SZ-Adventskalender:Lift statt Treppe

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Die Caritas berät Menschen mit Behinderung, doch das Gebäude ist nicht barrierefrei

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Oft geht es ganz schnell: Ein Unfall, ein Schlaganfall oder eine schwere Krankheit - und schon ist das Leben ein anderes. Eines mit Einschränkungen. "Jeder zehnte Bürger lebt mit einer Behinderung, auch im Landkreis", weiß Petra Veronika Seidl von der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung bei der Caritas Starnberg. Für die betroffenen Menschen bietet sie Unterstützung, wie sie am besten mit ihrer neuen Lebenssituation zurechtkommen können. Die Caritas ist die erste Anlaufstelle für eine allgemeine Beratung. Hausbesuche werden nur auf Anforderung gemacht. "Wir haben eine Komm-Struktur", betont Seidl.

Bei ihr gibt es eine allgemeine Sozialberatung. Es wird eruiert, ob beispielsweise Anträge gestellt werden müssen. Bei Bedarf hilft die Stelle beim Ausfüllen der Formulare oder stellt den Kontakt zu den zuständigen Behörden oder zum Arbeitgeber her. Es werden Fragen geklärt, ob ein Anrecht auf einen Wohnungsberechtigungsschein besteht oder auf Grundsicherung und ob finanzielle Unterstützung erforderlich ist. Ist eine Betreuung notwendig, muss die Wohnung barrierefrei umgebaut werden? Bei Seidl laufen die Fäden zusammen. Sie ist gut vernetzt. Die verschiedenen Stellen für Behindertenarbeit haben sich zur Arbeitsgemeinschaft für Behindertenfragen zusammengeschlossen, deren Vorsitzende Seidl ist. Sie war bis zum Frühjahr Behindertenbeauftragte im Landkreis und gehört dem Inklusionsbeirat an. "Das sind ganz wichtige Netzwerke", sagt sie. So kann sie Menschen mit Behinderung je nach Art des Handicaps an die jeweils zuständige Stelle weiterverwiesen und damit schnell und unbürokratisch helfen.

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(Foto: Catherina Hess)

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Die Beeinträchtigungen umfassen ein sehr breites Feld. Es gibt Menschen mit chronischen Erkrankungen, Sinnesbehinderungen, körperlichen oder kognitiven Handicaps. Für jede Art von Behinderung gibt es spezielle Beratungsstellen, etwa den VdK für rechtliche Fragen, die Ohrmuschel in Gilching für Hörbehinderte oder den Seniorentreff Starnberg für ältere Menschen mit Beeinträchtigung. Ob mit oder ohne Behinderung - Seidl engagiert sich dafür, dass alle Menschen gleichermaßen eingebunden werden. Im Rahmen ihrer Gremienarbeit setzt sie sich für die Sensibilisierung der Gesellschaft ein. In den vergangenen Jahren hat es einen Paradigmenwechsel gegeben. Der Mensch wird nicht mehr auf sein individuelles, körperliches Defizit reduziert; man betrachtet seine Lebensbedingungen. "Ich will Sensibilität schaffen", sagt Seidl. Das sei die Voraussetzung, um Teilhabe zu ermöglichen, etwa an Freizeit- und Sportangeboten. Die Caritas hat sich mit dem BRK und der Lebenshilfe zur Offenen Behindertenarbeit (OBA) zusammengeschlossen. Hier werden beispielsweise eine Disco und eine Tanzbar im barrierefreien Gebäude des SV-Söcking organisiert oder ein Tanzfest in der Brunnangerhalle. "Es sind keine Sonderveranstaltungen, wir wollen alle Menschen ansprechen", betont Seidl.

Ein großer Wermutstropfen ist, dass die Beratungsstelle der Caritas in der Leutstettener Straße in Starnberg nicht barrierefrei erreichbar ist. Zwar gibt es in dem Gebäude einen Aufzug, doch der Eingang ist nur über Treppen erreichbar. Damit auch Rollstuhlfahrer die Eingangstreppen überwinden können, wünscht sich die Caritas deshalb einen Plattform-Lift. Mit einer Spende aus dem Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung könnte der Lift gebaut werden.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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