Streit beim Kloster Andechs:Sündhaft teures Luftschloss

122 Zimmer und Pool: Das Kloster Andechs und ein Architekt streiten weiter vor Gericht über die Planungskosten für ein nicht realisiertes Pilgerhotel.

Christian Deussing

Der hartnäckige Streit um Planungskosten für ein nicht gebautes Pilgerhotel am Fuße des Heiligen Berges in Andechs geht in die nächste Runde: Der Architekt Friedrich Adam Mayer aus Rottach-Egern hat jetzt kurz vor Ablauf der Frist die Berufung gegen das Landgerichtsurteil vom Mai dieses Jahres begründet und hofft, dass in höherer Instanz beim 9. Senat des Oberlandesgerichts München die "Rechtsfehler" in diesem Prozess gegen die Abtei St. Bonifaz erkannt werden.

Andechs: Kloster Andechs / Klosterkirche

Am Fuße des Heiligen Berges in Andechs sollte ein großes Pilgerhotel gebaut werden - mit 122 Zimmern und Pool. Es hätte vermutlich etwa 23 Millionen Euro gekostet. Nachdem der frühere Prior Anselm Bilgri das Kloster verlassen hatte, schlief das Projekt aber ein.

(Foto: Johannes Simon)

Wie berichtet, fordert der 76-jährige Kläger - der unter anderem die CSU-Tagesstätte in Wildbad Kreuth konzipiert und das Kloster Banz renoviert hat - 260.000 Euro an "nicht honorierten Leistungen" nebst Verzugszinsen für die Wallfahrer-Herberge. Die Richter hatten entschieden, dass der Planer dafür keinen Auftrag nachweisen könne und es auch keinen "vergütungspflichtigen Architektenvertrag" gebe. Dagegen pocht Mayer weiterhin darauf, dass die "Architektenleistungen ausschließlich vom Kloster Andechs bestimmt" worden seien.

Die treibenden Kräfte für das Hotelprojekt mit 122 Zimmern und Pool, das insgesamt rund 23 Millionen Euro gekostet hätte, waren Ex-Prior Anselm Bilgri und der frühere Verwaltungschef des Klosters, Jürgen Schott. Beide trennten sich im Streit von den Andechser Mönchen - und das ehrgeizige Bauvorhaben schlief vor sechs Jahren ein. Denn der neue Abt Johannes Eckert zeigte kein Interesse an den Hotelplänen von Anselm Bilgri.

Sowohl Bilgri als auch der frühere Verwaltungschef Schott sagten im Prozess vor dem Landgericht München I aus. Dabei gab Ex-Pater Anselm unter anderem zu Protokoll, er sei davon ausgegangen, dass ein "entsprechender Planungsauftrag" erteilt worden sei. Er habe zudem darauf hingewiesen, dass auf das Kloster Kosten zukommen könnten, wenn ein Investor nicht gefunden werde. Zunächst hatte Mayer nämlich mit der "Viva Familia Projektentwicklungs GmbH" aus Pullach abgerechnet. Doch die Zusammenarbeit zwischen dem Andechser Kloster und diesem Bauträger endete bereits im Frühjahr 2000.

Für Jan Korensky, Anwalt des Architekten, ist nicht nachvollziehbar, warum das Landgericht wichtige Aussagen der damaligen Protagonisten wie Bilgri und Schott nicht gewürdigt habe. Deren "entscheidungserheblichen" Passagen seien entweder "gar nicht, nur teilweise oder im falschen Zusammenhang" im Urteil berücksichtigt worden, sagte der Jurist der SZ. Zudem sei der Planer beauftragt worden, Ersatzwohnungen für das Personalhaus zu bauen, das für ein Pilgerhotel hätte weichen müssen.

Hingegen erklärte gestern Kloster-Sprecher Martin Glaab auf Anfrage der SZ, dass "vom Konvent zu keinem Zeitpunkt ein Architektenauftrag" eines nie realisierten Hotels erteilt worden sei. Die Richter wären somit der Rechtsauffassung des Klosters gefolgt, das nun der "Berufungsverhandlung sehr gelassen entgegen" sehe, so Glaab. Nicht kommentieren wollte er aber, dass Mayer vor dem Rechtsstreit zur Güte 110.000 Euro geboten worden waren.

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