Nach dem drastischen Gewinneinbruch im vergangenen Jahr hat der Autozulieferer Webasto seinen bereits im März angekündigten Sparkurs verschärft, um in angespannter Lage im brancheninternen Wettbewerb zu bestehen. „Die Zeiten stabilen Wachstums sind vorbei“, sagt Vorstandschef Holger Engelmann. Man sei aber „auf dem richtigen Weg und habe in den vergangenen Monaten operativ große Fortschritte gemacht, die finanzielle Performance nachhaltig zu stärken“. Nach eigenen Angaben hat die Webasto-Gruppe bei einem Umsatz von rund 4,6 Milliarden Euro im Vorjahr lediglich eine Umsatzrendite von unter einem Prozent erzielt. Seitdem schrillen in dem Konzern, der weltweit 16 600 Mitarbeiter beschäftigt, die Alarmglocken.
In China, wo Webasto seit mehr als 20 Jahren agiert, ist nach eigener Auskunft der Umsatz erstmals gesunken. Geschlossen wurden dort wegen der Absatzflaute inzwischen zwei von neun Produktionswerken. Betroffen seien davon 500 Mitarbeiter, bestätigt eine Firmensprecherin. Auch der Standort in Gilching für Global Comfort Solutions und thermische Systemprodukte, der vor 16 Jahren feierlich als „Meilenstein in der Firmengeschichte“ eingeweiht worden war, wird aufgegeben. Die fast 570 Mitarbeiter sollen im kommenden Jahr in der Stockdorfer Zentrale weiterbeschäftigt werden. Der Umzug ist für das zweite Halbjahr 2025 geplant. Mittlerweile würden an beiden Standorten etwa 100 Beschäftige weniger arbeiten als noch zum Jahresbeginn, teilt das Unternehmen mit. Derzeit sind es am Hauptsitz rund 1340 Mitarbeiter.
Dagegen steht der Standort in Utting mit seinen 350 Mitarbeitern bisher nicht zur Disposition. Dort werden Schiebedächer für Fahrzeughersteller produziert. Doch dieser Standort sei „auch von der künftigen Entwicklung der Auftragslage abhängig“, sagt die Sprecherin. Bei der Herstellung von Dächern, Heizern und Batterien gehe es vor allem um gesteigerte Effizienz und angepasste Kapazitäten. Insgesamt legte Webasto ein „Optimierungsprogramm“ auf, das Kosten senken und Stellen in den Bereichen wie Verwaltung, Entwicklung und Vertrieb einsparen soll. Damit will die Firma ihre Profitabilität verbessern.
Der Stellenabbau soll über eine „natürliche Fluktuation“ erfolgen, um Kündigungen zu vermeiden. Mit Fluktuation ist gemeint: Vorruhestand, Abfindungen, Weggang oder flexiblere Arbeitszeiten. Zudem werde ein „sehr restriktiver Kurs“ bei Neueinstellungen gefahren, erklärt Firmenchef Engelmann. Dazu gehöre auch, ausgeschriebene Stellen kritisch zu überprüfen und freie Positionen, die unverzichtbar seien, möglichst intern zu besetzen.
Ein weiterer Schalthebel ist die Umwandlung von Weihnachtsgeld in Urlaubstage. Dies habe man beispielsweise für Verwaltungsstandorte in Deutschland gemeinsam mit dem Betriebsrat für dieses Jahr vereinbart, teilt die Webasto-Sprecherin mit. Zudem werde es vom 22. Dezember bis zum 10. Januar 2025 eine Betriebsruhe mit zwölf Tagen zusätzlichem Urlaub geben, wenn auf Weihnachtsgeld verzichtet werde.
Der rigide Sparkurs umfasst auch, dass der global agierende Konzern nach dem enttäuschenden Vorjahr insgesamt 1600 Stellen streicht – was in etwa zehn Prozent der Belegschaft entspricht. Aber bislang läuft dies noch ohne Entlassungen. Allerdings hat der Webasto-Chef auch klare Forderungen an die Kunden, sprich Autohersteller: Denn angesichts der enormen Preisentwicklungen und stark schwankender Abrufe im Rahmen von Serienprodukten seien die Verträge aus den Vorkrisenzeiten „nicht mehr tragfähig“.
Die Geschäftsbeziehungen müssten daher neu justiert werden, betont Engelmann. Er macht aber auch deutlich, dass Webasto an seinem Investitionskurs festhalte, auch wenn die Herausforderungen der Branche groß blieben und „teilweise nicht kalkulierbar“ seien.