SZ-Adventskalender:Mann mit Behinderung braucht Fahrkarte

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Sven B. kann weder Freunde noch die Herrschinger Tafel besuchen

Von Carolin Fries, Wörthsee

Sven B. verlässt seine kleine Einzimmerwohnung kaum noch. Der 61-Jährige ist schwer gezeichnet von einem Leben mit der Sucht. Früher konsumierte er diverse Substanzen, inzwischen nur mehr sporadisch Alkohol. "Der Wille, aus diesem Suchtgefängnis herauszukommen, ist da", sagt Sozialpädagoge Ralf Gartner von Condrobs. Er betreut Sven B. seit drei Jahren im therapeutischen Einzelwohnen und weiß, wie wichtig für diesen dabei ein stabiles soziales Umfeld ist. Doch Sven B. ist nicht mobil und auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, wenn er seine Freunde besuchen oder zur Tafel der Herrschinger Insel will. Für eine Fahrkarte aber hat Sven B. kein Geld.

"Er droht zu vereinsamen", sagt Gartner, der ihn aktuell mit seinem privaten Auto zu wichtigen Terminen fährt. Dabei gibt es direkt vor dem Haus, in dem Sven B. sein kleines Reich unter dem Dach hat, eine Bushaltestelle. Bis hierher würde er es mit seinem "kuriosen Begleiter" schaffen, wie Sven B. seine Krücke nennt, die er zum Gehen braucht. Weitere Strecken schafft er kaum. Sven B. ist stark abgemagert und kraftlos, er hat Pflegegrad zwei. Sein Betreuer hat für ihn Essen auf Rädern bestellt, damit er zunimmt. Für den Muskelaufbau soll er sich bewegen. "Er strengt sich auch an, aber der Weg in die Selbständigkeit und Freiheit ist eng an den MVV gekoppelt". Ohne Bus und Bahn kommt Sven B. eben nur die Treppen hinunter bis vor die Haustür. Lediglich 260 Euro stehen dem Mann monatlich für den täglichen Bedarf zur Verfügung, ein Ausflug ist da nicht drin.

Sven B. hat es in seinem Leben nicht leicht gehabt. Er wuchs in einem sehr leistungsorientierten Elternhaus auf, in dem es Liebe nur für Erfolge gab. "Er genügte seinen Eltern nie", erzählt sein Betreuer. Auf seinem Weg des Protests sei Sven B. in der Sucht hängen geblieben, eine Ausbildung machte er nie. "Dabei ist er nicht auf den Kopf gefallen und hat auch eine künstlerische Ader", so Gartner. Er wünscht sich für seinen Klienten, dass dieser - wenn er denn wieder bei Kräften ist - eines Tages wieder produktiv wird. "Er hat früher tolle Collagen angefertigt."

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