Straßennamen:Protest gegen Umbenennung

Stockdorf: Max-Dingler-Strasse

Die Haltung des Gautinger Gemeinderats ist eindeutig: Max Dingler soll Oskar Maria Graf weichen.

(Foto: Nila Thiel)

Gauting will bei Umschreibung von Ausweisen auf Gebühr verzichten

Gegen die beabsichtigte Umbenennung der Max-Dingler-Straße ist am Freitag ein Protestschreiben im Gautinger Rathaus eingegangen: Gertraud Mayr, die seit 53 Jahren dort wohnt, hat erneut Unterschriften bei den Nachbarn gesammelt, diesmal fanden sich 30 Unterzeichner. Schon 2013 hatte der Gemeinderat die nach einem erklärten Anhänger des Nazi-Regimes benannte Straße im Dichterviertel umtaufen wollen, gab das Vorhaben dann aber angesichts des Widerstands der Anwohner wieder auf.

In ihrem Schreiben betont Mayr, es ginge ihr nicht um "die Umbenennung an sich, sondern die beabsichtigte Kostenaufbürdung". Anwohner müssten ihre Adressen auf Personalausweis, Fahrzeugschein, für Versicherungen und Internetkonten ändern. Bis auf zwei, die im Urlaub sind, und einem Herren, der um Bedenkzeit bat, hätten alle die Liste sofort unterzeichnet. "Niemand in unserer Straße wusste etwas vom Gesinnungswandel Dinglers", sagt Mayr. Da der Zoologe und Mundartdichter fast vergessen sei, mache eine Umbenennung wenig Sinn. Dies ließe sich freilich auch als Argument anführen, um nicht mit dem Straßennamen an Dingler zu erinnern. Mayr findet, "eine günstigere Ersatzlösung sollte im Vordergrund stehen" - etwa mit einem Zusatz an Straßenschildern, um die Gesinnung Dinglers kritisch zu kommentieren.

Dies könnte sich der Gemeinderat auch "in anderen Fällen durchaus vorstellen", sagt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU): "Aber nicht bei Max Dingler, weil er schon beim Hitlerputsch dabei war und sich später nie von der NS-Ideologie distanziert hat." Das Protestschreiben komme nicht überraschend: "Es war damit zu rechnen, dass die Anlieger auch diesmal nicht begeistert sind." Der Gemeinderat habe ja trotz Kenntnis des Protests von 2013 einstimmig für eine Umbenennung in Oskar-Maria-Graf-Straße votiert. Um den Anwohnern entgegenzukommen, wolle man von ihnen im Meldeamt keine Verwaltungskosten für das Umschreiben von Ausweispapieren fordern, sagt Kössinger. In Gauting soll auch die Ina-Seidel- zur Marieluise-Fleißer-Straße werden, weil Seidel viele Elogen auf die Naziherrschaft verfasst hat. Und im Bauausschuss steht die Umbenennung einer weiteren Straße an - diesmal aber nicht aus politischen Gründen: Eine Bahnhofstraße ist sowohl in Stockdorf wie im Hauptort zu finden.

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