Naturschutz:Bürgerinitiative will Neubau an der Würm verhindern

Naturschutz: Ein grünes Idyll mitten im Ort: Eine kleine Brücke führt vom Firmengelände von Stanz Schmidt über die Würm zu einem bisher unbebauten Grundstück. Die Eigentümer wollen die Flächen auf beiden Seiten des Baches neu bebauen.

Ein grünes Idyll mitten im Ort: Eine kleine Brücke führt vom Firmengelände von Stanz Schmidt über die Würm zu einem bisher unbebauten Grundstück. Die Eigentümer wollen die Flächen auf beiden Seiten des Baches neu bebauen.

(Foto: Nila Thiel)

Stockdorfer kämpfen um den Erhalt einer Grünfläche mitten im Ort. Das Grundstück gehört zu einem größeren Firmen-Areal, das komplett umgestaltet werden soll. Dafür läuft gerade ein Architektenwettbewerb.

Von Michael Berzl, Gauting

Während Architekten Vorschläge entwickeln, wie eine neue Bebauung auf Grundstücken mitten in Stockdorf aussehen könnte, formiert sich eine Bürgerinitiative, die genau das in Teilen verhindern will. Ihnen geht es um eine Fläche an der Würm, die bisher unbebaut ist. Eine Erbengemeinschaft will das Gelände beidseits des Flusslaufs in großem Stil neu gestalten; das betrifft vor allem das bisherige Firmengelände von Stanz-Schmidt, aber eben auch die Grünfläche gegenüber. Dort würden die Eigentümer gerne ein dreigeschossiges Wohnhaus errichten. Etwa 60 Kritiker dieses Vorhabens sind vor zwei Wochen zu einer ersten Protestversammlung zusammengekommen, und dabei wird es wohl nicht bleiben, kündigt die ehemalige SPD-Gemeinderätin Hannelore Krumbholz an.

Der Konflikt in Stockdorf ist geradezu typisch in einer Region, wo Wohnraum fehlt: Aktuell gibt es mehrere Beispiele, wo Grünflächen im Ort dem Bau neuer Häuser weichen sollen. Nur ein Stück die Würm hinunter in Planegg hat der Gemeinderat nach kontroverser Debatte mehrheitlich beschlossen, ein teilweise unberührtes Gebiet zwischen Bahnhof- und Germeringer Straße beidseits bebauen zu lassen. Und in Tutzing kämpfen Anwohner unter dem Motto "Rettet den Bareisl" um ein Idyll mit Spielplatz. Auch dort soll neu gebaut werden.

Das etwa einen Hektar große Grundstück in Stockdorf, das nun so viel Beachtung findet, war vielen lange unbekannt: auf der einen Seite die Würm, auf der anderen Wohnhäuser, die beiden Zugänge im Norden und Süden stets versperrt. Bei einem Ortsfest vor gut einem Jahr konnte sich die Öffentlichkeit dort zum ersten Mal umsehen. Viele Stockdorfer hatten die Gelegenheit genutzt.

Und einige sind offenbar der Ansicht, dass die Grünfläche so bleiben soll, wie sie ist. Nach Angaben der Ex-Gemeinderätin Krumbholz, die in direkter Nachbarschaft wohnt und eine Sprecherinnenfunktion in der Initiative gegen eine Bebauung übernommen hat, sind zur Protestversammlung deutlich mehr Teilnehmer gekommen, als sie erwartet hatte. Darunter Vertreter von SPD und Grünen sowie von Naturschutzverbänden. Man sei sich einig gewesen, eine Bürgerinitiative zu gründen; eine Klage gegen eine Bebauung sei nicht ausgeschlossen. Dass der Zugang zu dem Grundstück bisher versperrt ist, hält sie für rechtswidrig, da das Gelände rechtlich als Wald eingestuft sei, wo jedermann freien Zugang habe.

