Süddeutsche Zeitung

SZ-Talentiade:Fünf auf einen Streich

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Der Wangener Dominik Olejarz hat sich dem Modernen Fünfkampf verschrieben: Laufen, Schwimmen, Springreiten, Schießen und Fechten. Ein immenser Trainingsaufwand für den 15-jährigen Gymnasiasten.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Dass Dominik ein sportlicher Junge werden würde, war bei diesen Eltern eigentlich klar: Der Vater Sportlehrer, die Mutter ebenso, der Vater Gregor ein Ass im Modernen Fünfkampf, die Mutter Irena Marathonläuferin. "Die haben mich einfach angesteckt", sagt Dominik. Angefangen hat es im Alter von fünf Jahren mit dem Fußballspielen in der F-Jugend. Dann kamen immer mehr Disziplinen dazu, und im Alter von neun Jahren musste sich Dominik entscheiden, weil auch die Schule ihren Tribut forderte. Er entschied sich für den Modernen Fünfkampf.

Diese Sportart ist kein Kinderspiel. Das erzählt schon die Auswahl der Disziplinen: Laufen, Schießen, Fechten, Springreiten und Schwimmen. Die Idee geht auf Pierre de Coubertin zurück, den Gründer der Olympischen Spiele in der Neuzeit. Coubertin verfolgte mit der Auswahl dieser Sportarten die Idee vom idealen Athleten, der sowohl Ausdauer, als auch Kraft sowie Geschicklichkeit aufbringen muss. Erstmals war Moderner Fünfkampf 1912 eine Olympische Disziplin, und er ist es immer noch. "Mich reizt an dieser Sportart die Abwechslung und die Vielseitigkeit", sagt Dominik Olejarz, der jetzt 15 Jahre alt ist. Allerdings ist der Trainingsaufwand auch entsprechend hoch: Montag und Donnerstag Schwimmtraining in Germering, Dienstag Reiten in Hanfeld, Mittwoch Fechten in München, dazu Schießtraining mit einer Laserpistole, wie sie seit fünf Jahren im Fünfkampf verwendet wird bei den Wangener Adlerschützen und auch schon mal daheim: die Zielscheiben hängen an der Eingangstür. "Und dazwischen immer wieder mal laufen", sagt Dominik, der in seiner Altersklasse Bayerischer Meister ist. Demnächst startet er bei den Süddeutschen Meisterschaften, und der SV Wangen unterstützt den jungen Sportler, wo er kann.

Wie bekommt man indes als Achtklässler des Starnberger Gymnasiums all das Training unter einen Hut? "Das frag' ich mich manchmal auch", sagt Dominik und lacht. Ob er ein guter Schüler ist? "Naja", sagt er, "ein brillanter Schüler bin ich nicht, aber meine Noten sind im Großen und Ganzen in Ordnung." Und wie ist das mit den Mädels? Dominik zuckt mit den Achseln: "Dafür habe ich keine Zeit."

Laufen, Fechten, Schießen, Springen, Reiten: Welche Disziplinen sind die anstrengendsten? "Laufen und Schießen", sagt das Nachwuchstalent, denn diese beiden Wettkämpfe werden vergleichbar zum Biathlon - Skilanglauf und Schießen - ausgetragen: Drei mal 800 Meter Laufen, dazwischen die Schießeinheiten. "Einerseits muss man ein gutes Tempo beim Laufen haben, aber auch einen niedrigen Puls und eine ruhige Hand beim Schießen", erklärt Dominik. Am meisten verbessert hat er sich zuletzt im Schwimmen. "20 Sekunden schneller auf 200 Meter". Schwierig sei auch das Springreiten, weil beim Turnier das Pferd, auf dem der Sportler reitet, ausgelost wird. "Da weiß man nie, welches Pferd man bekommt."

Bundesweit gehört Dominik, der mit seinen Eltern seit 15 Jahren im Starnberger Ortsteil Wangen lebt, zu den fünf Besten. Aber dabei soll es nicht bleiben. "Dominik will immer der Beste sein", sagt Mama Irena, und es klingt ein bisschen stolz. So nebenbei sind die Eltern auch im Verband engagiert: Gregor Olejarz ist Vorsitzendes des Bayerischen Verbandes für Modernen Fünfkampf, Irena Olejarz Schatzmeisterin. Und beruflich betreiben die beiden ein Sportstudio in Fürstenfeldbruck.

Auch im Urlaub setzen die Olejarz' nicht auf Bequemlichkeit: "Wir sind mit Fahrrad und Zelt über die Alpen nach Venedig gefahren", erinnert sich Irena Olejarz. "Und am Berg war Dominik immer als Erster oben, noch vor seinem Vater Gregor." Wird in so einem Fall das Taschengeld gekürzt, wenn der Junior besser ist als der Vater? "Nein", sagt Irena Olejarz, wir nehmen das in der Familie sportlich und sagen: Revanche!" Dominik hat zudem einen nachvollziehbaren Grund, warum er meistens mit seiner Familie trainiert: "Es sind einfach keine anderen Sportler hier, die Modernen Fünfkampf machen."

Wofür aber der ganze Aufwand? Sein Ziel hat Dominik Olejarz täglich vor Augen, wenn er morgens aufsteht. Über seinem Bett hängt ein Bild, das seine Schwester gemalt hat: Es zeigt die fünf Olympischen Ringe. Aber in Zukunft soll sich nicht alles um den Sport drehen: "Nein, Sportlehrer will ich nicht werden. Eher was Naturwissenschaftliches mit Biologie vielleicht."

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Quelle:
SZ vom 11.05.2015
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