Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie: Wir müssen draußen bleiben, Folge 3:Fußball mit Knautschzone

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Beim Bubble Soccer sind die Spieler durch riesige aufblasbare Kugeln vor direktem Körperkontakt geschützt. Der Fürstenfeldbrucker Tamas Szentkereszty vermietet die Ausrüstung

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Es wird spannend. Zwei Spieler rennen, so schnell es ihre Aufmachung erlaubt, aufeinander zu. Bei einem normalen Fußballspiel würden sie nun entweder sich gegenseitig ausweichen oder schmerzhaft zusammenstoßen. Doch nichts dergleichen passiert. Denn weil beide - wie alleanderen Spieler auch - mit ihrer oberen Körperhälfte in einem aufblasbaren durchsichtigen Ball namens "Bubble" stecken, ist die Kollision eine Riesengaudi. Die Bubbles prallen gegeneinander, dann voneinander weg, so dass die Menschen darin zu Boden gehen. Aber weil sie so gut gepolstert sind, kugeln sie nur hilflos über den Boden. Ein andermal kommen vier, fünf, schließlich sogar sieben Bälle auf Beinen aus verschiedenen Richtungen aufeinander zu, bis man nur noch ein Meer aus Bällen sieht, von dem der ein oder andere hinfällt, einer prallt mit seiner Kugel wieder so stark vom Boden ab, dass er eine Art Salto vollführt, bevor er wieder auf die Beine kommt und weiterläuft. Fallen und Fighten ohne sich weh zu tun, zeichnet den nicht mehr ganz neuen Trendsport Bubble Soccer aus.

Über die Entstehungsgeschichte des Bubble Soccer kursieren verschiedene Versionen im Netz. Einer zufolge wurden die aufblasbaren Sportgeräte in Australien erfunden, als verletzungsarme Variante zum Rugby (bei dem beliebten Nationalsport laufen die Gegner frontal aufeinander zu, um an den Ball zu kommen; Schutzkleidung tragen sie nur wenig). Häufiger allerdings findet man Quellen, denen zufolge die Balls in Skandinavien erfunden wurden, wobei Dänemark und Norwegen etwa gleich oft genannt werden. Auf Wikipedia etwa heißt es, zwei Norweger hätten es 2011 für eine Fernsehshow entwickelt.

Schlaufen und Griffe im Innern der Bubbles bieten den Spielern Halt.

Bubble-Soccer ist längst etwas, das sich großer Beliebtheit erfreut. Hier zum Beispiel beim 12. Kinder- und Jugendtag in Geretsried.

Der Füstenfeldbrucker Tamas Szentkereszty kommt mit seinem Bällen auch zu den Kunden. Mit einem Kompressor bläst er die Spielgeräte an Ort und Stelle auf.

Beim Bubble Soccer stehen Zusammenstöße mindestens so sehr im Fokus wie das Toreschießen.

Wo genau Bubble Ball erfunden wurde, weiß auch Tamas Szentkereszty nicht. Wohl aber, dass es rund um die Welt für Gaudi sorgt. Diese Aufnahme zum Beispiel stammt von einem Turnier in Medellin, Kolumbien.

Woher das Spiel ursprünglich kommt, weiß auch Tamas Szentkereszty nicht. "Das Ganze fing im Sommer 2014 an. Da ging auf Facebook ein Video rum", erzählt der 30 Jahre alte Fürstenfeldbrucker. Er vermietet seit nunmehr drei Jahren die aufblasbaren Bälle an Partygäste, Betriebsfeiern und andere Interessierte im westlichen Umland von München. "Das meiste konzentriert sich im Dreieck München, Augsburg, Ingolstadt", aber wenn die Kunden bereit sind, auch höhere Kosten für die Anfahrt zu bezahlen, fährt Szentkereszty auch weitere Strecken.

Für den Fürstenfeldbrucker war die Entdeckung der Bubble Balls die Initialzündung, sich als Unternehmer selbständig zu machen. Denn der 30-Jährige hat einen ganz normalen Beruf als Online-Marketing-Manager. Zuvor, bis 2015, hat er Druck- und Medientechnik studiert. Doch eigentlich habe ihn die Selbständigkeit schon immer gereizt. "Ich hatte schon öfter so Ideen, aber irgendwann kam bisher immer der Punkt, dass ich sie verworfen habe. Und das kam diesmal nie." Ursprünglich wollte er die neue Sportart lediglich selbst einmal mit Freunden ausprobieren. Als er dann erfahren habe, was das Ausleihen eines Spielsatzes koste, habe er angefangen zu recherchieren: Wo kann man die Bubble Balls kaufen? Wo gibt es geeignete Plätze zum Spielen? Wer könnte als Kunden infrage kommen?

Einige Monate und diverse Kalkulationen später hat sich Szentkereszty mit "Bubble Balls FFB" in die Selbständigkeit gewagt. Geringe Investitionskosten und die Möglichkeit, das neue Geschäft parallel zum Brotberuf zu betreiben, waren für ihn ideale Voraussetzungen, "um zu testen, ob ich für die Selbständigkeit geschaffen bin". Und schließlich war die Erstellung einer Homepage für den Online-Manager ein Leichtes. Mehr Werbung als dort, in sozialen Netzwerken, sowie Mundpropaganda habe es nicht gebraucht. Im vergangenen Jahr sei die Nachfrage so groß geworden, dass er sich allmählich überlegen müsse, wie es nun weitergehen soll, erzählt er. Bislang hilft ihm gelegentlich sein Neffe, wenn er zu seinen Aufträgen fährt. Denn neben dem Aufblasen der Bälle, für die er extra eine mobile Pumpe angeschafft hat, um auch an abgelegenen Orten unabhängig zu sein, muss das Feld mit Hütchen abgesteckt (20 mal 30 Meter) und schließlich das Spiel geleitet werden. Als Spielorte bietet er unter anderem die Klosterwiese in Bruck an. Für weiter entfernte Buchungen etwa in Garmisch oder Füssen, wo er auch schon war, müssen die Kunden den Spielort selbst organisieren

Die Anlässe, zu denen der Fürstenfeldbrucker gebucht wird, finden in aller Regel am Wochenende statt. Die Saison gehe etwa von April bis September, zu seinem Kundenkreis zählten vor allem Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. "Womit ich überhaupt nicht gerechnet habe: Mädchen auch, sehr viel mehr als ich gedacht habe." Seit vergangenem Jahr hat Szentkereszty auch kleinere Bubbles für Kinder.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2018
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