Stockdorf:Schwelbrand im Obdachlosenheim

Stockdorf: Forstkastenstr. Schwefelbrand

Mutter und Tochter sind noch im Schlafanzug, als das Feuer ausbricht. Sie können zusammen mit ihren Haustieren in ihre Wohnung zurückkehren.

(Foto: Nila Thiel)

Die Flamme einer Kerze hat offenbar das Feuer in einer Baracke am Waldrand ausgelöst. Ein 54-Jähriger muss mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus

Von Christian Deussing, Stockdorf

Im Obdachlosenheim an der Forst-Kasten-Straße in Stockdorf ist am Dienstagmorgen ein Feuer ausgebrochen. Dabei erlitt ein 54-jähriger Bewohner eine leichte Rauchvergiftung und musste vom Notarzt behandelt werden. Der Mann wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gefahren, ist aber mittlerweile wieder entlassen. Wie die Polizei mitteilt, mussten mit Atemschutzmasken ausgerüstete Feuerwehrleute die Tür aufbrechen, weil der Bewohner sich zuerst geweigert habe, die Baracke zu verlassen.

Der Brand sei im Bereich des Kamins ausgebrochen und habe zu einer starken Rauchentwicklung geführt, berichtete Kreisbrandmeister Klaus Ringhoff. Im Einsatz waren etwa 50 Feuerwehrleute aus Stockdorf, Krailling und Gauting, die die Flammen im Dachstuhl schnell löschen konnten. Danach öffneten die Einsatzkräfte von einer Drehleiter aus von oben das Dach der Unterkunft, um Glutnester zu finden und nachzulöschen. Der Schaden beträgt etwa 10 000 Euro, teilte die Polizei mit. Sie ermittelt nun wegen fahrlässiger Brandstiftung.

Der Polizei zufolge hatte die Flamme einer Kerze in einer offenen Laube Papier entzündet. Josef Huber, der auf dem Fahrrad vom Einkaufen zurückkam, bemerkte eine Rauchsäule. Der 77-jährige wohnt ebenfalls in der Unterkunft und klingelte sofort an einer Tür, um die Bewohner zu warnen. Dann alarmierte er die Feuerwehr. Der Mann habe "sehr gut reagiert" und damit vielleicht sogar Leben gerettet, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums München der SZ.

Eine 55-jährige Frau und ihre 24 Jahre alte Tochter hatten nach eigenen Angaben noch versucht, mit einem Eimer Wasser und Decken das Feuer zu löschen. Doch die beiden hatten keine Chance. In Decken gehüllt standen sie am Wegrand und beobachten den Feuerwehreinsatz. An der Brust der Tochter wärmte sich ihre Katze "Kandy" auf, während Mischlingshund "Willy" an der Leine noch recht ruhig wirkte und mit dem Schwanz wedelte. "Hoffentlich können wir bald wieder ins Haus", sagten die beiden Frauen traurig. Tatsächlich konnten sie noch am Dienstag in ihre Wohnung zurückkehren.

Zum Brandort ist auch der Gautinger Rathaus-Geschäftsführer Joachim Graf geeilt, um sich ein Bild von den Brandschäden zu machen. Zunächst war er davon ausgegangen, dass er zumindest vorübergehend eine Bleibe suchen müsste, am Nachmittag konnte er aber mitteilen, dass die betroffenen Personen in ihrer Unterkunft wohnen bleiben könnten. Das Dach sei wieder verschlossen worden.

Die kleine Barackensiedlung am Waldrand war am Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden. Derzeit sind sieben Menschen dort untergebracht. Der Maurer Josef Huber lebt seit 50 Jahren dort und hat viele Mitbewohner kommen und gehen sehen. Sein Haus hat er sich gemütlich eingerichtet, er hat sich damit arrangiert, in einer Behelfsunterkunft zu bewohnen. Allerdings ist ein Teil der eingeschossigen Bauten in einem erbärmlichen Zustand. Ein Haus, das an der Straße nach Forst Kasten steht, wird nun abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

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