Süddeutsche Zeitung

"Tag der offenen Tür":Jeder Griff sitzt

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Die Freiwillige Feuerwehr Starnberg stellt die Rettung eines verunglückten Autofahrers nach. Hunderte Besucher informieren sich über die Arbeit der Ehrenamtlichen

Von Christian Deussing, Starnberg

Die kleine Emilie sitzt stolz hoch oben hinter dem großen Lenkrad im Rüstwagen und strahlt. Eine tolle Aussicht haben bei bestem Wetter auch die Leute, die in 30 Metern Höhe im Drehleiterkorb über der Hüpfburg neben dem Gerätehaus stehen. Mehrere hundert Besucher kamen am Samstag zum "Tag der offenen Tür" der Starnberger Feuerwehr. Geboten wurden auch eine Spritzwand, Stubnmusi und Rundfahrten im Löschfahrzeug. Zudem präsentierte die Wehr brisante Aktionen. Die Gäste konnten alles genau inspizieren, wie zum Beispiel die Schläuche, Umfüllpumpen und Atemschutzgeräte in den offenen Einsatzfahrzeugen.

Die sechsjährigen Zwillinge Hannes und Paul stehen ganz vorn, als ein junger Fahrer bei einer Vorführung von neun Feuerwehrleuten aus seinem demolierten Unfallwagen befreit wird. Die Helfer brechen mit Spreizer und Rettungsschere den Holm, die Fahrertür und das Autodach auf, zerschneiden auch die halb zersplitterte Windschutzscheibe. Rettungssanitäter transportieren den "verletzten" Fahrer auf der Trage ab. Jeder Griff sitzt, es erfordert besondere Disziplin. "Ein Blick, eine kurze Ansage und jeder weiß, was zu tun ist", erläutert Kommandant Markus Grasl am Mikrofon die Teamstrategie technischer Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen. Nach der Darbietung fotografiert eine Mutter das Unfallauto und staunt mit ihren zwei Kindern über die präzise Leistung der Feuerwehrleute. Später am Nachmittag stecken diese das Auto in Brand und löschen es vor dem Publikum.

Die Besucher erfahren auch anhand eines kleines Modellhauses, wie sich durch geöffnete Türen gefährlicher Rauch in Räumen und im Treppenhaus verbreiten kann. Auf dem Tisch liegen Infoblätter über Rauchwarnmelder. Eindrucksvoll ist überdies die Präsentation einer explosiven Stichflamme, die durch brennendes Fett oder Öl in einer Pfanne ausgelöst wird. Man dürfe heißes Fett niemals mit Wasser löschen, sondern müsse den Topfdeckel auflegen und so die Flammen ersticken, rät die Feuerwehr in einem ausgelegten Merkblatt.

Im Gerätehaus an der Starnberger Rheinlandstraße sind die Schränke mit den Schutzanzügen der ehrenamtlichen Helfer geöffnet. In einer "Modenschau" werden die Anzüge und Uniformen den zahlreichen Besuchern dann vorgeführt. Zu sehen ist zudem an einer Wand ein neuer Infobildschirm, auf dem auch die jeweils verfügbaren Einsatzkräfte registriert sind, die über eine spezielle Handyapp alarmiert werden. Mit dieser Software habe sich die "Effizienz und Logistik" verbessert, sagt dazu ein Feuerwehrmann.

Zuletzt hatte es vor mehr als 20 Jahren einen "Tag der offenen Tag" der Starnberger Feuerwehr gegeben, berichtet Kommandant Grasl. Mit der Resonanz am Samstag ist er sehr zufrieden und hofft, mit den Aktionen und dem Infotag neue Mitglieder für seine Feuerwehr zu gewinnen. Das ist laut Grast auch notwendig - willkommen seien alle zwischen zwölf und 65 Jahren, die sich in Teamarbeit ehrenamtlich engagieren wollen. Wie es bereits Michael Laxhubert und Dominik Beierl von der Feuerwehr Erding machen: Sie reisten extra mit zwei Kameraden an, um sich mit den Einsatzkräften in Starnberg über neueste Lösch- und Hilfstechniken auszutauschen.

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Quelle:
SZ vom 10.09.2018
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