SZ-Adventskalender:Haus im Baum

Der Verein "Südsee" bietet Kindern und Jugendlichen eine neue Heimat

Von Linus Freymark, Seeshaupt

Im Garten von "Haus Südsee" soll bald schon rege Betriebsamkeit herrschen: Die 16 Kinder und Jugendlichen, die der Seeshaupter Verein Südsee in zwei Häusern betreut, werden dann ein Baumhaus bauen. Die Idee kam von den Kindern selbst, berichtet Betreuer Hans Wagner. Denn: "Wir haben hier gerade so etwas wie einen Umbruch."

Der 2007 gegründete Verein bietet Kindern und Jugendlichen, die vom Jugendamt aus ihren Familien genommen wurden, eine neue Heimat. "In Deutschland ist das immer der letzte Schritt", sagt Wagner. "Man kann sich also vorstellen, dass die Kinder einiges erlebt haben." Vernachlässigung, Gewalt, psychische Probleme - jeder hier bringt seine eigene Geschichte mit. Doch anders als in anderen Einrichtungen werden die Heranwachsenden in Seeshaupt langfristig - also bis zur Volljährigkeit - untergebracht. Weil unlängst erst die erste Generation aus der Anfangszeit ausgezogen ist und viele Kleinere nachgerückt sind, brauchen sie nun neue Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. "Da fehlt uns bislang noch ein bisschen was", sagt Wagner.

Deshalb nun die Idee mit dem Baumhaus: Gerade der große Garten bietet dafür viele Optionen. Bislang war er jedoch eher auf die Bedürfnisse der Älteren ausgelegt, die lieber in Liegestühlen gechillt haben als herumzutoben oder eben ein Baumhaus zu bauen. Ganz unkompliziert ist das Vorhaben nicht, erklärt Wagner: Zwar war das Grundstück am Seeufer günstig, aber es ist auch relativ sumpfig. Daher muss zunächst eine Art Holzplattform rund um den auserkorenen Baum installiert werden. Zudem müssen beim Bau Sicherheitsvorschriften beachtet werden. "Ganz allein schaffen das die Kinder nicht", meint Wagner.

Deshalb haben er und seine Kollegen einen befreundeten Landschaftsarchitekten für das Projekt engagiert, der bei baulichen Fragen und Materialbeschaffung behilflich sein wird. Trotzdem soll das Projekt kein Bilderbuch-Baumhaus hervorbringen, das professionelle Architekten in Entzückung versetzen würde. "Es soll nicht perfekt werden", sagt Wagner, es müsse dennoch allen Vorgaben entsprechen. "Aber die Kinder dürfen natürlich schon mithämmern, das ist ja der Sinn dahinter."

Rund um das Baumhaus sollen weitere Spielmöglichkeiten entstehen. Vielfältig sollen nach den Vorstellungen von Wagner, seinen Kollegen und den Kindern auch die Aufstiegsmöglichkeiten ins Haus sein. Und: "Man kann daran ja immer weiterbauen," sagt Wagner. Denn nur, weil das Baumhaus steht, muss das ja nicht bedeuten, dass es immer so bleiben muss. Es bleibt Raum für neue Ideen, wie man es weiterentwickeln könnte.

Etwa 3000 bis 5000 Euro kostet der Bau nach ersten Berechnungen, die SZ wird den Verein Südsee dabei mit tausend Euro unterstützen. Aber vielleicht gibt es in zehn Jahren oder wann auch immer die nächste Generation, die in die Häuser des "Südsee"-Vereins einziehen wird und ganz andere Ansprüche an das Baumhaus hat: Eine neue Herausforderung für die Kinder.

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