Viele träumen vom großen Abenteuer, die meisten schrecken dann doch wieder davor zurück, "aber bei uns ist die Zuversicht stärker als die Angst". Marija Frick und ihr Mann Alexander waren ein Jahr mit ihren Kindern im Wohnmobil auf Tour und haben sich in Berlin als Straßenmusiker durchgeschlagen. Nun stellen die Sängerin und der Gitarrist Songs aus ihrem Debütalbum "Liebe will gefunden werden" in Herrsching und Starnberg vor, passenderweise zu zwei Strandmärkten unter freiem Himmel an den Promenaden in Herrsching und Starnberg.
Die Mischung, auf die das Duo "Gossengospel" setzt, ist nicht allzu oft zu hören. Die Basis sind leicht poppige Songs mit Elementen aus Rock und Blues, Soul und Jazz, die oft zum Finale hin noch einen Zahn zulegen. Dazu kommen deutsche Texte, die vom Aufbrechen und Vagabundieren erzählen, von der Suche nach sich selbst oder auch von der Versuchung, "Sicherheit vor Leben" zu stellen und "Geld vor Gefühl". Gerade der Opener der CD, "Ich ziehe los", hört sich fast so an, als hätte Garry Moore das Mikro achselzuckend an eine Chansonette abgegeben. Tatsächlich ist Sängerin Marija Frick mit der Musik von Édith Piaf groß geworden, wie sie sagt. Und das Ehepaar schätzt Songs der Siebzigerjahre, das "ganz alte Zeug von Etta Jones, Carlos Santana oder Mahalia Jackson".
Die beiden kennen, wovon sie singen: 2015 erfüllten sie sich einen Traum und gingen mit einem Oldtimer-Wohnmobil für ein Jahr auf Tour. Freunde hatten das acht Meter lange und 3,5 Tonnen schwere Gefährt gekauft und ihnen vermietet. Die gebürtige Stuttgarterin und ihr Ehemann aus Wiesbaden, der in Düsseldorf aufgewachsen ist, lösten ihre Wohnung in Murnau auf und befreiten ihre drei Buben im Alter von acht, zehn und zwölf Jahren erstmal von der Schule.
Eigentlich wollte die Familie durch Europa tingeln, letztlich blieb sie dann in Berlin hängen. Die Fricks zogen mit ihrem Mobil von Stellplatz zu Stellplatz, traten mal im Mauerpark auf und mal bei der offenen Bühne im Theater Heimathafen Neukölln. "Straßenmusik ist eine gute Schule", sagen sie. Denn die Zuhörer machten kein Hehl aus ihrer Begeisterung oder Empörung, drohten einem schon mal Schläge an oder tanzten enthusiastisch mit. "Das ist Ying und Yang zur selben Zeit, das musst du aushalten", sagt Marija Frick.
Mit dem Winter brach auch die härteste Zeit über die Familie herein
Im November 2016 kam die harte Zeit für Straßenmusiker: Die Batterien in Alexander Fricks kleinem Verstärker gaben wegen der Kälte schneller auf, die Finger wurden klamm. Marija Frick fühlte sich leergesungen, und die Kinder wollten zurück ins überschaubare Murnau. Ende des Jahres war die Familie wieder am Staffelsee.
In Berlin hatten ihre Zuhörer immer wieder nach einer CD gefragt, "als Musiker bist du ohne CD wie ein Autor ohne Buch", sagt der Gitarrist. Und so kamen der 45-Jährige, der früher Schreiner war, Kindern Karate beibrachte und als Office- und Facility-Manager arbeitete, und seine Frau, ehemalige Zahnarzthelferin und Personalsachbearbeiterin an einer Klinik, auf die Idee, ihre Songs festzuhalten. Sie gründeten eine Band und nahmen "Liebe will gefunden werden" auf. Vor zwei Jahren kam das Album auf den Markt und landete im Oktober 2020 immerhin auf Platz 24 der österreichischen Rockcharts, wie die Sängerin sagt. Mit dem Gastspiel in Herrsching schließe sich übrigens der Kreis. Denn der erste Auftritt von Gossengospel sei 2013 bei einem Strandmarkt gewesen.
Das Duo kommt am 4. Juni nach Herrsching (Seepromenade am alten Sportplatz Rieder Straße/Ecke Madeleine-Ruoff-Straße) und am 18. Juni nach Starnberg (Seepromenade zwischen Undosa und Segelverein). Die Konzerte beginnen jeweils um 14 Uhr.