Süddeutsche Zeitung

Supermarkt Wörthsee:Leserbriefe

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Zu "Bürgerbegehren gegen Supermarkt erfolgreich" in der SZ vom 23. Dezember:

Lösung vereint alle Interessen

Nun ist eingetreten, was zu befürchten war. Die erste Hürde des Bürgerbegehrens ist genommen worden. Für mich jedoch vollkommen unverständlich. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat mit der Beplanung und der Entwicklung dieses Areals. Partei- und generationenübergreifend wurden Vor- und Nachteile abgewogen, Alternativen in Betracht gezogen und aus verschiedenen, aber immer nachvollziehbaren, Gründen verworfen und neue Ideen - auch die der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde - aufgegriffen.

Als ehemaliges Mitglied des Gemeinderates, das sich selbst intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat, sage ich aus vollster Überzeugung, dass in diesem Projekt so viel Zeit, Engagement und Geld steckt, dass allen Belangen, seien es gesellschaftliche, soziale oder naturschutzfachliche, ausreichend Rechnung getragen wurde. Die Lösung, die in jüngster Vergangenheit präsentiert wurde, vereint im Rahmen des wirtschaftlich Vertretbaren all diese Interessen in einer einmaligen Art und Weise.

Dass der Fortgang der Planung jetzt so verzögert wird, bedrückt und enttäuscht mich. Aufgrund des jahrelangen Prozesses gab es ausreichend Möglichkeiten, sich frühzeitig zu informieren und festzustellen, dass der geplante Nahversorger nicht im Bestand des ehemaligen Tengelmann unterkommen wird. Dieses Argument als zweite Stütze neben dem Naturschutz aufzubauen, irritiert mich in besonderem Maße. Die Komplexität der gesamten Areals-Entwicklung hat von Anfang an Transparenz gefordert, und die Gemeinde wurde ihr in vollem Umfang gerecht.

In Bezug auf die Realisierung steht außer Frage, dass dem Vorhaben Waldbestand wird weichen müssen. Hierfür ist aber in Form von Ausgleichsflächen und Neuaufforstung Abhilfe zu schaffen. Der Naturschutz kommt also nicht zu kurz und ist von Gesetz wegen bereits in einem frühen Stadium der Planung zu berücksichtigen.

Ich hoffe, ja ich wünsche mir, dass der Gemeinderat in Wahrnehmung seiner kommunalen Planungshoheit an den Planungen festhalten wird und im Falle eines Bürgerentscheids in der Lage ist, die Mehrheit der Wörthseer Bürgerinnen und Bürger davon zu überzeugen, dass dieses Bauprojekt eines zweiten Nahversorgers nicht nur für das Areal mit seinen drei zentralen Wohnbau-Großprojekten, sondern für die gesamte Gemeinde von elementarer Bedeutung ist.

Roman Brück, Wörthsee

Sortiment sinnvoll reduzieren

Vollsortimenter oder Qualitätssortimenter ? Wie sähen die riesigen Supermärkte aus, wenn sie ihr Sortiment reduzierten auf Waren, die Sinn machen, die der Mensch braucht, um gesund zu leben, die der Umwelt nicht schaden durch lange Transporte, Pestizidlasten, durch industrielle unnatürliche Verarbeitung usw.? Diese Supermärkte wären HALB so groß und die Käufer hätten es einfacher ihr Produkt zu finden. Und: viel weniger Lebensmittel würden im Müll landen.

In den Regalen stünden Waren, die preisgünstiger sein könnten, weil sie nicht mit viel Geld beworben werden müssten. Wer braucht schon dutzenderlei und mehr Marmeladensorten, 50 Käsehappen in viel zu viel Plastik verpackt, gekochte Kartoffeln im Glas oder in der Büchse, Dutzende Fischkonserven, von denen der erste Bissen gut schmeckt und der Rest einen merkwürdigen Metallgeschmack hat. Dies sind nur ein paar Beispiele, es gäbe viel zu viele mehr.

Auf den Einwand, Auswahl sei wichtig, kann ich nur mit preisgekrönten Köchen antworten: Je natürlicher und hochwertiger ein Lebensmittel ist, desto einfacher ist es, etwas Feines auf den Tisch zu zaubern. Weniger ist oft mehr. Durchschauen wir die Tricks der Nahrungsmittelindustrie. Machen wir uns kundig! Lassen wir öfter mal für uns Herrn oder Frau Hunger kochen, einen gesunden Hunger. Dann schmecken uns frisch gekochte Kartoffeln oder Reis oder gute Nudeln mit frischem Salat. Aber nicht einer, der schon in seinem Plastiksarg dahin welkt.

Es gibt sie übrigens die kleineren und mittleren gut gehenden Supermärkte und ihren dankbaren Kundenstamm. Sollte sich die Gemeinde Wörthsee nicht an ihnen orientieren und nur Investoren zulassen, die diese Vorgaben einhalten? Die Gemeinde hat lobenswerter Weise schon einmal bewiesen, dass sie der Herr im Haus ist, indem sie den Raabe (Gasthaus, Anm. d. Red.) gekauft hat und einen oder mehrere Investoren abgelehnte. Gewinn durch immer größer, immer mehr........... ?

Wir wissen doch, dass dies das falsche Wirtschaften wäre auf einem Planeten, dessen Ressourcen keinesfalls endlos sind.

Irmtraud Helm, Wörthsee

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Quelle:
SZ vom 11.01.2021
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