Naturschutz: Das Firmengelände von Stanz Schmidt befindet sich mitten in Stockdorf und soll komplett neu bebaut werden. Dafür haben die Eigentümer in Abstimmung mit der Gemeinde einen Architektenwettbewerb gestartet, der sich auch auf eine Grünfläche auf der anderen Seite der Würm erstreckt.

Das Firmengelände von Stanz Schmidt befindet sich mitten in Stockdorf und soll komplett neu bebaut werden. Dafür haben die Eigentümer in Abstimmung mit der Gemeinde einen Architektenwettbewerb gestartet, der sich auch auf eine Grünfläche auf der anderen Seite der Würm erstreckt.

(Foto: Georgine Treybal)

Unterstützung erhält die Initiative vom Bund Naturschutz (BN). Die Starnberger Kreisgruppe lehne dort jegliche Art von Bebauung ab, "da eine nachhaltige und umweltschonende Bebauung in so einem Gebiet nicht möglich ist", erklärt der Vorsitzende Günter Schorn. Bei der Fläche an der Würm handle es sich um einen regionalen Klimaschutz - und Erholungswald, heißt es in einer Mitteilung des BN. Entsprechende Recherchen habe das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bestätigt. Zudem habe Ellen Hacker, stellvertretende BN-Ortsvorsitzende und Fledermausberaterin des Landkreises, dort Fledermäuse beobachtet. Diese seien nach Naturschutzrecht geschützt; ihre Lebensbereiche dürften nicht wissentlich gestört oder vernichtet werden. Schorn fordert daher: "Wir müssen Lebensräume schützen und nicht dem Profit opfern."

Unterdessen gehen aber die Vorbereitungen für eine Neubebauung weiter. Die Santini Gmbh + Co. Grundstücksverwaltungs KG hat im März zehn Büros zu einem Architektenwettbewerb eingeladen, nachdem der Bauausschuss des Gautinger Gemeinderats dieses Vorgehen mehrheitlich gebilligt hat. Vor allem geht es dabei um das bisherige Firmengelände von Stanz Schmidt direkt an der Ortsdurchfahrt; außer einem Wasserkraftwerk soll dort nichts stehen bleiben. Überplant wird in dem Zusammenhang aber auch die etwa 1,6 Hektar große Grünfläche auf der anderen Seite der Würm. Zehn ausgewählte Büros wurden dazu eingeladen. Gut drei Wochen haben sie noch Zeit, ihre Arbeiten abzugeben, einen Monat darauf soll am 27. Juli das Preisgericht tagen.

Naturschutz: Ein Jahr ist es nun her, dass sich die Stockdorfer im Rahmen eines Ortsfestes zum ersten Mal auf dem sonst abgesperrten Grundstück an der Würm umsehen konnten.

Ein Jahr ist es nun her, dass sich die Stockdorfer im Rahmen eines Ortsfestes zum ersten Mal auf dem sonst abgesperrten Grundstück an der Würm umsehen konnten.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Allerdings sind die Grundeigentümer dann immer noch auf Wohlwollen und eine Gemeinderatsmehrheit in ihrem Sinne angewiesen, denn Baurecht müsste auf dem Areal westlich der Würm erst noch geschaffen werden. "Wir sind uns der Sensibilität des Grundstücks durchaus bewusst", sagt Andreas Hitzler, Geschäftsführer der Santini-Gruppe zu den nun aufkeimenden Protesten. Es handle sich vor allem um direkte Nachbarn. Viele Stockdorfer hätten sich hingegen den Ideen der Eigentümer gegenüber aufgeschlossen gezeigt. Die Santini-Gruppe wirbt damit, im Zuge einer Neukonzeption werde das Grundstück öffentlich zugänglich gemacht. Hitzler verweist zudem auf die umfangreichen ökologischen Vorgaben in der Auslobung Architektenwettbewerbs. Unter anderem werden darin die Fledermausquartiere und ihre Jagdhabitate ausdrücklich berücksichtigt.

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