Tassilo:"Falschgeld" und echte Freundschaft

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Rock macht Spaß: die Band "Falschgeld" mit (v.l.) Jakob Brendel, Simon Pröttel, Jona Volkmann und Benno Beck im Probenraum. Noch lieber stehen die Jugendlichen auf der Bühne - vor der Pandemie etwa bei einer Demo von "Fridays for Future" in München. (Foto: Georgine Treybal)

Die junge Inninger Band, die schon vor 40 000 Zuhörern spielte, ist auch durch ihren Coach zusammengewachsen

Von Carolin Fries, Inning

Wie funktionieren Bandproben in der Pandemie? "Irgendwie", sagt Florian Volkmann, "mal online, mal live". Der 48-Jährige ist so etwas wie der Manager der Jugendband Falschgeld. Er sorgt dafür, dass die Jungs zusammenkommen. Bloß kein Stillstand, wo doch sonst so vieles krisenbedingt pausiert und wegfällt. Und so feiern Jakob Brendel, 15, Jona Volkmann, 16, Benno Beck, 15, und Simon Pröttel, 16, sogar ohne Live-Auftritte Erfolge: Beim Online-Wettbewerb "Running for the best" des Kreisjugendrings München-Land schafften sie es Ende vergangenen Jahres in die Endrunde und gewannen ein Band-Coaching.

Jazz-Gitarrist Max Frankl und andere Künstler gaben den jungen Musikern Tipps in Sachen Marketing und Songwriting. "Die haben da schon aufmerksam reingehört und auch was mitgenommen", sagt Volkmann. Doch ganz ehrlich: Viel lieber stünden sie auf der Bühne, so wie vor der Pandemie vor etwa 40 000 Zuhörern am Münchner Königsplatz. Okay, der Auftritt dauerte damals nur knapp zehn Minuten - unvergessen bleibt er den Jugendlichen dennoch. "Man sieht die Leute und sieht sie doch nicht", erzählt Saxofonist Simon. Und Sänger und Gitarrist Jona weiß nur noch, dass er "selten so aufgeregt" war.

Der Auftritt bei der großen Fridays-for-Future-Demonstration hatte sich zufällig über Kontakte ergeben. Eine Schulbefreiung war kein Problem. Alle vier Jungs besuchen die Montessorischule in Inning, die das Engagement der jungen Rock-Band unterstützt. "Das ist großartig und dafür sind wir sehr, sehr dankbar", sagt Jona. In der Schule haben sie sich kennengelernt und bereits in der dritten Klassen als Neunjährige die ersten Gehversuche als Band unternommen, wenn damals auch noch in anderer Besetzung. Die blitzenden Berge hieß die Kindertruppe, später auch mal Wooden Heroes. Vor vier Jahren schließlich, als Keyboarder Benno zur Band stieß, formierte sich Falschgeld. "Das klingt irgendwie schön", erklärt Jona. Eine tiefere Bedeutung habe der Name jedenfalls nicht. In der Schule durfte die Gruppe immer in der letzten Stunde freitags proben - als Dankeschön spielt Falschgeld seither selbstverständlich bei sämtlichen Schulfesten.

Inzwischen treffen sich die vier Jungs, die in Seefeld, Weßling und Wörthsee wohnen, freitags am Bildschirm oder bei Jona zuhause. Jonas Vater Florian Volkmann kann hier gut unterstützen, Simon nennt ihn den "Papa der Band". Tatsächlich gäbe es die Band womöglich nicht mehr, hätte der Bühnenkünstler die Jungs nicht mit viel Gespür durch diverse schwierige Phasen gecoacht. "Das war eine Knochenarbeit", fasst Volkmann zusammen. Als Schauspieler, Musiker und Komponist steht er der Band auch handwerklich beiseite. Er freut sich, wie die sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, musikalisch, aber auch menschlich. Aus den Kindern seien echte Freunde und verantwortungsbewusste Jugendliche geworden - die inzwischen vieles selber machen.

So haben alle vier einen Band-Job. Schlagzeuger Simon etwa versorgt die Mitglieder per E-Mail mit wichtigen Informationen, Simon organisiert die Proben. Benno trägt Sorge, dass bei Auftritten alles eingepackt ist, und Jona übernimmt zusammen mit Mutter Lia das Management. Im Sommer vor der Pandemie hatten sie fast jedes Wochenende einen Auftritt im Landkreis, spielten beim Kulturspektakel in Gauting und gewannen bei "Jugend on stage" in Herrsching den Förderpreis - den sie gar nicht persönlich annehmen konnten, weil sie zu einem Auftritt nach Garmisch mussten.

Neben den Eltern gibt es bereits ein paar Fans, die mitreisen. Sie erkennt man daran, dass sie den Song "Schüttel Dich" mit eigener Tanz-Choreografie wie Profis beherrschen. Das Gute-Laune-Lied ist das wohl bekannteste Stück der jungen Band, die etwa zwölf Lieder im Repertoire hat. Darunter einen "Klimasong" und "Ein Blatt fällt" über die individuelle Schönheit und Bedeutung von Dingen. In der Komposition "Stress" singen sie vom Konsumwahnsinn und dem ständigen Denken an Morgen und Übermorgen. Ja, das Gefühl kennen auch sie. "Wir sind gar nicht mehr im Jetzt", sagt Jona nachdenklich. Zuletzt entstand ein Rap über das Menschsein und die Bedeutung von Werten.

Die Stücke entstehen gemeinsam, meist unter Mithilfe von Florian Volkmann. "Benno bringt zum Beispiel eine Harmoniefolge mit, Jona hat ein paar Textfetzen. Dann basteln wir das zusammen." Streit gibt es kaum noch, "das war früher mehr", sagt Jakob. "Wir haben jetzt eine Gruppenbeziehung", sagt Jona und grinst.

© SZ vom 27.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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