SZ-Kulturpreis Tassilo:Ausgefeilte Technik, seelenvoller Gesang

SZ-Kulturpreis Tassilo: "Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich übe oder spiele": Tassilo-Kandidat Luis Bandomer aus Starnberg.

"Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich übe oder spiele": Tassilo-Kandidat Luis Bandomer aus Starnberg.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Luis Bandomer aus Starnberg setzt auf gitarrenlastigen Indie-Pop-Rock oder Deutsch-Pop mit verzerrten E-Gitarren. Als Singer-Songwriter möchte der 25-Jährige andere Menschen inspirieren und auf ihrer musikalischen Reise begleiten.

Von Katja Sebald

"Eigentlich spiele ich immer Gitarre", sagt Luis Bandomer. "Manchmal auch als Übersprungshandlung", fügt er noch hinzu. Und wie zur Bestätigung fällt es ihm sichtlich schwer, die Gitarre, die er eigentlich nur fürs Foto zur Hand genommen hat, wieder wegzulegen. Musik ist sein Leben. Und Musik sollte sein "Glück im Pech" werden, als er eine Woche vor seinem 18. Geburtstag eine Krebsdiagnose bekam. Als Singer-Songwriter mit Musik andere Menschen zu inspirieren oder sie als privater Musiklehrer auf ihrer eigenen musikalischen Reise zu begleiten, bezeichnet der heute 25-jährige Starnberger als sein größtes Ziel.

Über seine Schulzeit sagt Bandomer: "Mein Vater musste deutlich mehr aushalten als ich."

Bandomer wurde 1998 als Sohn einer sehr musikalischen Logopädin und eines sehr musikalischen Lehrers geboren. Schon als Kind wollte er unbedingt Schlagzeug spielen, die Eltern bestanden zunächst auf "was mit Tönen". Die zwei Jahre Klavierunterricht, die sie ihm zur Bedingung fürs Schlagzeug gemacht hatten, absolvierte er auf den Tag genau - aber nicht länger. Dass er am Starnberger Gymnasium dort Schüler sein würde, wo sein Vater Lehrer war, nahm er in Kauf. Wichtiger war: Er wollte unbedingt in der Bigband Schlagzeug spielen, die Thomas Maier-Bandomer dort seit vielen Jahren leitet. Vorher aber gründete Luis Bandomer seine erste eigene Band, die schon bald mit Rockmusik, dem präpubertären Bandnamen "Yellow Snow" und mit dem elfjährigen Schlagzeuger, der sein Drumset kaum überragte, Furore machte. Hatte er am Schlagzeug noch professionellen Unterricht bekommen, brachte er sich Gitarre einfach selbst bei. Über seine Schulzeit sagt er rückblickend: "Mein Vater musste deutlich mehr aushalten als ich, denn er hat im Lehrerzimmer alle Dinge mitbekommen, die ich verbockt habe."

SZ-Kulturpreis Tassilo: Luis Bandomer studierte in Münster Schlagzeug, Gitarre und Musikpädagogik.

Luis Bandomer studierte in Münster Schlagzeug, Gitarre und Musikpädagogik.

(Foto: Franz Xaver Fuchs/Starnberger SZ)

An Schule war aber sowieso nicht mehr zu denken, als bei Luis Bandomer 2016 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Die Party zum 18. Geburtstag fiel aus, er wurde von einem Tag auf den anderen aus seinem Leben gerissen. "Ich habe eine Gitarre und ein Laptop ins Krankenhaus mitgenommen", erinnert er sich. "Ich wollte Musik machen und Musik hören. Und mir ist in dieser Zeit klar geworden, womit ich mein Leben verbringen will. Ich habe mein Glück im Pech gefunden." Als alles überstanden war, bewarb er sich an allen Musikhochschulen in Deutschland um ein Studium. In Münster klappte es im ersten Anlauf, Bandomer studierte Schlagzeug, Gitarre und Musikpädagogik.

"Während des Studiums habe ich angefangen, eigene Songs zu schreiben", sagt er, "im Moment bin ich dabei, in Eigenregie mein erstes Album zu produzieren." Er selbst bezeichnet seine Musik als "gitarrenlastigen Indie-Pop-Rock oder Deutsch-Pop mit verzerrten E-Gitarren". Wer ihn auf der Bühne erlebt mit Cover-Songs von Police, Neil Young oder mit eigenen Kompositionen, der wird nicht nur von seiner ausgefeilten Gitarrentechnik und seinen Arrangements überrascht sein, sondern auch von seinem seelenvoll-zugewandten Gesang. Seine Stimme ist erstaunlich reif, prägnant und zugleich lyrisch, fast zärtlich. Was live ebenso lässig wie professionell daherkommt, ist das Ergebnis von Arbeit und täglichem Üben. "Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich übe oder spiele", sagt er, "es ist Üben mit Spaß und Ausprobieren". Ganz anders die Arbeit im Studio: "Das ist sehr nervenaufreibend, weil ich da so perfektionistisch bin. Und blöderweise wird es auch wirklich immer besser, je länger ich daran arbeite." Bevor er nicht hundertprozentig sicher ist, will er eigene Songs nicht in die Welt hinausschicken.

Wenn man lernt, seine Lieblingslieder zu spielen, kommt der Spaß am Üben ganz von selbst.

Es sei deshalb gut, dass er mit dem Unterrichten ein zweites Standbein habe. Seine Schüler sind vor allem Kinder und Jugendliche, die meistens schon seit Jahren zu ihm kommen. "Bis jetzt ist noch kein einziger abgesprungen", sagt er stolz. Mit den Jüngsten beginnt er am liebsten auf der Ukulele: "Das ist wie Fahrradfahren mit Stützrädern." Wenn sie später auf die Gitarre wechseln, sieht er sich eher als gleichgesinnten Begleiter denn als Lehrer, der von oben herab etwas erklärt. Ein eher intuitives Vorgehen ist für ihn der beste Weg, um sich ein Instrument anzueignen. Wenn man lernt, seine Lieblingslieder zu spielen, dann komme der Spaß am Üben ganz von selbst.

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