Tag der Ausbildung:Direkte Einblicke

Am "Tag der Ausbildung" schauen sich 390 Schüler aus dem Landkreis Starnberg und aus dem Würmtal interessante Firmen an, um die Arbeitswelt kennenzulernen

Von Elke Peschel, Starnberg/Seefeld

"Eigentlich will ich was mit Mediendesign machen", erklärt eine Neuntklässlerin der Realschule Herrsching, das einzige Mädchen auf der "technischen" Route. "Ich fand es aber interessant, mir anzuschauen, was ich später vielleicht auch nicht machen will." Was soll ich später nur werden? Diese Frage beschäftigt viele junge Menschen auch mit Mitte 20 noch. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung oder einem abgebrochenen Studium orientieren sich nicht wenige noch einmal neu. Sie haben sich den Beruf "irgendwie anders" vorgestellt. Die Möglichkeiten der Schüler heute sind nahezu grenzenlos, die Planlosigkeit vieler ist es ebenso.

Beim diesjährigen "Tag der Ausbildung" der Wirtschaftsförder-GmbH (Gfw) nahmen 390 Schüler aus dem Landkreis Starnberg und erstmalig auch aus den Würmtal-Gemeinden Planegg und Gräfelfing die Gelegenheit wahr, erste Einblicke in unterschiedliche Berufe zu gewinnen. "Das Projekt gibt den Schülern einen einfachen und schnellen Überblick über die Branchen", sagt Simone Hummel, Projektmanagerin bei der Gfw. Aus 21 Busrouten konnten die Schüler am schulfreien Buß- und Bettag nach persönlicher Präferenz ihre Lieblingsroute auswählen.

Die 22 Schüler, die sich für die Route 13, die "technische", entschieden haben, machen als erstes Stopp bei L-3 Magnet-Motor in Starnberg. Die Firma ist vor allem auf elektrische Antriebssysteme spezialisiert. Dass der Übergang vom Schulwissen zum spezifischen Fachwissen eines Berufs nicht fließend ist, wird schnell deutlich. Die Ausführungen von Produktionsleiter Andreas Heiland erzeugen überwiegend fragende Gesichter. "Ich habe fast gar nichts verstanden", sagt ein Schüler, "es waren viel zu viele Fachausdrücke, die ich nicht kannte, aber der Beruf interessiert mich." Er sei einfach zu sehr im Thema drin, bekannte Heiland. "Ingenieure sind bei uns immer ganz dicht am Produkt, vom Reißbrett bis die Systeme nach dem Testdurchlauf das Haus verlassen", erklärt Sonja Stammwitz, Assistentin der Geschäftsleitung. Magnet-Motor bildet nicht aus, Praktika und Praxissemester im Rahmen eines Studiums sind aber jederzeit möglich. Wichtigste Voraussetzung sei: Englisch, Englisch, Englisch. "Für jemand, der gerne mit Elektronik bastelt, ist das hier wunderbar", sagt Heiland.

Schüler bei 3M ESPE

Spaß und Interesse: Schüler in der Lehrwerkstatt von 3M ESPE in Seefeld. Maximilian Benedikt (Mitte) jedenfalls gefällt die Apparatur.

(Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Auf der Busfahrt zum zweiten Unternehmen, der 3M ESPE in Seefeld, scheint die bunt gemischte Gruppe langsam wach zu werden. Es sind Gymnasiasten aus Starnberg, Realschüler aus Herrsching und Schüler der Mittelschule Gauting von der achten bis zur elften Klasse mit dabei. Der Standort Seefeld mit 890 Mitarbeitern ist ausschließlich auf Zahntechnik spezialisiert. "Jeder Zahnarzt kennt uns", sagt Dorothea Wenzel. "Auf dem Zahnarztstuhl entspannt man erst, wenn man eine Spritze bekommt - auch die könnte von uns sein." 3M ist ein amerikanisches Unternehmen, das weltweit 88 000 Mitarbeiter an 247 Standorten beschäftigt. "Es gibt kaum eine Ausbildung, die bei uns nicht vertreten ist", erklärt Wenzel. Auch ein Studium, nach dem sich ein Schüler vom Starnberger Gymnasium erkundigt, ist bei 3M ESPE möglich. Parallel zur Ausbildung als Industriekaufmann kann an der FH in München ein Studium mit Bachelor-Abschluss absolviert werden.

Nach der Einführung zeigt Chemikant Roland Glas der Gruppe seinen Arbeitsplatz mit riesigen Destillationsapparaturen. "Das ist das, was mit Wodka passiert", bemerkt ein Schüler des Gymnasiums Starnberg. Vor allem der direkte Einblick in die Berufspraxis weckte die Aufmerksamkeit der Schüler. Zum Abschluss zeigen ehemalige Auszubildende die technischen Werke ihrer Abschlussprüfungen, darunter ein Förderband in Miniaturform und ein kleiner Flipper. Immer wieder wird auch die Frage nach der Bezahlung gestellt. "Ich finde das Geld nicht so wichtig", sagt Mitarbeiter Christoph Sauermann, "Hauptsache es macht Spaß." Eine gute Einstellung für einen jungen Mann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: