ganz schön leicht gewesen sein." Moni Rother erzählt derlei Geschichten ganz offen. Froh sei sie gewesen, dann an den Ammersee umzuziehen, auch wenn ihr die Eltern dorthin folgten: "Das wusste ich gar nicht. Sie waren einfach plötzlich auch in Herrsching." Nach dem Tod der Mutter umsorgt sie den Vater und baute sich nach und nach ihren Ruf als "Kultur-Moni" auf.

Am 10. Oktober 1996, seinem Geburtstag, war es Michi Well, der sie dazu ermunterte. "Monika, woaßt was Du brauchst - irgendwas, wo Du Veranstaltungen machen kannst, ein Kino, eine Garage, eine Fabrikhalle: Das wär deins." Diese Einschätzung sollte ihn nicht trügen. Nach Mittelstetten führte sie ihre Kleinkunstbühne in Raabes Wirtshaus in Steinebach - so lange, bis der erste Stock dort aus Brandschutzgründen gesperrt wurde. Von heute auf morgen sei das gewesen, erzählt sie. Nebenbei hatte sie zusammen mit Hans Schlegel eine Musik- und Kabarettbühne im Pasinger "Prinzregent-Garten". Nach Steinebach fand "Monis Brettl" zunächst eine neue Heimat im Alten Wirt in Etterschlag. Fast vier Jahr ging das gut, doch dann wurde die Gaststätte verkauft.

Moni Rother musste eine neue Bleibe für ihre Bühne finden - und zog schließlich 2015 in das Gasthaus Widmann in Gilching um. An vielen Donnerstagen und manchmal auch montags finden dort Vorstellungen statt. Am 26. Februar zum Beispiel mit Martin Frank, dem kabarettistischen "Shooting-Star" aus Niederbayern, wie Moni Rother sagt: "Er hat auch schon bei mir gespielt, als ihn noch keiner kannte." Sie gab ihm eine Auftrittsmöglichkeit, weil sie sich in sein Programm verliebte. "Mein Herz muss dabei sein", sagt sie. Das wissen ihr Publikum wie ihre Künstler zu schätzen. "Danke, Moni", sagt beispielsweise Luise Kinseher. Sie wird kaum die einzige sein.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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