Einrad fahren ist cool und liegt voll im Trend - vor allem bei Mädchen. Gerhild Elster spricht gar von einem "Boom", den sie mit der Einradabteilung beim TSV Gilching erlebt. Vor vier Jahren mit 20 Mitgliedern auf Initiative von Maria Heimerl gegründet, berichtet Elster von aktuell 130 aktiven Einradfahrern.
Doch in der Regel sind es Fahrerinnen, 90 Prozent der Mitglieder sind weiblich. "Die Mädchen begeistert vor allem die Bewegung", erklärt sich Elster den Run aufs Einrad. Und die Mädchen lieben besonders das Freestyle-Fahren: Ob es "Gliding" ist, bei dem beide Füße von der Kurbel weggenommen und dann auf die Gabel und auf den Reifen gesetzt werden, oder auch "Drag-Seat"; dabei wird der Sattel während des Fahrens nach vorn rausgeworfen.
Die wenigen Jungen, die dabei sind, betreiben dagegen lieber das Einradspringen oder fahren Rennen auf der Tartanbahn, wie Christoph Heimerl aus Gilching, Bayerischer Meister im 100-Meter-Einradrennen. Aber es gibt noch weitere Disziplinen wie Trail- und Downhillfahren im Gelände.
Die elfjährige Katalin Reich gehört zu den trickreichsten Fahrerinnen Deutschlands. Sie hat sich eine Kür zum Thema "Nils Holgerson" zusammengestellt. Mit Musikbegleitung präsentiert sie drei Minuten lang ihre Tricks. "Die Aufgabe ist", erläutert Elster, "eine Geschichte zu erzählen." Reichs Geschichte und ihre Tricks beeindruckten die Jury erst jüngst bei den Deutschen Meisterschaften so nachhaltig, dass sie dort in der U13 erste Plätze belegte.
"Katalin wohnt quasi auf dem Rad", sagt Gerhild Elster und schmunzelt. Die Gilchinger Abteilungsleiterin weiß davon, dass Katalin zusammen mit ihrer größeren Schwester Melanie, ebenfalls eine sehr erfolgreiche Einradfahrerin, schon mal per Einrad von Gilching nach Herrsching fährt, um die Oma zu besuchen. Das sind hin und zurück etwa 30 Kilometer. Gemütlich sind die Reich-Schwestern dabei nicht unterwegs. Elster: "Die legen ein irres Tempo vor."
Der derzeitige Einrad-Boom in Gilching zwingt Elster dazu, eine Warteliste zu führen. "Wir haben leider weder die Hallenzeiten noch die Trainer, um das Einradfahren momentan noch auszuweiten", beklagt sie. Schon jetzt müssten sich viele erfahrenere Jugendliche als Hilfs-Übungsleiter darum kümmern, dass die Kinder den Sport lernen. Die Kosten für das Sportgerät halten sich in Grenzen: Mit etwa einhundert Euro ist man dabei.
Karl-Wilhelm Götte