Jetzt mal ehrlich: Wir haben es doch gut hier. Super Landschaft, fünf veritable Seen, dazu noch einen ganzen Schwung verschieden großer Tümpel, weiß-blaue Schifffahrt, tolle Berge in Sicht, manchmal „zum Greifen nah“, wie es nach jedem Föhntag in der Zeitung heißt. Was will man mehr? Wir leben doch eigentlich in einer Gegend, in der andere Urlaub machen. Und das freiwillig. Ist doch so.
Warum also in die Ferne schweifen? Aber zugleich kennen wir doch gerade im Fünfseenland diese Leute, die im Flugzeug nach Burma oder auf die Seychellen sitzen, kaum haben sie drei Tage am Stück frei (einen für die Anreise, einen für die Heimreise und dazwischen einen, um sich davon zu erholen). Das muss doch nicht sein. Hier ist es doch auch schön.
Diese Einsicht mag auch eine Rolle spielen für die Planung unserer Kreisräte, die in vergangenen Jahren immer sehr schöne Ausflüge gemacht haben, bei denen sie sich über wichtige Themen informiert haben. Von manchen schwärmen sie heute noch. Was sind die nicht früher mit dem Bus in der Gegend rumgefahren: nach Innsbruck, Konstanz, Meran und Freyung-Grafenau. Im Schneefernerhaus auf der Zugspitze waren sie, im Kraftwerk am Walchensee und weißgottwo. Am Bodensee haben sie gestaunt, wie viele Fahrräder es dort gibt und im Bayerischen Wald über die große Zahl der Elektroautos. Leute vom Landratsamt, von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und vom Tourismusverband waren dabei. Und natürlich Kreisräte jeglicher Couleur.
Ein paar Journalisten haben sie auch immer mitgenommen, embedded sozusagen. Wissbegierig, wie die sind, haben die sich dann vor Ort über alles Mögliche informiert, gleich am Vormittag über die Speisenfolge beim Abendessen und dort dann über die Geschmacksrichtungen verschiedener Weine. Aber das bleibt jetzt bitte unter uns.

Während der nächsten Reise sollte es eigentlich in den Brenner-Tunnel hineingehen, wohl in der Erwartung, bei dieser Informationsfahrt Interessantes über den Tunnelbau in Starnberg zu erfahren. Bis heute ist ja fraglich, ob dieser oder jener zuerst fertig wird. Einblicke in bergmännische Arbeiten unter Tage blieben der zum Aufbruch bereiten Delegation indes verwehrt, es kam ihnen ein Virus aus China dazwischen.
Die pandemiebedingte Reisepause fiel dann mehrjährig aus. Doch nun soll es langsam wieder losgehen mit den Exkursionen im Zeichen der Fortbildung, allerdings in viel bescheidenerem Rahmen. Mit dem Bus und mitten im Mai sind unsere lieben Kreisräte und Landratsamtsmitarbeiter bald wieder unterwegs. Aber halt nicht mehr nach Südtirol, sondern nach Bad Tölz. Und nicht mehr für zwei Tage, sondern nur für einen. Und nicht mehr in einem gecharterten Bus, sondern quasi mit dem MVV. Auch schön.
Und billiger. Denn in Wahrheit und Wirklichkeit ist wohl einfach das Geld nicht mehr da für größere Sprünge. Den hiesigen Kommunalpolitikern ist deswegen die Sache mit dem Schweifen in die Ferne etwas vergangen. So kostet die Sause halt ein paar Mark weniger.
Doch es soll ihr Schaden nicht sein, schließlich gibt zwischen dem Starnberger Kirchplatz und Bad Tölz auch interessante und schöne Sachen zu sehen. So ist das nicht. Das Geburtshaus von Oskar Maria Graf in Berg zum Beispiel und das Museum in Geretsried. Und nach einem Stadtspaziergang in Bad Tölz gibt es zum krönenden Abschluss ein gemütliches Beisammensein im Bräustüberl.
Liebe Leut', das ist doch alles zu loben und anzuerkennen in Zeiten von Nachhaltigkeit, ÖPNV, Klimawandel und allem. Ich freu mich jedenfalls schon sehr auf die Exkursion im Expressbus.