Tassilo:"Ein deutlicher Kraftschub"

Elisabeth Carr an ihrem Lieblingsplatz

Elisabeth Carr ist Veranstalterin.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Veranstalterin Elisabeth Carr aus Starnberg ist 2012 ausgezeichnet worden - für sie kam der Preis zum richtigen Zeitpunkt.

Interview von Gerhard Summer, Starnberg

Elisabeth Carr hat ein Faible dafür, Räume in einen anderen Zusammenhang zu stellen. Ihre Lesungen und Konzerte gehen nicht in den üblichen Kultursälen über die Bühne, sondern im Teppichladen, im Asylbewerberheim oder auf dem Wertstoffhof. Und das macht den Reiz ihrer 2005 gegründeten Reihe "Kunsträume am See" aus. 2012 erhielt die heute 56-Jährige einen Tassilo-Hauptpreis.

SZ: An welche Szene bei der Preisverleihung können Sie sich noch erinnern?

Elisabeth Carr: Ich saß an diesem Preisträgertisch, alle meine lieben Leute waren irgendwo anders, und mein Bruder Peter Weiß saß am Nebentisch. Der war ja witzigerweise damals in der Jury, er musste sich aber der Stimme enthalten, als es um mich ging und durfte da auch nicht mitdiskutieren. Er war also bei mir in der Nähe, und ich saß und saß da, ein Preis nach dem anderen wurde verliehen, aber ich kam einfach nicht dran, und irgendwann waren alle Förderpreise vergeben. Für mich war zu dem Zeitpunkt klar: Das alles ist ein Irrtum. Ich habe dann immer wieder mal zu meinem Bruder rübergeschaut, der saß mit völlig unbeweglichem Gesicht da. Danach ging es an die Verleihung der Hauptpreise, und plötzlich hieß es: Wir bitten jetzt die junge Künstlerin Elisabeth Carr auf die Bühne. Und ich habe gedacht: Oh je, das ist der Komplettirrtum, weil weder jung noch Hauptpreis noch irgendwas zu mir passt. Dann erst habe ich langsam begriffen, dass es sich doch um mich handeln muss.

Es war also spannend?

Ja, und der Peter, Schauspieler, wie er ist, hatte vorher zu mir gesagt: 'Es kann sein, dass Du einen Preis kriegst, mach' Dir aber keine großen Hoffnungen. Wenn überhaupt, dann wird das allerhöchstens irgendein Anerkennungspreis sein.'

Er wird das irgendwann zurückbekommen, wenn Sie in einer Jury sitzen?

Und wie er das zurückbekommen wird!

Sie waren damals schon etabliert als Veranstalterin ungewöhnlicher Kulturabende. Kam der Tassilo-Preis trotzdem zum richtigen Zeitpunkt?

Absolut. Das ist wie beim Surfen, Du bist ohnehin auf einer Welle und gut dabei, arbeitest viel, gerne und mit guten Leuten. Und wenn du dann unvermutet einen solchen Preis gewinnst, geht es auf der Welle noch ein Stückchen weiter. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

Hatte die Auszeichnung Folgen?

Es gab eine große Resonanz, mit der ich gar nicht gerechnet hatte. Das war eine Aufmerksamkeit bei Künstlern, Kollegen und beim Publikum, die über die Region Starnberg hinausging. Das war ein deutlicher Kraftschub zu spüren.

Konnten Sie schon beim Tassilo-Fest in Krailling neue Kontakte knüpfen?

Es ist eine Verbindung zu Assunta Tammelleo von der Bühne Hinterhalt in Gelting entstanden. Wir tauschen uns immer wieder aus. Und die Schauspielerin Michaela May, die Patin des Tassilo-Preises war, hat damals zu mir gesagt, dass sie gerne in den Kunsträumen auftreten würde. Wir haben tatsächlich ein Programm gefunden und im Jahr darauf Oskar Maria Grafs "Bayerisches Dekameron" gemacht, passend zu der Gegend.

Wo steht der Tassilo-Preis bei Ihnen?

In meinem Rücken.

Im Kellerverlies?

Nein, im Schloss Kempfenhausen. Ich war ja beeindruckt, wie schön die Trophäe ist: in Glas gefasst, eingebettet in diese schöne Schatulle. Und wenn ich fröhlich bin und Lust darauf habe, klappe ich die Schatulle auf, da ist noch das Samtschleifchen vom Blumenstrauß dran, das hab ich mir aufgehoben, das ziert jetzt den Preis.

Sie erfreuen sich immer noch daran?

Ja, und ich habe eine dicke Mappe angelegt mit all den Glückwunschkarten. Unglaublich, wer mir da alles geschrieben hat: Leute aus dem Münchner Osten, die ich entfernt kenne, andere Kulturmacher aus dem Fünfseenland, Landrat Karl Roth. Das waren alles sehr herzliche, freudige und neidlose Glückwünsche.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: