Süddeutsche Zeitung

Tag der offenen Tür in Oberpfaffenhofen:Mondlandung - ein Kinderspiel

Lesezeit: 2 min

Das Luft- und Raumfahrtzentrum feiert die Apollo-11-Mission vor 50 Jahren und bietet ein großes Programm samt "Major Tom" und PC-Simulation. Der Andrang ist groß

Von Patrizia Steipe, Oberpfaffenhofen

500 bis 600 Millionen Menschen saßen am 21. Juli 1969 vor dem Fernseher, um den ersten Schritt eines Menschen auf dem Mond mitzuerleben. Auf den Tag genau 50 Jahre später ließ das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) die Emotionen des damaligen Tages wieder aufleben. Beim Tag der offenen Tür stand die Mondlandung im Fokus. Die berühmten Worte von Neil Armstrong: "Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein Riesensprung für die Menschheit" wurden immer wieder zitiert. Zum Beispiel beim Podiumsgespräch mit den Astronauten Thomas Reiter und Gerhard Thiele. Er berichtete von seiner Begegnung mit Buzz Aldrin: Der zweite Mann auf dem Mond habe stets ein Leuchten in den Augen, wenn er von der Mission berichte.

Auch Suzanna Randall möchte ins All. Die Astrophysikerin ist die erste deutsche Astronautin und wird - sofern die Finanzierung steht - Ende 2020 in eine Rakete steigen. Damit wolle sie ein Zeichen dafür setzen, dass Frauen in der Raum- und Luftfahrt Karriere machen können. Applaus gab es für sie auch von Mitarbeitern des Robotikinstituts, die sich T-Shirts mit der Aufschrift "Institut für geiles Zeug" haben drucken lassen. Normalerweise stehen die Roboter "Justin" und "Toro" im Mittelpunkt des Publikumsinteresses. Heuer stahl ihnen die Mondlandung die Schau.

Seit 2008 lädt das DLR alle zwei Jahre zum Tag der offenen Tür. Damals waren es 5000 Besucher, sagte die DLR-Vorstandsvorsitzende Pascale Ehrenfreund. 2016 besichtigten schon 16 000 Menschen die zehn Forschungsinstitute. Diese Zahl dürfte heuer noch getoppt worden sein, zum Bedauern vieler Autofahrer, die sich in langen Schlangen ab Gilching zu den Parkplätzen in den angemieteten Wiesen wälzten.

Viele Besucher hatten sich Planeten- und Raumfahrt-T-Shirts angezogen. Ein paar kamen sogar im Stormtrooper-Kostüm aus den Star-Wars-Filmen, und Seefelds Bürgermeister Wolfram Gum trat mit seiner Rock-Band als "Major Gum" auf der kleinen Bühne auf. Auf der großen schwebte "Major Tom" völlig losgelöst durchs Weltall: Peter Schilling sang seine Raumfahrthymne, "genau so fühlt es sich an", bestätigte Astronaut Reiter. Er selbst war insgesamt 350 Tage im All gewesen. Diese Tage würde er sofort hergeben für nur einen einzigen Tag auf dem Mond.

Im Kontrollzentrum konnten sich Kinder per Computersimulation an der Mondlandung versuchen. "In die richtige Umlaufbahn einschwenken und mit genügend Treibstoff landen lassen", erklärte Niklas Lindig, Werkstudent beim DLR. Er arbeitet in einem Team mit dem Fernziel, auf dem Mond eine Zwischenstation für Reisen zu entfernten Destinationen einzurichten. Inzwischen hat die kleine Alexandra mit ihrem Lander eine Bruchlandung hingelegt. "Fast erfolgreich", meldet der PC.

Ein paar Schritte weiter konnte man mit einer Virtual-Reality-Brille durch die Internationale Raumstation ISS gehen, im Raketensimulator üben oder eine Rakete mit Legosteinen bauen. Einige Kinder bekamen von den Eltern eine Unterrichtsstunde in "Geschichte der Datenträger" verpasst und zwar vor der Vitrine mit Tonbändern, Floppydiscs, Disketten und Kassetten.

Einzig die Mitarbeiter des Galileo Kontrollzentrums wirkten nicht so entspannt. Eine Woche lang war das Navigationssystem ausgefallen. Der Fehler ist behoben. Jetzt geht es um die Frage, wie es dazu kommen konnte.

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Quelle:
SZ vom 22.07.2019
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