Süddeutsche Zeitung

Talentiade 2019:Das Gespür für Wind

Lesezeit: 2 min

Lea Voigt und Justus Ernst aus Herrsching und Berg sind im vergangenen Jahr bayerische Jugendmeister im Segeln geworden. Beide haben früh mit ihrem Sport begonnen, beide lieben Action und Geschwindigkeit

Von Astrid Becker, Starnberg

Schnell muss es sein, wendig, aber auch elegant. Für Lea Voigt und Justus Ernst stand das fest, noch bevor sie der sogenannten Opti-Klasse entwachsen sind. Genau, es geht ums Segeln, und die beiden jungen Leute, Lea mit ihren mittlerweile 18 Jahren und Julius mit 16 Jahren, sind längst Meister in dieser Disziplin- 2018 sogar bayerische Jugendmeister geworden. Auf einem Opti, wenn man es laienhaft ausdrücken will, auf einer Art Nussschale für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren, segeln sie allerdings nicht mehr.

Damals, als sie zu schwer geworden sei, wie Lea Voigt sagt, sei sie umgestiegen. Eben auf einen 29er. Auch, weil sich hinter diesem Namen ein Boot verbirgt, das nur zu zweit zu segeln ist. Der Teamgeist, der dafür nötig ist, hat Lea Voigt fasziniert. Sie ist gerade 18 Jahre alt geworden, hat in diesem Jahr ihr Abitur gemacht. Und es auch geschafft, obwohl die Sache mit dem Segeln sehr viel Zeit frisst.

Denn einer der besten Orte, um Segeln zu trainieren, ist beispielsweise der Gardasee: "Da ist es relativ windsicher", erzählt Lea Voigt. "Hier bei uns ist ja häufig Flaute oder zu wenig Wind." Sie hat ein Münchner Gymnasium besucht, eine Schule, die offenbar viel Verständnis für Leistungssport aufbringt: "Deshalb bin ich ja auch dorthin", sagt sie. Denn an den Gardasee ging es auch während der Schulzeit, den Stoff musste sie dann nachholen. Die Eltern junger Segler sind entsprechend eingespannt: Sie bringen ihre Kinder zu den Trainingsorten und sorgen dort für Verpflegung oder übernehmen Besorgungen. Bei Lea Voigt und Justus Ernst ist dies aber kein Problem. Sie stammen beide aus segelaffinen Familien.

Bereits im Alter von sieben Jahren hat Lea Voigt Segeln gelernt. Ihr Großvater war Schiedsrichter bei Regatten, ihre Mutter segelte daher selbst bereits von Kindesbeinen an. Mit sieben Jahren schon selbst ein Boot zu steuern, könne einen aber schon überfordern, sagt Lea Voigt: "Dieser Sport ist sehr komplex, man muss viel vom Wind verstehen, wissen, woher er kommt und warum."

Das sagt auch ihr jetziger Segelpartner, Justus Ernst. 16 Jahre ist er alt, mit ihm hat Lea Voigt die bayerische Jugendmeisterschaft gewonnen. Seit 2011 segelt er, und bei ihm ist es ähnlich verlaufen wie bei Lea Voigt. Auch er war schon als Säugling auf dem Wasser unterwegs. "Mit sieben oder acht Jahren, das weiß ich gar nicht mehr genau, habe ich dann mit dem Segeln angefangen." Natürlich auf einem Opti. Da sei man dann allein unterwegs, der Trainer begleite einen mit einem Motorboot, sagt er. Auf dem Starnberger See hat Justus das Segeln gelernt, bei Lea war es der Ammersee. Angst, so sagt auch Lea, habe sie als Kind zunächst nicht verspürt, doch irgendwann sei sie dann doch gekommen, die Blockade. Wenn es gar nicht mehr ging, mussten die Mütter ran - und ihre Kinder wieder mit ihren Optis an Land bringen. Mit 13 steigt Lea auf den 29er um: "Da wog ich 50 Kilo, war zu schwer für das kleine Ding." Für sie war von Anfang an klar, welches Boot sie segeln will: "Ich brauche Action und Geschwindigkeit - da ist der 29er gerade richtig." Justus sieht es genauso: "Der 29-er ist in sich instabiler, da braucht man mehr Muskeln."

Trainiert wirken sie beide, auch wenn sie nicht von Anfang an ein Team bildeten. Lea segelte zunächst mit einem anderen Mädchen. Doch das klappte irgendwann nicht mehr, und Justus suchte zu dieser Zeit einen Partner. Beide kannten sich bereits von Regatten - und vom bayerischen Kader. Und so kamen sie zusammen. Ein gemischtes Doppel, das bestens funktioniert. Das soll auch so bleiben. Lea Voigt will daher auch in München studieren.

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Quelle:
SZ vom 18.06.2019
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